Schulung für die Verwaltung im Krisenfall
Marburg 17.03.2015 (pm/red) Bei der Kreisverwaltung hat eine Schulung zu Krisensituationen stattgefunden, an der neben Landrätin Kirsten Fründt und Erstem Kreisbeigeordneten Marian Zachow viele Entscheidungsträger aus der Kreisverwaltung teilnahmen. „Wenn es doch schon einen Katastrophenschutzstab im Landkreis gibt, wofür benötigen wir dann noch einen zusätzlichen Verwaltungsstab?“, könnte dazu als eine Frage gestellt werden. Antworten auf diese Frage und auf Fragen zu den Aufgaben dieses Verwaltungsstabes gab Uwe Becker von der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz in Ahrweiler (AKNZ), das zum Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gehört. Er hat im Auftrag seiner Behörde die Schulung angeboten.
Dabei betonte Becker, dass der Landkreis bereits gut aufgestellt sei und zeigte zugleich auf, dass die Arbeit in der Verwaltung in einem Krisenfall viel intensiver sein dürfte, als viele angenommen haben. Die Hauptaufgabe des Verwaltungsstabes ist es, im Rahmen eines Krisenereignisses umfassende verwaltungsbezogene Entscheidungen zu treffen. Was sich zunächst abstrakt anhört, lässt sich schnell anhand eines Beispiels vermitteln.
Was muss alles geschehen, wenn im Landkreis der Strom ausfällt? Wer sich mit dieser Frage beschäftigt, erkennt schnell die Probleme, vor allem wenn ein Stromausfall über mehrere Tage andauern sollte. Kein Geld abheben können, ausfallende Heizungen, auftauende Gefrierschränke, Kommunikationsprobleme, Versorgungsprobleme und vieles andere mehr. Es wird deutlich, wie umfassend sich eine solche Lage entwickeln und große Teile der Verwaltung in Anspruch nehmen kann.
Auch Hochwasserlagen halten sich normalerweise nicht an einen Regelarbeitstag der Verwaltung, sondern treten auch nachts und an Wochenenden und über einen längeren Zeitraum auf. Beispielsweise bei Evakuierungen müssten Räumlichkeiten wie Schulturnhallen etc. zur Verfügung gestellt werden. Dafür muss ein solcher Verwaltungsstab arbeitsfähig sein, an sieben Tagen in der Woche und über 24 Stunden.
In der Schulung wurde aufgezeigt, dass im Verwaltungsstab auch weitreichende und nicht selten kostenintensive Entscheidungen getroffen werden müssten. Eine Schweinepest oder eine Pandemie (etwa Grippe/Masern) fordern insbesondere Veterinäre beziehungsweise Mediziner, aber andere aus der Verwaltung müssen dann hier zuarbeiten. Was passiert bei Problemen mit der Trinkwasserversorgung, wenn diese nicht kurzfristig zu beheben sind? Wie kann die Information der Bevölkerung bei Stromausfall gewährleistet werden? Solche Lagen erfordern nicht nur die Präsenz der Entscheidungsträger, sondern auch das gemeinschaftliche und sich ergänzende Handeln in diesem Stab und die Bereitschaft aller, die hier getroffen Entscheidungen mitzutragen.
Es geht also nicht um die temporäre Unterstützung der Politik oder des Katastrophenschutzstabes, sondern um die notwendige und unter Umständen sehr weitreichende Verwaltungsarbeit im Zusammenhang mit einer besonderen Lage.
In der über einen vollen und zwei halbe Tage stattgefunden Schulung wurden insbesondere Verantwortlichkeiten, Entscheidungsprozesse sowie Instrumente und Werkzeuge zur Entscheidungsfindung aufgezeigt. Es wurde deutlich, wie hoch die Bedeutung der Krisenkommunikation anzusiedeln ist. Landrätin Fründt dankte Uwe Becker vom AKNZ mit seinen vielen praxisbezogenen und hilfreichen Anregungen und machte deutlich, dass der Verwaltungsstab regelmäßig üben werde. Becker hatte formuliert, dass es problematisch sei, wenn der Verwaltungsstab erst dann zusammentreten würde, wenn der Krisenfall eingetreten ist. Es sei deshalb sehr wichtig, diesen bereits vorher arbeitsfähig zu bekommen, so, wie es der Landkreis Marburg-Biedenkopf jetzt angeht.