viva piazza fridericianum – Stricken, Stricken, Stricken bis zum 8. März

22.12.2024 (yb) Viele, sehr viele 50 x 50 cm große gestrickte oder gehäkelte Decken sollen den Friedrichsplatz am 8. und 9. März bedecken und werden anschließend zu Gunsten des Autonomen Frauenhauses Kassel versteigert.

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Lesung mit Oleg Jurjew und Olga Martynova am 20. Oktober

Jurjew MartynowaMarburg 15.10.2014 (pm/red) Beide Autoren schreiben Romane, veröffentlichen Lyrik und sind als Übersetzer aus dem Russischen und zudem auch noch journalistisch tätig. Sie lesen am 20. Oktober beide aus ihren neuen Büchern im Hessische Landestheater, Am Schwanhof 68. „Naja, denkt das Publikum, die Russen mit ihrer Schwermut“, lautete eine Aussage von Olga Martynova. Dabei kann es es nur ganz anders werden, wenn die beiden Autoren ihre neuen Werke vorstellen.

‚HALBINSEL JUDATIN‘ von Oleg Jurjew
Dieses Buch, ach was: »diese Wort-Arche aus Rotz und Heiligkeit« ist so quicklebendig, wie es nur die Erinnerung an die Kindheit und alle versunkenen Reiche dieser Welt sein kann: Während im fernen Moskau Gorbatschow das Ruder übernimmt und die UdSSR langsam und sicher auf ihr Ende zusteuert, liegen im noch ferneren Judatin, einem öden Winkel nahe der sowjetisch-finnischen Ostseegrenze, zwei Bengel krank im Bett. Der eine verbringt hier seine Ferien und träumt von Marilyn Monroes Titten; der andere, Abkömmling von Kryptojuden, die sich vor Jahrhunderten in dieser Einöde vor dem Zaren versteckt haben, fiebert nach seiner Beschneidung der Ankunft des Propheten Elias entgegen. Sie stammen aus verschiedenen Universen, wie alle Pubertierenden bewohnen sie aber dasselbe Haus: Nur durch hellhörige Wände voneinander getrennt, lauschen sie mit spitzen Ohren, um zu verstehen, was um sie herum vorgeht, und setzen sich daraus in ihren erhitzten Gehirnen die Welt zusammen. Als sie hören, ein russischer Junge sei entführt worden, um für das jüdische Osterfest geopfert zu werden, sorgen sie sich: um sich und den anderen – weil sie glauben, nur sie selbst seien Juden.

Oleg Jurjew, geboren 1959 in Leningrad, ist Lyriker, Dramatiker, Essayist und Erzähler. Veröffentlicht seit 1980. Seit 1991 lebt er in Frankfurt am Main. 1992 Stipendium der Akademie Schloß Solitude. Aufsehen erregte 1993 sein Stück „Kleiner Pogrom am Bahnhofsbuffet“ während der Berliner Festwochen. Im Jahr 2010 wurde ihm der Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil verliehen.

‚MÖRIKES SCHLÜSSELBEIN‘ von Olga Martynova
Mit einem Kapitel aus ihrem zweiten Roman hat Olga Martynova im Juli 2012 den Ingeborg-Bachmann-Preis gewonnen. Wie sie in diesem Preis-Kapitel mit leichtester Hand die Motive rund um den Protagonisten verwob, bis daraus ein strahlendes Beispiel für die Souveränität der Literatur im (oder sogar über das) Leben entstand, so bewegen sich die (scheinbaren) Gegensätze Literatur und Leben, Dichtung und Alltag, Geschichte und Gegenwart, Russland, Amerika und Deutschland, Traum und Realität auf beschwingteste Weise durch den ganzen Roman.
Marina und Andreas sind ein mehr oder weniger stabil verheiratetes russisch-deutsches Paar in den besten Jahren, in ihrem Freundeskreis Schriftsteller, Dichter, Künstler: der Sinologe Pawel kennt zwar nach wie vor hunderte von chinesischen Gedichten auswendig, vergisst aber, was vor einer Stunde war, der Ballerina Antonia sind die Menschen ausgegangen, denen sie von ihren Tourneen Geschenke mitbringen kann, und aus dem Russisch-Studenten John ist ein Agent geworden.
Und während der alte russische Dichter Fjodor stirbt, werden gerade wieder neue Künstler geboren: Andreas’ und Marinas Sohn Moritz wird zum Dichter, ihre Tochter Franziska zur Malerin. Mit feinstem Sinn für die Realität, einem offenen Blick für das Phantastische und dem für sie typischen Humor erzählt Olga Martynova von der Selbstfindung und der Situation des Künstlers in der Gegenwart – und verbindet das auch noch mit einem Schuss Agentenroman.

Olga Martynova, geboren in Sibirien, wuchs in Leningrad auf und studierte dort russische Sprache und Literatur. Seit 1991 lebt sie in Frankfurt/Main. 2011 wurde sie mit dem Roswitha-Literaturpreis der Stadt Bad Gandersheim ausgezeichnet. 2015 erhält sie den mit 30.000 Euro dotierten Berliner Literaturpreis der Stiftung Preußische Seehandlung. Die Preisträgerin hat zudem die damit verbundene Berufung auf die Heiner-Müller-Gastprofessur für deutschsprachige Poetik an der FU Berlin im Sommersemester 2015 angenommen.

Die Doppellesung beginnt im 20 Uhr, Eintritt 6 Euro, ermäßigt 3 Euro.

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