Ausstellung „Hessen hybrid. Vom Kommen und Gehen in 5 Jahrhunderten“ im Landgrafenschloss
Menschen haben eine ganz eigene Beziehung zu den Dingen, mit denen sie sich umgeben. Durchschnittlich 10.000 Gegenstände bewahrt jeder Westeuropäer heute zu Hause auf. Wer sich auf Wanderung begibt, seine Heimat verlässt und sich an neuen Wohnorten ansiedelt, nimmt nützliche und liebgewonnene Sachen mit auf Reisen. Um solche Reisebegleiter, die in Zeiten der Verunsicherung und des Wandels emotionalen Halt bieten, zum Beispiel Glücksbringer oder religiöse Objekte, geht es in der Ausstellung „Hessen hybrid“.
Die hessische Kultur und Identität ist wie alle Regionalkulturen nicht ewig und unveränderlich. Sie ist ein hybrides, also ein gemischtes, Gebilde, das im Laufe der Geschichte ständig neu entsteht und sich anpasst. Die Ausstellung wirft Schlaglichter auf die Geschichte von Einwanderungen nach Hessen und Auswanderungen aus Hessen in die Welt anhand von fünf Beispielen aus fünf Jahrhunderten.
Ausstellungsbesucher lernen die Geschichte des Wolfhageners Hans Staden kennen, den zwei Schiffsreisen im 16. Jahrhundert nach Brasilien zu den Stämmen der Küstentupi führten. Sie erfahren, wie verfolgte Hugenotten im 17. Jahrhundert in Hessen eine neue Heimat fanden und ihre Handwerks- und Anbautechniken mitbrachten. Anhand der erhalten gebliebenen Gegenstände eines hessischen Rekruten aus dem 18. Jahrhundert wird gezeigt, wie dieser seine Reise nach Amerika erlebte. Schließlich sind die Reisebegleiter von Menschen zu sehen, die im 19. Jahrhundert nach Amerika auswanderten und von Russlanddeutschen, die im 20. Jahrhundert nach Hessen zurückkehrten.
Die Ausstellung ist im Rahmen des volkskundlich-kulturwissenschaftlichen Ideenwettbewerbs „Die Dinge und ihre Bedeutungen“ entstanden, den das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst zusammen mit dem Freilichtmuseum und der Hessischen Vereinigung für Volkskunde im Jahr 2009 ausgelobt hat. Der Siegerbeitrag „Hessen hybrid“ – 5 Beispiele aus 5 Jahrhunderten der Arbeitsgemeinschaft Museumskultur des Graduiertenzentrums Kulturwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität in Gießen wurde im Freilichtmuseum Hessenpark umgesetzt. „Hessen hybrid“ ist als Wanderausstellung konzipiert und kann jetzt modifiziert in Marburg besucht werden. Anlässlich der Ausstellung „Hessen hybrid“ hat das Museum für Kunst und Kulturgeschichte ausgewählte Exponate der Dauerausstellung neu kommentiert, wodurch ein Pfad des Kulturaustauschs durch das Landgrafenschloss entstanden ist.
Die Ausstellung ist vom 8. Dezember 2013 bis 15. Juni 2014 im Museum für Kulturgeschichte im Marburger Landgrafenschloss zu sehen. Die Öffnungszeiten sind dienstags bis sonntags von 10 bis 16 Uhr (April-Juni bis 18 Uhr).