Tönende Klangräume im Kunstverein – Clara Oppel inszeniert Hörwelten
Marburg 29.04.2015 (yb) Wer bis Anfang Juni den Marburger Kunstverein besucht, bekommt einiges zu Hören. Eine Ausstellung von Clara Oppel präsentiert neun Klanginstallationen, belegt und beschallt damit beide Etagen. So gibt es weniger zu Sehen, auch wenn alle Arbeiten der in Graz lebenden Künstlerin zugleich als gestaltete Installationen visuell daherkommen. Die nahezu durchgängig weißen Wände im Kunstverein machen es für die Augen karg. Zahlreiche Lautsprecher in den Klanginstalltionen, besonders in der oberen Etage machen zugleich unübersehbar, dass diese Präsentation zu Hörerlebnissen einladen will. Töne, Schwingungen, Frequenzen, Rhythmen, Halleffekte, Wortfetzen, Sprache – oftmals verfremdet, gesampelt und technisch komponiert und moduliert – erklingen nacheinander und sind als Abfolge aufeinander folgender Hörstationen für einen Rundgang (an- und ab-) geschaltet.
Der Marburger Kunstverein bietet also dieses Mal Ungewohntes. Ob dies mit „Breathing Space“ als Titel der Ausstellung besonders zutreffend umschrieben ist, wird nachrangig. Ein besonders Erlebnis verspricht der Besuch für diejenigen zu werden, die sich einlassen wollen und können. Das Sehen braucht niemanden vergehen und gehört bei den Installationen dazu. Das Hören an den je einzelnen Installationen eröffnet (oft fremde) Klangwelten, mitunter ist auch Vertrautes zu vernehmen, doch nur selten gibt es verstehbare Worte, Phrasen und gesprochene Aussagen. Ob ein Besuch und Rundgang zu einer „Symbiose von Objekt, Raum und Klang“ wird, liegt damit am Rezipienten und dessen oder deren Einlassung, Offenheit und subjektiver Einordnung.
Die Installation „Flüsternde Tulpen“ bietet verstehbare Worte: „Lass mich raus“ wispert es es aus dem auf Tableau auf den Boden angeordneten roten Arrangement.
Nicht weit davon lässt sich ein Schnurren aus acht kreisförmig über dem Boden schwebenden Kissen vernehmen. Das Geräusch wandert auf- und abschwellend von Kissen zu Kissen, kurz meint man das Gurren einer Taube zu hören, ehe am Ende das Miauen einer Katze den Klangursprung dieser mit „Mephisto“ bezeichneten Installation auflöst.
Als „Simorgh I“ finden sich vier hängende Pergamentbögen mit eingearbeiteten Schwallwandlern bezeichnet. Aus ihnen ertönen schnell gesprochene Wortfolgen, fragmentierte Textpassagen – ein Lautgedicht.
Wer es gerne in unmittelbaren Sinn verstehbar hätte, wird es nicht ganz leicht haben. Zur hörenden Einlassung gehören in der Präsentation von Clara Oppel fremde und verfremdete Klänge, mal Saitenklänge und Spärenklingen, wechselnde Tonhöhen. So etwa bei dem Tryptichon „Sfumato“ mit zwei mit Lautsprechern bestückten Seitenflügeln als Wandinstallation oben.
Eine Stunde – besser mehr Zeit– sollte sich Besucher/in mitbringen, wenn beim Rundgang unten und oben alle klingenden Installationen „abgehört“ und damit in ihrer synästhetischen Eigenart erlebt werden sollen.
Die Präsentation von Clara Oppel, die in Wien Bildhauerei studiert hat und danach ein Aufbaustudium für Medienkunst an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe absolvierte, offeriert zwischen Angebot und Zumutung. Die Künstlerin ist mit Klanginstallationen, Performances und audiovisuellen Installationen seit mehr als 15 Jahren an vielen Orten in Europa präsent.
Klanginstallationen Clara Oppel “Breathing Space“ 24. April bis 2. Juni 2015
im Marburger Kunstverein, Gerhard Jahn Platz, Eintritt frei
Di – So 11 – 17 Uhr, Mit 11 – 20 Uhr
Jeden Samstag 16 Uhr öffentliche Führung kostenfrei