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Mein Osterspaziergang in der Eifel

Logo Gastbeitragvon Ursula Wöll
140225 „Ich fahre zum Ostermarsch nach Büchel in der Eifel, wo amerikanische Atomsprengköpfe in Bundeswehrdepots lagern. Kommst Du mit am 21. April?“ So fragte ich kürzlich meine Bekannte Erna. Und weil die noch schlechter zu Fuß ist als ich, fügte ich hinzu: „Da können wir das Auto direkt vor den Toren der Militäranlage auf den Wiesen parken, wo auch die Kundgebung stattfindet. Außerdem wird das ein herrlicher Ausflug, hinter Cochem geht es in Kurven bergauf, man hat einen sagenhaften Ausblick über das Mosel-Tal.“ „Das bringt doch nichts. Meinst Du, dadurch kämen diese Atomwaffen endlich weg?“ Peng, Ernas kurze Antwort saß. Auf den ersten Blick hat sie ja recht. Natürlich erwarte auch ich nicht, dass diese Waffen im Mai verschwunden sind. Ich war ja bereits zweimal in Büchel, und es half nicht. Aber es half, das berechtigte Anliegen in der Diskussion zu halten.

Und schön war es außerdem, bunt, fröhlich und friedlich, inmitten von Wald und Wiesen. Ich erinnere mich an eine Rede, die der berühmte Professor Horst Eberhard Richter aus Giessen als Mitglied der ‚Ärzte gegen den Atomtod‘ dort hielt, damals schon sehr alt und nun leider verstorben. Ich erinnere mich an das Orchester „Lebenslaute“, das Orchestermusiker aus ganz Deutschland vereint und auch schon vor der berüchtigten Waffenfabrik Heckler + Koch in Oberndorf am Neckar mit Beethoven und Schubert protestierte. Auch in Büchel traten sie in festlichem Schwarz auf, so dass ihnen die Sonne ordentlich einheizte. Während des Einübens vor ihrem Auftritt schoben sie den Walzer von Schostakowitsch ein, so dass die Zuschauer spontan über die Wiese schwoften. Schön das, wer wie ich nirgends organisiert ist, braucht ab und an ein wenig Gemeinschaftsgefühl und das bieten die Ostermärsche allemal. An 60 Orten finden sie 2014 wieder bundesweit statt, natürlich auch in Frankfurt, dort ebenfalls am 21. April, mit Abschluss auf dem Römerberg. Alle bundesweiten Termine findet man online.

Der Fliegerhorst in Büchel in der Eifel. Foto Wikipedia

Der Fliegerhorst in Büchel in der Eifel. Foto Wikipedia

Sie richten sich nicht nur gegen die Atomsprengköpfe, sondern gegen die astronomischen deutschen Waffenexporte und die haarsträubende weltweite Militarisierung. Das Stockholmer Friedensforschungs-Institut SIPRI sammelt die Daten in seinen Jahrbüchern. Am 31. Januar 2014 druckte das ‚Handelsblatt‘  die Umsätze aus Waffenverkäufen der zehn größten Konzerne aus dem Jahrbuch 2013 ab. An der Spitze steht das Unternehmen Lockheed Martin, das allein im Jahr 2012 für 36 Milliarden Dollar Waffen verkaufte. Alle zehn Konzerne an der Spitze verkauften im Jahr 2012 für 214,52 Milliarden Dollar Waffen. Die vielen umsatzschwächeren sind da nicht mitgerechnet, so auch die deutschen Rüstungskonzerne. An deren Spitze steht Rheinmetall mit 3 Milliarden Erlös allein aus Waffengeschäften in 2012, gefolgt von Thyssen-Krupp mit 1,53 Milliarden, Diehl mit 1,2 Milliarden und Krauss-Maffei Wegmann mit „nur“ 980 Millionen Dollar. Gefolgt von vielen anderen, wie etwa Heckler + Koch.  Das sind unvorstellbare Summen für nur ein einziges Jahr. Was würde ein Besucher vom Mars zu diesem Irrsinn sagen?

Ja, da kann man doch nicht einfach zusehen, ebensowenig wie einst Bertha von Suttner, die den Bestseller-Roman „Die Waffen nieder“ schrieb und sich heftig für den Frieden einsetzte. Sie hatte das ‚Glück‘, kurz vor Beginn des 1. Weltkrieges am 21. Juni 1914 zu sterben und das Inferno nicht mehr zu erleben. So jährt sich auch ihr Todestag zum 100. Mal. Und siehe da, liebe Erna, auch wenn die Suttner den Krieg nicht verhindern konnte, war sie vielen ein Beispiel, bis heute. Immer mehr Menschen wenden sich gegen die enormen Exporte von Rüstung, mit der anderswo Kriege geführt werden und gegen eine Aufwertung Deutschlands als globale Militärmacht. Und auch dieses Jahr werden es an Ostern, dem Symbol des Lebens, viele öffentlich machen, dass sie gegen die Verpulverung von zig Milliarden für Tötungswerkzeuge sind.

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