Internationale Tagung in Halle zur Rettung von Europas religiösen Erbes
Marburg 24.10.2014 (pm/red) Die häufigsten Denkmale in Europa sind nicht säkulare Gebäude, sondern Kirchen. Dazu zählen auch tausende von Dorfkirchen in ländlichen Regionen. Gerade sie sind aber besonders bedroht, weil die Bevölkerung auf dem Lande altert und die Zahl der Kirchgänger schrumpft. Sollen diese Zeugnisse einer jahrhundertealten Kultur nicht verfallen, bedarf es neuer Initiativen bis hin zu neuen Nutzungen?
Das ist eine Herausforderung für Denkmalpfleger und Kirchen und darüber hinaus für die gesamte Gesellschaft. Dieser Aufgabe widmet sich eine europäische Organisation, die erstmals in Deutschland tagt. Es ist der 2010 in Canterbury gegründete Europäische Verband Future for Religious Heritage (FRH). Die Konferenz vom 29. Oktober bis zum 1. November hat das Thema: „ Bewahrung und Nutzung des religiösen Erbes im ländlichen Raum in Europa“.
Die Tagung findet statt in Halle (Saale) in der Kath. St. Moritzkirche (Eröfnnung) und in den Franckeschen Stiftungen (Tagung) mit Exkursion zu Dorfkirchen in der Nähe von Halle. Schon 100 Interessenten aus fast allen Ländern Europas und Russland und Kanada haben ihre Teilnahme zugesagt. Dies ist die erste bedeutende internationale Tagung dieser Art und zu diesem Thema in Deutschland. 2010, 2012 und 2013 fanden ähnliche Tagungen in Canterbury, Venedig und Utrecht statt.
Der wesentliche Impuls bzw. Anregung für diese Tagung in Halle gab der Förderkreis Alte Kirchen (FAK) e.V. in Marburg nachdem der Vorstand und Hauptausschuss des Verbandes bereits Juni 2012 in Marburg getagt hat und mehrere Dorfkirchen, einige im Eigentum des FAK, besichtiigt hat und von der Arbeit des FAK beeindruckt war. Der FAK Marburig als wichtiger Partner des Verbandes hat maßgeblich an der Vorbereitung der Tagung mitgearbeitet. Fragen der nachhaltigen und innovativen Nutzung sowie Trägerschaft u.a. in Stiftungen, für uns interessant gerade wegen der Zukunft der alten Kirchen in Bürgeln und Niedereisenhausen, werden behanldet Die Tagung stellt ein Höhepunkt in der 40 Jahre langen internationalen, nationalen und regionalen Arbeit des FAK da, vor allem um die Gründung und den Aufbau eines effektiven internationale Netzwerkes.
Auf der Tagung in den Franckeschen Stiftungen zu Halle, die mit Referaten vom sachsen-anhaltinischen Kultusminister Stephan Dorgerloh und von Monika Grütters, Kultur-Staatsministerin im Bundeskanzleramt, eröffnet wird, wollen Denkmalpfleger, Wissenschaftler, Kirchenvertreter und zivilgesellschaftliche Gruppen beraten, wie man Kirchen retten kann.
Wie schon nach der Reformation oder der Säkularisierung im späten 18. Jahrhundert sowie unter der kommunistischen Herrschaft in Mittel- und Osteuropa, werden auch jetzt wieder Kirchen, Klöster, Kapellen und Synagogen aufgegeben, geschlossen oder gar abgebrochen. Das geschieht geradezu lawinenartig, etwa in den Niederlanden, zunehmend auch in Belgien. In Frankreich haben Staat und Kommunen, die die vor 1905 erbauten Kirchen besitzen, Schwierigkeiten, diese zu erhalten. In Deutschland sind insbesondere moderne katholische Kirchen bedroht.
Im Osten Deutschlands konnten nach der Wiedervereinigung viele Kirchen dank staatlicher und privater Initiativen gerettet werden. Daher will die Konferenz gerade in Halle Experten und Vertreter bürgerschaftliche Organisationen aus mehreren europäischen Ländern zusammenführen, um Erfahrungen auszutauschen und über zukunftsweisende Ansätze nachzudenken. Gefördert wird die Tagung vor allem durch die britische Hedley Foundation, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, das Land Sachsen-Anhalt und die Stadt Halle.