Museumsbox soll Kreativität wecken
140603 (yb) Die Stadt Marburg unternimmt derzeit viel und lässt es sich viel Geld kosten, um alle möglichen Visionen ihres Oberbürgermeisters mit Inhalt und Ideen zu unterfüttern. Für die BuGa-29-Bewerbung ist bekanntlich Bertelsmann engagiert worden, um in einem sogenannten Bürgerforum Anregungen zu sammeln und Mitstreiter zu motivieren. Doch soll es hoch oben im Landgrafenschloss ja zukünftig auch ein Stadtmuseum (als eine Abteilung oder wie auch immer) geben. Dummerweise fehlt es dafür an dem Entscheidenden. Es gibt in Marburg keine Sammlung(en) zur Stadtgeschichte, die man in Vitrinen oder Räumen platzieren könnte, damit sie von Besucher betrachtet werden können. Das macht gar nichts. Ein ‚Stadtmuseum‘ soll ungeachtet dessen herbei. Dann sind eben Ideen gefragt und wofür bezahlt man schließlich die Mitarbeiter im Fachdienst Kultur. Soeben teilt der Fachdienst Öffentlichkeitsarbeit mit, dass man dort fündig eworden sei – oder findig gewesen ist. Der Fachdienst Kultur wolle – in Kooperation mit dem Universitätsmuseum – jetzt eine sogenannnte Aktion „Museumsbox“ ins Leben gerufen.
Wie das geht? Ganz einfach. Man ruft alle MarburgerInnen dazu auf “ihre ganz persönliche Sicht auf Marburg und ihre eigene Stadt-Geschichte in einer kleinen Plexiglasbox abzubilden.“ Der Ideenvielfalt seien dabei keine Grenzen gesetzt, wird betont. Von „kreativ-künstlerischer Gestaltung mit Farbe und Papier, über die Präsentation persönlicher Erinnerungsstücke sowie Fotografie und Schrift“ sei alles möglich. Als Regel soll alleine gelten, alles muss sich „innerhalb der Box befinden“.
Die Box, Vorsicht nur in limitierter Stückzahl und nur zwei Stück pro Person, gibt es bei Marburg Tourismus und Marketing GmbH am Pilgrimstein und als Frist ist der 29. August 2014 festgesetzt. Die Touristiker sind also mit im Boot. Das schafft zwar kein einziges Hotelbett mehr in Marburg. Aber immerhin.
So soll es also was werden. Es gibt keine Sammlungen, keine Vorstellungen zum Stadtmuseum, schon gar nicht etwa ein Konzept. Was soll´s, wir leben schließlich im Zeitlalter des ‚Event‘. So ist eben ein bißchen Kreativität gefragt. Und eine Prise Bürgerbeteiligung. Sim, sala bimm und drei mal schwarzer Kater. Für 100 Museumsboxen wird es schon reichen. Und dann braucht es nur noch die Beschlussvorlage für das Stadtparlament. Die (ahnunglose) Rot-Grüne Mehrheit wird es schon beschließen und das Kulturamt für den nötigen begleitenden Klamauk sorgen: Munter beschlossen, Millionen geflossen und mit dem Namen des aktuellen Oberbürgermeisters verbindet sich die fabelhafte Idee eines Stadtmuseums. Zumindest für eine ‚Egon-Vaupel-Stube‘ hoch oben über der Stadt sollte es doch reichen. Kommt dem OB doch zu, oder nicht?
Empfehlung der Redaktion: Reisen bildet, das trifft auch für Kommunalpolitiker zu. Wie wäre es zunächst mit einer Dienstreise nach Gießen zu einer Besichtigung. Dort gibt es ein Stadtmuseum, im eigens dafür wieder aufgebauten Schloss und in zwei weiteren großen Gebäuden, gelegen im Bereich Kirchenplatz und Wochenmarkt. Vielleicht dämmert es dann Egon Vaupel ein wenig von was er da eigentlich phantasiert und wofür er städtische Mitarbeiter im Kulturfachdienst hanebüchene Vorschläge ausbrüten lässt.
Vorschlag zur volkstümlich-musikalischen Einstimmung : ‚Living in a box‘ von der gleichnamigen britischen Popband. (Gibt es bei Youtube, wie auch den neuen Marburg-Film mit jugendlichem Feeling)