Marburg 01.03.2015 (pm/red) Die Marburger Studierendeninitiative Weitblick wurde vom Land Hessen Ende Februar in Anwesenheit von Uni-Kanzler Dr. Friedhelm Nonne als ‚Initiative des Monats‘ ausgezeichnet. Unter dem Motto ‚Bildungschancen weltweit‘ setzt sich Weitblick für ein größeres Angebot an Bildungsmöglichkeiten in solchen Gebieten ein, wo Bildungsschranken aufgrund mangelnder Infrastruktur und sozialer Armut in hohem Maße anzutreffen sind. Ziele der Arbeit von sind demnach gerechtere Bildungschancen weltweit und konkretes Engagement für die Förderung schulischer und außerschulischer Bildung.

Projekte von Weitblick
Dem 80 Mitglieder zählenden Marburger Verein zeichnet dabei eine Vielfältigkeit aus. Die gilt für die Mitarbeit von Studierenden verschiedener Fachbereiche und die Art und Weise der Arbeit in Projekten. So teilt ‚Weitblick‘ ihr Engagement in drei Bereiche auf. Bei  Auslandsprojekten wird beispielsweise in Recife (Brasilien) mit lokalen Kooperationspartnern ein Jugendzentrum aufgebaut und gefördert. Mittels Peer-to-peer-counseling (Jugendliche fördern Jugendliche) gelingt es in Armenvierteln Bildungsmöglichkeiten zu erweitern.
Dabei versteht sich Weitblick als finanzieller Förderer, ohne Abhängigkeiten zu erschaffen – Kooperationen erfolgen, anders als bei manchen staatlichen Entwicklungshilfeorganisationen, stets auf Augenhöhe.

Eine zweiter Bereich betrifft die interne Weiterbildung: Dabei wird in gemeinsamen Diskursen und selbstgestalteten Seminaren versucht, eine vorurteilsfreie Sprache zu fördern und die Verwendung von Stereotypen und Rassismen zu vermeiden. Es wird darauf geachtet, auf Werbebroschüren keine mitleidig dreinblickenden schwarze Kinder abzulichten. Dazu lautet das Motto „Über den Tellerrand schauen“.

Als dritten Bereich gibt es lokale Kooperationen. So werden zusammen mit ‚Weltbewusstes Marburg‘ konsumkritische Stadtspaziergänge organisiert. Auch Fundraising wird mit einer Bildungsverpflichtung verbunden: Die Weitblick-Veranstaltung „Laufen bis die Schule steht“, in der mehr als 10.000 Euro Spendengelder gesammelt werden, ist für begeisterte Jogger und Freunde der Bildungsförderung ein Highlight des Jahres.

Finanzminister kritisiert Leistungsdruck an deutschen Hochschulen
Der Hessische Finanzminister Dr. Thomas Schäfer (CDU) überreichte der Initiative die Auszeichnung in Gestalt einer Urkunde dazu einen Scheck mit einem dreistelligen Betrag. Er lobte das ehrenamtliche Engagement der Studierenden und stellte fest, dass das große Bildungsideal in der Bundesrepublik der letzten Jahrzehnte Federn gelassen hätte. Das ließe sich insofern feststellen, als dass man heute nur noch damit beschäftigt sei – ohne nach links oder rechts zu schauen – so schnell wie möglich sein Studium abzuschließen.  Dann folge der nächste Schritt in Richtung Beruf.

Auf der anderen Seite ließen sich viele wertvolle Qualifikationen und Kompetenzen nur im ehrenamtlichen Engagement in der Freizeit erlernen, konstatierte Schäfer. Ohne es direkt zu benennen, kritisiert der in der CDU verwurzelte hessische Finanzminister deutlich den zeitraubenden Leistungsdruck an deutschen Hochschulen, der sich besonders infolge der neoliberalen Bologna-Reformen verschärft hat.