Naomi Beckwith als Künstlerische Leiterin der documenta 16 vorgestellt

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Es war einmal ein Wald – Nach der Vitos-Rodung in Marburg

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Marburg 06.02.2016 (yb) Während Feierlustige und Narren sich in Marburg auf den oberhessisch kärglich daherkommenden Höhepunkt der fünften Jahreszeit vorbereitet haben und dem Rosenmontag samt Umzug entgegenblickten, ist in der ersten Februarwoche auf dem Vitos-Gelände „reiner Tisch“ gemacht worden. Mit massivem Gerät rückte eine vom Grundstückseigner Vitos beauftragte Firma an und rodete das stattliche Waldstück an der Ecke Cappeler Straße / Friedrich-Ebert-Straße. Hunderte Bäume, meistens Roteichen mit etwa 40jähriger Wuchszeit, wurden mit dem gierigen Maul eines „Harvesters“ mit scharfer Kettensäge im Minutentakt vom Wurzelwerk abgesägt, in Stammstücke gleicher Länge portioniert und zu Nutzholz degeneriert. Dort, wo im vergangenen Jahr noch Hunderte Vögel nisten und ihren Nachwuchs groß ziehen konnten, ist in nicht einmal zwei Arbeitstagen mit martialischem Maschineneinsatz eine verwüstete Fläche geschaffen worden, die demnächst Bauland sein wird.

An der Längsseite des etwa 200 mal 100 Meter großen zerstörten Naturareals wurde umgehend nach Vollzug der Rodung ein langgezogener Bauzaun vor den vorhandenen Zaun gestellt und mit schwarzen Plastikplanen kaschiert. So soll Passanten der direkte Einblick auf die für das Auge trostlose Fläche verwehrt werden. Wie ein riesiger Trauerflor soll dieser – funktional völlig überflüssige – Bauzaun ganz offensichtlich die brachiale Fällaktion des gewachsenen Waldstücks schamhaft verhüllen und offenbart umso mehr das schlechte Gewissen der Protagonisten bei Vitos und der Stadt Marburg für die Rodung und das massenhafte Baumopfer in Zeiten bedrohlichen Klimawandels und des Ringens um Erhalt einer lebenswerten Umwelt.

Jetzt ist Karnevalswochenende und Narrenzeit. In der Vorwoche ist in Marburg statt Narretei eine üble Torheit begangen worden. Über 3.000 Wahlberechtigte hatten in Marburg zuvor ihre Unterschrift unter die Initiative für ein Bürgerbegehren zum Erhalt des nunmehr gerodeten Vitos-Waldes gesetzt, auf dass alle Wahlberechtigten über dessen Zukunft befinden sollten. Das hat die Stadtverordnetenversammlung abgelehnt, ein Bürgerbegehren sei nicht rechtens.
Am 6. März ist Kommunalwahl in Marburg. Dann sind alle Marburger WählerInnen aufgerufen ihre Stimme abzugeben für die zukünftige Zusammensetzung des hiesigen Stadtparlaments. Man wird sehen wie das Ergebnis ausfällt.

Sternbald-Fotografien von Hartwig Bambey © 2016

—>Essay Marburger Irrwege

Panoramaansicht vom Vetos-Gelände nach der Rodung.

Panorama vom Vitos-Gelände nach der Rodung. Foto-Montage Hartwig Bambey

 

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