Neue Koordinierungsstelle für Flüchtlingswesen in Marburg eingerichtet
Marburg 21.01.2015 (pm/red). „Wir wollen die Menschen zusammenführen: die Menschen, die helfen wollen und die Menschen, die Hilfe brauchen. Willkommenskultur kann man nur durch Offenheit unterstützen und Ängsten kann man nur mit Offenheit begegnen. Damit dies noch besser in unserer Stadt gelingen kann, haben wir eine neue Koordinierungsstelle für Flüchtlingswesen auf den Weg gebracht.“ Mit diesen Worten fasste Oberbürgermeister Egon Vaupel die Kernaufgabe der neuen Ansprechpartnerin für Flüchtlingswesen, Gudrun Fleck-Delnavaz, zusammen. Die Universitätsstadt Marburg hat die Koordinierungsstelle zum 15. Januar beim Fachbereich Arbeit, Soziales, Wohnen eingerichtet.
Die Marburger Bevölkerung begegne den Flüchtlingen, die Schutz in der Stadt suchten, bereits offen und hilfsbereit, erklärte Vaupel. Die neu geschaffene Stelle solle einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Initiativen aller Helfenden zu begleiten, zu vernetzen und die Willkommenskultur für Flüchtlinge in Marburg weiter auszubauen, erklärte das Stadtoberhaupt. „Man kann mit allen Fragen, Anregungen und Wünschen, die mit der Aufnahme, Unterbringung, Integration und Kommunikation zusammenhängen zu dieser Koordinierungsstelle kommen“, betonte der Oberbürgermeister.
Um den Prozess einer Willkommenskultur zu starten und in die Tat umzusetzen, bedarf es der Hilfe der Marburgerinnen und Marburger, der Kirchen, der Flüchtlingsorganisationen, der politischen Gremien, der Stadtteilgemeinden, der Vermieterinnen und Vermieter, der Kindergärten, der Schulen, der Vereine und vieler weiterer Akteure. So werden Begegnungen gefördert und Orientierungsangebote geschaffen.
Begrüßungskaffee baut Unsicherheiten ab
Ein erstes Konzept zeige, laut Fleck-Delnavaz, bereits vielfältige Anknüpfungspunkte. Ein Begrüßungskaffee baue beispielsweise erste Unsicherheiten ab, bei der Hausaufgabenbetreuung könnten Kinder und Jugendliche von Erwachsenen lernen und ihre Deutschkenntnisse entwickeln. Auch Haus- oder Wohnungseigentümer, die Platz haben und beispielsweise eine Frau und ihr Kind aufnehmen möchten, können mit Fleck-Delnavaz Kontakt aufnehmen. „Ob Spielsachen, Möbel oder Menschen mit Migrationshintergrund, die dolmetschen können – jede Hilfe ist willkommen“, betonte die Koordinatorin.
Viele Menschen brächten auch selbst tolle Ideen mit, böten einfache Alltagshilfen wie einen gemeinsamen Rundgang durch das Dorf oder den Stadtteil an, begleiteten beim Einkaufen oder erklärten die oftmals nicht ganz so leichte Mülltrennung, erläuterte Fleck-Delnavaz vielfältige Möglichkeiten sich einzubringen. „Die Menschen sollen sich einfach und unkompliziert bei mir melden“, dazu rief Fleck-Delnavaz auf.
Die ehemalige langjährige Fachdienstleiterin der Ausländerbehörde Gudrun Fleck-Delnavaz ist im Dienstgebäude des Fachbereichs Arbeit, Soziales, Wohnen in der Friedrichstraße 36 im Raum 1.24 Seitenflügel anzutreffen. Telefonisch ist sie (06421) 201-857 oder per Mail unter G.Fleck-Delnavaz@marburg-stadt.de zu erreichen.
Hintergrundinformation
Lang anhaltende Kriegszustände und Verfolgung in vielen Ländern führen dazu, dass Menschen ihre Heimat aus Angst, Opfer dieser Auseinandersetzungen zu werden, verlassen müssen und Zuflucht in anderen Ländern suchen. Über ein Verteilungsverfahren kommen Flüchtlinge und Asylsuchende auch nach Marburg.
Die Universitätsstadt erwartet in diesem Jahr eine Aufnahme von etwa 250 Menschen. Knapp 7.000 Personen mit ausländischer Herkunft aus etwa 145 verschiedenen Staaten leben friedlich miteinander in der Stadt. Marburg als Ort der Vielfalt möchte den neu angekommenen Flüchtlingen ein neues Zuhause in Marburg geben und sie herzlich willkommen heißen.
Diese Willkommenskultur in Marburg soll in persönlichen Begegnungen auf vielfältigen Ebenen gelebt werden und bedeutet Wertschätzung und Anerkennung gesellschaftlicher Vielfalt. Nur so kann es gelingen, dass sich die Menschen akzeptiert, gewollt und willkommen fühlen.
Der Zuwanderungsprozess könne über verschiedene Etappen beginnen, in die Anerkennungskultur übergehen und mit der Integration in unsere Gesellschaft abgeschlossen werden, so Fleck-Delnavaz. Viele kleine und große Schritte seien zu gehen, damit die aufgenommenen Menschen sagen können: „Wir sind angekommen, wir wollen in Deutschland, unserer zweiten Heimat, langfristig leben und unseren Beitrag für ein gesellschaftliches Miteinander leisten“.
Auch für die hiesige Gesellschaft ist die Vielfalt der Bevölkerung eine Bereicherung, betonten die Vertreter der Universitätsstadt bei der Pressekonferenz. „Bedenkt man, dass in der alternden einheimischen Gesellschaft bereits heute viele Fachkräfte fehlen, sichern die meist jungen Menschen, die als Flüchtlinge nach Deutschland kommen, durch eine gelungene Integration auch unsere Zukunft“, so die neue Koordinatorin.