Hessens größtes Planetarium ab November 2024 wieder geöffnet

14.11.2024 (pm/red) Mit vielfältig intergalaktischen Programmen samt neuer Musikshow können Besucher in Hessens größtem Planetarium ab  1. November 2024 wieder zu fernen Galaxien reisen. Am 23. Oktober haben Wissenschaftsminister Timon Gremmels und Direktor Martin Eberle …

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Behindern ist heilbar – Inklusion beginnt im Kopf

Die Folgen von Behinderungen selbst spüren, das war ein Ziel der Aktionen auf dem Elisabeth-Blochmann-Platz. Foto nn

Die Folgen von Behinderungen selbst spüren, das war ein Ziel der Aktionen auf dem Elisabeth-Blochmann-Platz. Foto nn

Marburg 26.05.2015 (pm/red) Inklusion, Gleichstellung, das selbstverständliche Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung ist ein zentrales Thema. Nicht nur des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung wegen, der tausende von Aktivisten in diesen Tagen zusammenführte, nicht nur der 750 „Cafés der Inklusion“ in ganz Deutschland wegen, die in den vergangenen vier Wochen eingerichtet worden sind und auch nicht nur der Aktion der UN-Behindertenrechtskonvention unter dem Motto „Behindern ist heilbar“ wegen.

In diesem Jahr griff der Verein „Marburg für Alle e. V.“ unter dem Motto „Selbsterfahrung“ das Thema auf, um auf die Alltagssituation behinderter Menschen aufmerksam zu machen. Dank der Kooperationspartner entstand auf dem Elisabeth-Blochmann-Platz ein vielfältiger Parcours auf dem sich Interessierte aktiv in die Situation von Menschen mit den unterschiedlichsten Mobilitätseinschränkungen begeben konnten. Eben Selbsterfahrung hautnah.

Oberbürgermeister Egon Vaupel als Schirmherr der Veranstaltung machte in seiner Ansprache deutlich, dass „Inklusion ein Thema für die Stadtgesellschaft ist“, dass Barrierefreiheit nicht nur der Behinderten Menschen wegen ein Ziel sein muss, sondern „wegen uns allen“.

Drei Kandidaten und eine Kandidatin für die Oberbürgermeisterwahl bei der Fahrt mit dem Rollstuhl, als sie erlebten, wie schwierig es ist, am Erlenring die Straße zu überqueren. Foto nn

Drei Kandidaten und eine Kandidatin für die Oberbürgermeisterwahl bei der Fahrt mit dem Rollstuhl, als sie erlebten, wie schwierig es ist, am Erlenring die Straße zu überqueren. Foto nn

Wie es sich anfühlt im Rollstuhl einen Stadtrundgang zu unternehmen, konnte anschließend der OB selbst, gemeinsam mit dem Stadtverordneten-Vorsteher Heinrich Löwer und den OB-Kandidaten Dirk Bamberger, Dr. Thomas Spies, Jan Schalauske und Dr. Elke Neuwohner sowie einigen Stadtverordneten und Bürgerinnen und Bürgern im wahrsten Sinne des Wortes erfahren.

Sie erlebten dabei, wo sich in Marburg Holper- und Stolperstellen befinden. Dass Kopfsteinpflaster „zwar schön anzusehen ist, aber Rückenschmerzen verursacht“, wie Stadtverordnetenvorsteher Löwer bemerkte. Am Bootverleih beispielsweise galt es, die für Fußgänger nur wenige Zentimeter hohe Metallschwellen zu überwinden – eine von Menschen geschaffene Barriere, die für Rollis ohne Hilfe fast nicht zu meistern ist – ebenso wie der Eingang zur Sparkasse über eine viel zu kurze und für Rollis ungeeignete Rampe.

An dem stark frequentieren Fußgängerüberweg kommen die Rollis kaum weiter. Fußgänger überall, Rollis stören da. Die OB Kandidaten im Rollstuhl müssen auf der Verkehrsinsel die nächste Grünphase abwarten. Kurz vor dem Ende der Tour wird ein Kabelkanal über dem Fußweg zur fast unüberwindlichen Barriere. Die Vorderräder der Rollstühle bleiben daran hängen. Nach dem Rundgang ist allen klar: Barrierefreiheit ist kein Luxus, Barrierefreiheit ist unerlässliche Grundlage für Normalität.
Wie wichtig Aktionen wie die rund um den Europäischen Aktionstag sind, macht Bernd Gökeler von der Multiple-Sklerose Selbsthilfegruppe Marburg-Biedenkopf deutlich: „Es ist leicht, das Problem einer Fünf-Zentimeter- Schwelle wegzudiskutieren, es ist schwer, ja ein Problem, im Rolli selbst über eine solche Schwelle hinwegzukommen“.

Er fordert deshalb: „Gegen die Behinderung bei Menschen können wir leider wenig tun, gegen die Behinderungen von Menschen können wir alle aktiv vorgehen.“ Denn: „Wir teilen alle die gleichen Bedürfnisse als Mensch und wir teilen das gleiche Lebensumfeld, die gleiche Infrastruktur um unseren Alltag  zu leben. Universelle bauliche Gestaltung ist daher unerlässlich.“

Dr. Theresia Jacobi vom veranstaltenden Verein ist sich sicher: „Wir haben an diesem Tag viel mehr erreicht als mit vielen Gesprächen und Erklärungen.“
Möglich wurde die Vielfalt des Aktionstags durch die Kooperation mit dem Fischereiverein, dem VdK, der Blindenstudienanstalt, dem Verein zur Förderung der Inklusion behinderter Menschen (FIB), dem Behindertenbeirat der Stadt Marburg, dem Verein zur Bewegungsförderung und Psychomotorik, der Marburger Tourismus und Marketing GmbH (MTM) dem Paritätische Wohlfahrtsverband als Unterstützer und durch die Förderung von „Aktion Mensch“.

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