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Marburger Biochemiker im Forschungsverbund über ’nicht-kodierende RNAs‘ – Sechs Millionen Euro von der DFG

Der Marburger Biochemiker Professor Dr. Gerhard Schratt, Mitte, versammelte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eines neuen Schwerpunktprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft zu einer Auftaktveranstaltung in Marburg. Foto Dr. Roberto Fiore.

Der Marburger Biochemiker Professor Dr. Gerhard Schratt, Mitte, versammelte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eines neuen Schwerpunktprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft zu einer Auftaktveranstaltung in Marburg. Foto Dr. Roberto Fiore.

Marburg 6.11.2014 (wm/red) Der Marburger Biochemiker Professor Dr. Gerhard Schratt erforscht in einem neuen und bundesweiten Verbund mit FachkollegInnen, wie nicht-kodierende Ribonukleinsäuren auf die Entwicklung des Nervensystems einwirken. Schratt koordiniert das Schwerpunktprogramm ‚SPP‘ 1738 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), das mit einem Treffen an der Philipps-Universität startete. Die DFG finanziert das Vorhaben unter dem Titel ‚Die Rolle von nicht-kodierenden RNAs in der Entwicklung, Plastizität und bei Erkrankungen des Nervensystems‘ zunächst drei Jahre mit bis zu sechs Millionen Euro, berichtet die Philipps-Universität.

Ribonukleinsäuren (RNAs) ähneln in ihrem Aufbau der Erbsubstanz DNA, sind aber viel kürzer und bestehen aus nur einem Strang. Sie entstehen zum Beispiel als Zwischenprodukte, wenn genetische Information in Proteine umgesetzt wird. „Aber nur der kleinste Teil der Ribonukleinsäuren bildet aus den genetischen Informationen Proteine“, führt Schratt aus, der das Institut für Physiologische Chemie am Fachbereich Medizin der Philipps-Universität leitet. „Rund 98 Prozent der RNA sind nicht kodierend“, erläutert der Hochschullehrer – das heißt, sie übermitteln nicht die Bauanleitung für Eiweißverbindungen.

Fragen zur Bedeutung für Krankheiten wie Demenz
Bisherige Forschungsergebnisse lassen vermuten, dass defiziente nicht-kodierende RNAs erhebliche Bedeutung für Demenz oder andere Erkrankungen haben, erklärt Schratt. Wie funktionieren nicht-kodierende Ribonukleinsäuren (ncRNAs) im Detail? Welche Leistungen erbringen sie in den Zellen? Wie beeinflussen sie die Entwicklung von Gehirn und Nervensystem? Das sind einige der Fragen, die der neue Verbund klären soll. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nutzen hierfür neuartige Technologien, zum Beispiel Hochdurchsatz-Sequenzierverfahren.

Das Schwerpunktprogramm erkundet Wechselwirkungen der ncRNAs mit ihren Zielstrukturen, untersucht die zugrunde liegenden molekularen Steuerungsmechanismen und erforscht, welche ursächlichen Zusammenhänge mit wichtigen neuronalen Erkrankungen bestehen. Um herausfinden zu können, wie sich die Funktionen der ncRNAs je nach Alter und Gewebetyp unterscheiden, wird das Nervensystem in verschiedenen Entwicklungsstadien bis zum Erwachsenenalter untersucht. Einzelprojekte kombinieren Methoden unterschiedlicher Fachrichtungen, darunter Molekularbiologie, Biochemie und Neurobiologie.

In dem Schwerpunktprogramm arbeiten Biochemiker, Bioinformatiker, klinische Forscher und weitere Spezialisten aus der ganzen Bundesrepublik zusammen. Das Marburger Team von Gerhard Schratt beschäftigt sich mit einer Untergruppe nicht-kodierender RNAs, so genannte mikroRNAs (miRNAs). Diese Schnipsel des Erbguts wirken als molekulare Bremsen, indem sie die Bildung wichtiger Proteine unterdrücken.

„Mikro-RNAs finden sich in allen Zelltypen“, erläutert Schratt. „Ihnen wird eine entscheidende Bedeutung bei der Entstehung einer Vielzahl von Erkrankungen zugesprochen, beispielsweise Krebs.“ Forschungsresultate des Teams legen nahe, dass miRNAs einen wichtigen Beitrag zu Lern-und Gedächtnisvorgängen leisten und dass Fehlfunktionen der Moleküle zu neuronalen und psychischen Erkrankungen führen. Zur Fortführung dieser Arbeiten fließen nahezu 400.000 Euro der Fördersumme an Schratts Projekt in Marburg. An der Philipps-Universität sind zudem das Sekretariat und die Redaktion für die Webseiten des Verbundes angesiedelt.

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