Marburger Bildungsoffensive will Zugänge zu Kultur, Sport und Natur öffnen
Marburg 23.0602015 (pm/red) Kindern und Jugendlichen den Zugang zu kulturellen, sportlichen und naturbezogenen Bildungsangeboten eröffnen will die Marburger Bildungsoffensive, kurz: „MaBison“. Die Universitätsstadt Marburg hatte zu einer Auftakt- und Informationsveranstaltung ins Bürgerhaus Cappel eingeladen. Mehr als 75 Interessierte kamen und tauschten sich über die mögliche Gestaltung des Projekts aus. Man wolle eine Struktur schaffen, die endlich dazu führe, dass nicht mehr die Geburt darüber entscheidet, wie später einmal der Bildungsabschluss aussieht, sagte Oberbürgermeister Egon Vaupel. Stattdessen gelte es, die Neugier von Kindern und Jugendlichen zu wecken, ihre Interessen zu fördern – über eine Öffnung von Zugängen zu sportlicher, kultureller und naturbezogener Förderung.
Das ist das Ziel von „MaBison“. „Wenn wir Kinder in solche Projekte bekommen, dann geht damit in der Regel eine bessere Entwicklung einher“, machte Vaupel deutlich. Bildungsangebote können helfen, ins Leben zu finden, Selbstbewusstsein und eigene Überzeugungen zu entwickeln. Hier einzusteigen, sei ihm persönlich ein großer Herzenswunsch gewesen. Die Schaffung einer solchen Struktur könne nur ein nachhaltiger Weg sein, so der Oberbürgermeister weiter.
Peter Schmittdiel vom Fachdienst Jugendhilfedienste der Universitätsstadt Marburg betonte, dass „MaBison“ kein fertiges Konzept sei, sondern ein Prozess, den man früh und breit öffnen wolle. Die Veranstaltung im Cappeler Bürgerhaus sollte dazu dienen, die Grundidee vorzustellen und mit möglichst vielen Menschen darüber ins Gespräch zu kommen. Angesichts von 50 Anmeldungen habe man sich schon sehr gefreut, aber es waren sogar noch deutlich mehr Interessierte gekommen – darunter auch Vertreterinnen und Vertreter von städtischen Ämtern, Schulen, Vereinen, Bildungsträgern, Kirchen- und Stadtteilgemeinden. Zur Ausgangssituation erläuterte Peter Schmittdiel, dass die soziale Herkunft oft noch darüber entscheide, wie Zugänge zu Bildungsangeboten hergestellt werden. Kindern und Jugendlichen aus sozial schwachen Familien sollen diese Zugänge deshalb künftig leichter gemacht werden.
Auch wenn Marburg schon sehr gut aufgestellt sei – man wolle die Angebote weiter öffnen, Fördermöglichkeiten nutzen und die Förderstrukturen überprüfen. An der Umsetzung sollen vor allem auch Kinder und Jugendliche selbst beteiligt werden. Schon sehr früh, in Kitas und Grundschulen, soll eine Einbindung stattfinden. „Mühsam, aber lohnenswert sei sie“, wie Schmittdiel sagte: die Förderung von Kooperationen zwischen Vereinen und Institutionen. Ganz entscheidend nannte er wohnortnahe Zugänge.
Als Beispiele dafür, was heute bereits gut gelingt, wurden für den Bereich des Sports unter anderem der offene Spiel- und Sporttreff im Waldtal vorgestellt, das Nachtsportprojekt, das einmal pro Woche 20 bis 30 Jugendliche zum Sport bis Mitternacht ins Georg-Gaßmann-Stadion lockt und die Juniorsportassistenten-Ausbildung, die es seit dem vergangenen Jahr gibt. Im Bereich Kultur brachte das Hip-Hop-Musical „Woodvalley Story“ mit seinen Kooperationspartnern Jugendliche auf die Bühne. Naturbezogene Angebote sind beispielsweise das Modellprojekt „Natur bildet“, mit dem die Kinder zweier Kitas einmal pro Woche einen Tag im Wald verbringen, und das „Kinderfloß“ als schwimmender Lernort auf der Lahn.
Danach waren die Anwesenden der Auftaktveranstaltung aufgefordert, selbst aktiv zu werden. Aufgeteilt auf sieben Gruppen diskutierten sie einzelne Themenaspekte wie die finanzielle Umsetzung des Projekts, personelle Ressourcen oder mögliche Hemmnisse und Stolpersteine. Am Ende des Abends präsentierte jede Gruppe ihre Ergebnisse, Eindrücke und Vorschläge. Es wurde angeregt, die Eltern zu integrieren, „Förderlotsen“ einzusetzen, pädagogischen Input für Gruppierungen und Vereine bereitzustellen und eine internetbasierte Plattform für „MaBison“ einzurichten.
Grundausrüstungen und Transportmöglichkeiten für Sportangebote waren in den Gruppen ein Thema, ebenso wie der Abbau von Sprachbarrieren, ein eigener Fonds des Projekts oder die Einbeziehung von Flüchtlingskindern.