Bessere Job-Aussichten durch Praktikum mit „IdA – Integration durch Austausch“
Marburg 17.10.2013 (pm/red) Im europäischen Ausland sprachliche Kompetenzen erweitern und die Chancen für Beruf und Zugang zum Arbeitsmarkt erhöhen auch mit gesundheitlicher Beeinträchtigung, das Programm „IdA – Integration durch Austausch“ von Arbeit und Bildung e.V. und Praxis GmbH macht es möglich. „Eine Herausforderung und tolle Erfahrung für uns alle“, erzählt Sandra Grüssing, Teilnehmerin des letzten IdA-Kurses nach Spanien. „Ein fremdes Land und Leute kennenlernen und damit deutlich bessere Berufsaussichten zu haben ist toll.“ Die blinde 34-Jährige hat dank IdA gemeinsam mit sieben weiteren Teilnehmern und Teilnehmerinnen in Playa d’Aro an der spanischen Costa Brava im Sommer ein Praktikum absolviert: In der Assocaciao d’Empresaris, der Partnerorganisation von Arbeit und Bildung e.V. und in einem Immobilienbüro im Club Nautic am Sporthafen unterstützte sie als Übersetzerin das Maklerteam, übersetzte Texte zu Immobilien und für die Tauchschule.
Auch um ihre in der Schule bereits erworbenen Spanischkenntnisse zu vertiefen, habe sich der Aufenthalt sehr gelohnt. Wirtschaftsspanisch gab es automatisch inklusive. „Ich wollte schon immer einen Auslandsaufenthalt machen“, sagt sie. Spanien habe der Gruppe den Horizont geöffnet, „und uns allen neuen Elan und Schwung gegeben.“
Nach ihrer Ausbildung an der Blindenstudienanstalt Marburg zur staatlich geprüften Assistentin für Fremdsprachensekretariate 2011 fand sie keinen Job und war arbeitslos. „Das IdA-Programm war die beste Chance, die ich nutzen konnte“, so Grüssing. Nun hat sie eine Arbeitsgelegenheit im Integrationsfachdienst IFD der Neuen Arbeit Marburg im Projekt „Verleih von Hilfsmitteln für Blinde und Sehbehinderte“.
Ähnlich ging es den anderen. Die IdA-Gruppe bestand aus fünf Frauen und zwei Männern im Alter von 33 bis 61 Jahren, darunter auch Arbeitslose mit Seh- und Körperbehinderung, oder mit psychischen Einschränkungen. Nach sechswöchiger Vorbereitung mit Sprach-Intensivkurs, interkulturellem Training, Kommunikations- und Konflikttraining in der Gruppe, ging es für weitere sechs Wochen an die Costa Brava, „Das ist keineswegs vergleichbar mit einem Praktikum in Deutschland, denn ich konnte trotz Blindheit selbständig und eigenverantwortlich arbeiten und war dennoch nicht allein.“ Neben Arbeit und Unterricht gab es ein Kulturprogramm mit gemeinsamen Stadtbesichtigungen in Barcelona, Girona, Palamos, Konzertbesuchen und natürlich Ausflüge ans Meer.
Auf die Frage, was Sandra Grüssing am besten gefallen hat, antwortet sie: „Zu sehen, wie es mit der Verständigung in einer fremden Sprache funktioniert, der tolle Zusammenhalt in der Gruppe, die lockere Mentalität und das sonnige Gemüt der Spanier. Wenn es Schwierigkeiten gab, halfen wir uns gegenseitig und spornten einander an. Außerdem hatten die Betreuer vor Ort sowie auch die Kursleitung in Marburg immer ein Offenes Ohr für uns und fanden schnelle Lösungen.“ Grüssing ist der Ansicht, dass jeder, egal mit welcher Behinderung oder Einschränkung, das Recht habe, etwas zu lernen und sich beruflich fortzubilden. „Mit dieser Erfahrung haben wir alle neue Perspektiven gefunden: Vollzeitarbeitsstelle, Ausbildung, Weiterbildung, AGL-Stelle. Wir sind uns einig, es war für uns eine bereichernde Erfahrung“, sagt sie glücklich.
Teilnehmen an dieser insgesamt 4,5-monatigen berufspraktischen Weiterbildung können junge und ältere Erwachsene ab 18 Jahren mit und ohne gesundheitlichen Beeinträchtigungen, um neue, berufliche Perspektiven zu entwickeln sowie den Erwerb sprachlicher und interkultureller Kompetenzen zu verbessern. „Darüber hinaus ist es Ziel, gegebenenfalls Flexibilität und Mobilität der Teilnehmer zu aktivieren“, erklärt Kursleiterin Magdolna Bezerédy, „mit oder ohne Sprachkenntnisse, für alle Qualifikationsniveaus und beruflichen Interessenslagen“. Kosten für Reise, Unterkunft und Verpflegung ebenso wie für Transportmittel im Ausland, Unternehmungen und kulturelle Aktivitäten werden durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und den Europäischen Sozial Fond (ESF) gefördert, die Teilnahme ist daher kostenfrei. Für Alleinerziehende ist die Kinderbetreuung im Ausland und in Deutschland gesichert.
Mehr Infos unter www.ida-marburg.de oder Telefon 0 64 21 / 96 36 0, Ansprechpartnerin Jutta Alberti.