Lesung mit Trude Simonsohn am 27. Januar im Rathaus
Marburg 21.01.2015 (pm/red) Die Holocaust-Überlebende Trude Simonsohn liest am 27. Januar 2016 im Rathaus. Ab 17 Uhr findet im Historischen Rathaussaal die Lesung von Trude Simonsohn und Elisabeth Abendroth aus der Autobiographie „Noch ein Glück. Erinnerungen“ statt. Dieser Tag ist der Gedenktag an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz.
„Noch ein Glück. Erinnerungen“ lautet der Titel der Autobiographie der 95-jährigen Trude Simonsohn, die gemeinsam mit der Frankfurter Sozialwissenschaftlerin Elisabeth Abendroth ihre Erinnerungen an den Holocaust niedergeschrieben hat. Die Wiederholungsveranstaltung geht auf ein Versprechen zurück, das Trude Simonsohn und Elisabeth Abendroth bei der restlos überfüllten Lesung am 8. Mai letzten Jahres den draußen Wartenden gegeben hatten.
Seit Jahrzehnten erzählt die in Frankfurt lebende Trude Simonsohn in Schulen, Institutionen und kulturellen Vereinen aus ihrem Leben, das sie zu einer Zeugin der großen politischen Verwerfungen im zwanzigsten Jahrhundert werden ließ. 1921 in Olmütz geboren, wuchs sie zweisprachig auf, besuchte das deutsche Gymnasium, durfte aber nach dem Einmarsch der
deutschen Wehrmacht und der Annexion der Tschechoslowakei als Jüdin keine Berufsausbildung absolvieren. Sie verlor ihren Vater im KZ Dachau, ihre Mutter in Auschwitz.
Sie selbst engagierte sich in der jüdischen Jugendarbeit und Vorbereitung der Auswanderung deutscher und tschechischer Juden nach Palästina. 1942 wurde sie nach dem Attentat auf Reinhard Heydrich des Hochverrats angeklagt, in Einzelhaft genommen, später in verschiedene Konzentrationslager verschleppt, bevor sie schließlich im Mai 1945 aus dem KZ Merzdorf bei Groß-Rosen befreit wurde.
Nach 1945 arbeitete sie für die jüdische Flüchtlingshilfe in der Schweiz, machte eine Ausbildung zur Krankenpflegerin, kümmerte sich um tuberkulosekranke und traumatisierte Kinder, die durch den Holocaust zu Waisen geworden waren. 1955 ging sie nach Frankfurt am Main, wo sie in der jüdischen Gemeinde die Stelle für Sozialarbeit und Erziehungsberatung übernahm, 1989-1992 den Gemeindevorsitz. Sie wurde nach dem Krieg zu einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt.