Luther 2017 soll Stadterlebnis werden
Marburg 22.10.2015 (pm/red) Das Jahr 2017 soll in Erinnerung an Martin Luther und den Anschlag seiner Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg zum großen Themenjahr „Luther 2017“ werden. Bundesweit und in Marburg, wo Luther sich mit anderen Persönlichkeiten der reformatorischen Bewegung 1529 zum „Marburger Religionsgespräch“ traf, vernetzen sich Akteure, um ein Programm für das Jubiläum auf die Beine zu stellen. Ein mehrjähriges Gemeinschaftsprojekt von drei Städten, eine „Reformations-Route“ durch Marburg, Ausstellungen und Vortragsreihen. Es gibt bereits viele Projekte und Veranstaltungen, mit denen sich Marburg präsentieren will.
Zum Start in das Luther-Jahr findet im Januar 2017 das Marburger Ökumenegespräch statt. Auch eine „Reformations-Route“ ist schon in Planung, um sie im März auf der Internationalen Tourismus-Börse vorzustellen. Luther und das Thema der Reformation sollen auch als „Städteerlebnis“ vermittelt und vermarktet werden, wie Klaus Hövel, Geschäftsführer der Marburg Stadt und Land Tourismus GmbH, erläuterte. Ziel ist es, „Special-interest“-Reisende zu gewinnen, die dann auch nach einem Luther-Jahr später wieder nach Marburg kommen.
Im Terminkalender gesetzt ist zudem die Ausstellung „Reformation und Bildung“ mit fünf Schwerpunkten im Universitätsmuseum für Kunst und Kulturgeschichte im Landgrafenschloss. Zielgruppe sind laut Kuratorin Christina Schlag vor allem Schulklassen, Studierende, Lehrende und Forschende. Weil das Thema ein sehr theoretisches sei, soll es nicht nur über Texte und Objekte, sondern auch über mediale Elemente und mit einem museumspädagogischen Begleitprogramm vermittelt werden. Museumsdirektor Dr. Christoph Otterbeck wies im Rathaus darüber hinaus auf die Ausstellung „Bibel in Eisen“ hin, die bereits jetzt und bis zum 10. April 2016 Ofenplatten mit biblischen Motiven aus dem 16. Jahrhundert zeigt.
Eine Ausstellung im Hessischen Staatsarchiv beschäftigt sich laut Leiter Dr. Andreas Hedwig mit „Luther und Europa“. Sie richtet sich an ein breites Publikum und wird am 15. November dieses Jahres eröffnet. Im September 2017 findet dann im Staatsarchiv ein gemeinsames Symposium der Philipps-Universität und der beiden Landeskirchen statt. „Reformation der Kirche – Reformation der Bildung/Die Universität Marburg und der reformatorische Bildungsauftrag“ lautet das Thema.
Vor allem jüngere Menschen will die Stadt Marburg mit einem Luther-Comic gewinnen. Illustrator Vitali Konstantinov und Poetry-Slammer Bo Wimmer, der das Genre des „Predigt Slam“ erfunden hat, entwickeln ihn gemeinsam.
Im Rahmen des Projekts „Tischreden“ sollen zum Luther-Jahr im Kerner prominente Personen in der Tradition der Reformation Reden zu einem Menü aus der Reformationszeit halten. Wie Marburg zu Zeiten der Reformation ausgesehen hat und wie das Leben damals war – das will das „Stadterlebnis Reformationszeit“ spürbar machen. Im Juni 2017 soll der Bereich rund um den Lutherischen Kirchhof dementsprechend gestaltet werden. Zudem sind Gästeführungen rund um Luther und die Reformation geplant.
Unter dem Motto „Luther und der Antisemitismus“ finden sich Studierende des Fachbereichs Evangelische Theologische zu einer Projektgruppe zusammen, um die Zettelkästen im „Garten des Gedenkens“ auf dem Platz der ehemaligen Synagoge in der Universitätsstraße neu zu bestücken. In Planungen sind darüber hinaus bereits Tagungen im Herder-Institut, zentrale Veranstaltungen der beiden evangelischen Landeskirchen, eine Ausstellung zum Thema „Frauen und Reformation“ im Marburger Haus der Romantik und Veranstaltungen mit Musik aus dem Zeitalter der Reformation. Das Hessische Landestheater greift das Thema „500 Jahre Reformation“ laut Chefdramaturg Franz Burkhard im Theatersommer auf.
Das Projekt „Tripolis“ (drei Städte) schließlich vereint die Regionen Marburg, Prag und Zürich, um zu zeigen, dass die Reformation weit über Wittenberg und das Jahr 2017 hinaus weist. Dreimal fünf Gemeinden wollen neun Projekte in drei Jahren auf die Beine stellen, informiert Ulrich Biskamp, Pfarrer der Lutherischen Pfarrkirche St. Marien. „Es geht nicht nur um ein Reformationsgedenken, es geht um einen reformatorischen Aufbruch gestern und vor allem auch heute“, erklärt er.
Für bundesweite Veranstaltungen und Kooperationen ist die Homepage www.luther2017.de eingerichtet worden.