70 Jahre danach: Zwangsarbeit in Marburg und Stadtallendorf im Zweiten Weltkrieg
Marburg 23.04.2015 (pm/red) Der 8./9. Mai 1945 markierte das Ende des Zweiten Weltkriegs durch die Alliierten und somit eine Befreiung in Deutschland und Europa von Krieg, Zerstörung und Faschismus. Die überlebenden Opfer des nationalsozialistischen Zwangs- und Gewaltregimes – Jüdinnen, Juden, Sinti, WiderstandskämpferInnen aus Konzentrationslagern, Deserteure, Kriegsgefangene, deportierte Zwangsarbeiter – kamen frei. Aber viele ehemalige sowjetische Zwangsarbeiter erlitten nach ihrer Rückkehr weiteres Unrecht in Lagern, weil ihnen Kollaboration mit den Deutschen vorgeworfen wurde. Im Westen wurden Widerstandstätigkeit, Haft und Zwangsarbeit über lange Jahrzehnte hinweg nicht anerkannt. In vom Verein Kulturhorizonte e.V. koordinierten Veranstaltungen soll am 16./17. Mai mit Vorträgen, Ausstellungsbesuch, Filmen und Musikdarbietungen des Schicksals der Kriegsgefangenen und ZwangsarbeiterInnen in Marburg gedacht werden.
Wie im übrigen Deutschland waren im Marburger Raum viele ausländische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene in Privathaushalten bei Bauern, im Einzelhandel, Handwerk und in der Industrie, in kommunalen Diensten, vor allem aber in der weiträumigen Stadtallendorfer Rüstungsindustrie eingesetzt, wo viele von ihnen starben. Auf Friedhöfen von Marburg und Umgebung sind die Namen der Toten erhalten. Oberbürgermeister Egon Vaupel leitet die Friedensveranstaltung von Kulturhorizonte am Samstag, 16. Mai- 10 Uhr, ein.
Friedensprogramm zur Erinnerung an den 70. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus
Samstag/Sonntag, 16./17. Mai 2015, jeweils von 10-18 Uhr Treffpunkt: Musikschule Klassika, Bahnhofstraße 6 (Hauptpost, Hofeingang)
10:15-11:45 Uhr Vortrag mit Diskussion: ‚Arbeitssklaven und `Kriegsverräter‘. Kriegsgefangene, ZwangsarbeiterInnen und deutsche Deserteure in Marburg und Ockershausen (1939-1945) “ (Renate Bastian, Journalistin, Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins Ockershausen)
11:45-11:50 Uhr Ausstellungseröffnung: „Zwangsarbeit in Marburg“ (Dr. Ilina Fach, Vorsitzende des Vereins Kulturhorizonte e.V.)
11:50-12:35 Uhr Film: „Für eine Liebe so bestraft… Deutsche Frauen und Zwangsarbeiter“, Breitenau 2000 (Regie: Erika Fehse)
12:35-12:45 Uhr Kaffeepause
12:45-14:15 Uhr Vortrag mit Diskussion: „Deutsche geopolitische Interessen und Kriegsstrategien im osteuropäischen Raum von 1939-1945“ (Dr. Gert Meyer, Lehrbeauftragter der Philipps-Universität Marburg)
14:15-15:00 Uhr Imbiss
15:00-16:30 Uhr Werke von Sergej Prokofjew und Dimitrij Schostakowitsch (Kay Noack aus Marburg am Klavier, Claas-Johann Voss aus Gießen am Violoncello)
16:30-18:00 Uhr Vortrag mit Diskussion: „Lernen aus dem Krieg!? Überlegungen zu Deutschland- und Europakonzeptionen nach dem Zweiten Weltkrieg“. (Prof. Dr. Joachim Hösler, Historiker der Philipps-Universität Marburg)
Sonntag 17.Mai mit Besuch des Dokumentations- und Informationszentrums (DIZ) Stadtallendorf
10:00-11:00 Uhr Film über den Widerstand in Frankreich: „Nacht und Nebel“ (Regie: Alain Resnais)
11:15-12:45 Uhr Vortrag mit Diskussion: „Reflexionen zum Weltfrieden“ (Dipl. Päd. Willi van Ooyen, tätig in der Friedens- und Sozialforumsbewegung, seit 2008 Abgeordneter der Partei „Die Linke“ im Hessischen Landtag)
12:45-13:45 Uhr Imbiss
13:45-14:45 Uhr Treffpunkt: Musikschule Klassika. Zugabfahrt nach Stadtallendorf, Hauptbahnhof, Gleis 5, um 14:05 (per Hessenticket: rechtzeitig am Treffpunkt erscheinen)
15:00-18:00 Uhr Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Stadtallendorf: Führung durch die Ausstellung und Diskussion über Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie Stadtallendorf. Film mit Zeitzeugenberichten ungarischer Jüdinnen.