Hessens größtes Planetarium ab November 2024 wieder geöffnet

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Festkolloquium 100 Jahre Physik am Renthof 5

Gebäude des Fachbereichs Physik der Philipps-Universität Marburg am Renthof 5. Foto Andreas Sebald

Gebäude des Fachbereichs Physik der Philipps-Universität Marburg am Renthof 5. Foto Andreas Sebald

Marburg 26.05.2015 (pm/red) Am 28. Mai lädt der Fachbereich Physik der Philipps-Universität Marburg anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Standorts am Renthof 5 in der Marburger Altstadt zu einem Festkolloquium. Zur Zeit der Erbauung galt das Gebäude als „eines der schönsten und besteingerichteten modernen physikalischen Institute“. Heute forschen im Renthof 5 die Arbeitsgruppen Oberflächenphysik, Optik und Didaktik der Physik. In dem Gebäude befinden sich außerdem ein Elektronik-Labor, die Feinmechanische Werkstatt und der Große und Kleine Hörsaal. Weitere Forschergruppen und Einrichtungen der Physik befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft, im Renthof 6 und 7, in Nebengebäuden sowie auf den Lahnbergen.

Im großen Hörsaal, Renthof 5, werden am Donnerstag, 28. Mai von 17.15 bis 19 Uhr mehrere Vorträge zur Entstehung und den Standorten angeboten:

  • Platzmangel, Kälte und Feuchtigkeit: Auf dem Weg zu einem neuen Gebäude Dr. Katharina Schaal, Universitätsarchiv Marburg
  • Das neue Gebäude der Marburger Physik und seine Vergleichsbauten Ulrich Klein, Freies Institut für Bauforschung und Dokumentation
  • Marburg Nicht nur am Renthof: Die Standorte des Fachbereichs Physik Prof. Dr. Bruno Eckhardt
  • Fachbereich Physik Umzug auf die Lahnberge: Ein kurzer Blick in die Kristallkugel Prof. Dr. Katharina Krause, Präsidentin der Philipps-Universität
  • Den Hauptvortrag hält Prof. Dr. Christoph Meinel, Lehrstuhl für Wissenschaftsgeschichte, Universität Regensburg: ‚Umbruch und Aufbruch – Wissenschaftskulturen in Deutschland um 1900‘

Zur Geschichte des Renthof 5

Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts konnte das Physikalische Institut ein kontinuierliches Wachstum verzeichnen. Obgleich 1904, nach Auszug des Geologischen Instituts aus dem Erdgeschoss, erstmals das gesamte Institutsgebäude Renthof 6 dem Physikalischen Institut zur Verfügung stand, waren die Räumlichkeiten bald schon nicht mehr ausreichend. Der Hörsaal bot nur 180 Studenten Platz; die Zahl der Hörer lag jedoch bereits bei über 200. Darüber hinaus fehlten adäquate erschütterungsfreie Arbeitsräume. Die Räume in den oberen Stockwerken waren den gestiegenen Anforderungen einer verfeinerten Messtechnik nicht mehr gewachsen, die im Erdgeschoss erfüllten zwar die technischen Voraussetzungen, waren jedoch feucht.

Daher drängte der damalige Institutsleiter, Franz Richarz darauf ein neues Institutsgebäude zu bauen. Die Wahl des Standorts fiel wegen des festen Felsengrundes in diesem Bereich, der die notwendige Erschütterungsfreiheit gewährleistete, auf ein Grundstück auf der dem Dörnberger Hof (Renthof 6) gegenüberliegenden Straßenseite. In der Folge erwies es sich allerdings als schwierig, die Pläne für den Neubau in die Tat umzusetzen. Wiederholt wendete sich Richarz mit eindringlichen Schilderungen der Missstände im alten Institutsgebäude an das Ministerium. Neben dem Platzmangel aufgrund der steigenden Zahl an Studenten und Mitarbeitern wies Richarz auf den baulichen Zerfall des Dörnberger Hofs und die gesundheitsschädigende Feuchtigkeit der Arbeitsräume hin.

In einem Brief an das zuständige Ministerium vom 28. Januar 1909 machte Richarz seinem Ärger und seiner Frustration angesichts der Situation Luft: „Unter diesen Verhältnissen und bei dem fortgesetzten Aufschub des Neubaus beginne ich zu bedauern, daß Ew. Excellenz mich nicht nach Breslau berufen haben, als ich dort von der Fakultät als Nachfolger von Emil Oscar Meyer vorgeschlagen war. Ich beginne ferner zu bedauern, daß ich nicht auf den Vorschlag meines unglücklichen Freundes Drude eingegangen bin, sein Nachfolger in Gießen zu werden, als er nach Berlin berufen wurde. An beiden Universitäten würde ich ein neu erbautes, gut eingerichtetes Institut vorgefunden haben…“
Schließlich wurde sogar ein Hygieniker, Prof. H. Bonhoff, beauftragt, ein hygienisches Gutachten zum Dörnberger Hof zu erstellen. Bonhoff stellte ein durch die Feuchtigkeit verursachtes gesundheitsschädigendes Keimvorkommen im Institutsgebäude fest. Dieses schwere Geschütz stieß auf Seiten des Ministeriums zunächst auf heftige Zurückweisung. Dennoch kam endlich Bewegung in die Sache. In den Jahren 1912-1914 wurde das Gebäude Renthof 5 erbaut und um Ostern 1915 eingeweiht und bezogen.

In seiner Festschrift „Die Philipps-Universität zu Marburg 1527 – 1927“ schreibt Prof. O. F. A. Schulze über dieses Gebäude: „Wenn auch gegenüber dem ursprünglichen Neubauprojekt die Ausführung in etwas engeren Grenzen gehalten ist, so stellt doch der jetzige Neubau zweifellos eines der schönsten und besteingerichteten modernen physikalischen Institute dar.“ Dieses Attribut musste der Renthof 5 wohl inzwischen an neuere „Kollegen“ abtreten. Dennoch sind 100 Jahre Physik am Renthof 5 ein Grund zum Feiern.

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