Bildungsbauprogramm soll in Marburger Schulen investieren
Marburg 12.02.2016 (pm/red) Damit in Marburg immer mehr Schülerinnen und Schüler von Bildung mit hoher Qualität profitieren können, solle in den nächsten fünf Jahren das Bildungsbauprogramm (BiBaP) in Schulen investieren. Es gebe viel zu tun, an den 26 Schulstandorten der Stadt, teilten Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies, Bürgermeister Dr. Franz Kahle und Stadträtin Dr. Kerstin Weinbach bei der Vorstellung des neuen Programms mit.
Zwischen 2004 und 2014 hat die Stadt Marburg knapp 50 Millionen Euro in den Schulbau investiert. Davon kamen 16 Millionen aus dem Konjunkturprogramm. Jetzt wird die Stadt in fünf Jahren 30 Millionen investieren. Das bedeutet, dass jährlich eine Million Euro mehr in den Bildungsbereich investiert werden soll. Dies entspricht einer Steigerung von 20 Prozent, die die Stadt investieren will. „Damit wollen wir aus eigener Kraft über das Niveau des Konjunkturprogramms hinaus“, machte das OB Spies deutlich.
Dieses hohe Investitionsniveau werde, laut Spies, mit zwei neuen Dingen verbunden: Zum einen gebe es einen konsequenten Beteiligungsprozess der Schulgemeinden, zum anderen die größtmögliche Planbarkeit für die Schulen. „Jede Schule soll sich darauf verlassen können und verbindlich wissen, woran sie in den nächsten fünf Jahren ist“, ergänzte Schuldezernentin Weinbach. Natürlich werde es auch Vorschläge geben, die zwar schön, aber jetzt noch nicht möglich wären. Diese müssten dann auf BiBaP II warten, führte das Stadtoberhaupt weiter aus. „Das ist keineswegs eine triviale Aufgabe“, machte der Oberbürgermeister bewusst, „aber wir haben keine Zweifel, dass das klappt.“
Was den Beteiligungsprozess betrifft, so seien die Vorbereitungen bereits begonnen worden. In der letzten Woche wurde in einer Schulleiterkonferenz sowie mit dem Stadtelternbeirat und den Elternbeiräten der Schulen gesprochen, um auf das Projekt vorzubereiten. In einem ersten Schritt sollen die Schulen nun ihre Vorschläge bis zu den Osterferien einreichen. Bis Mitte Mai erarbeitet die Verwaltung, mit dem Schul- und Bauamt, aus den Eingängen einen Vorschlag. Bis Mitte Juni soll eine Projektgruppe den Verwaltungsvorschlag überarbeiten und eine Empfehlung erstellen. Die Projektgruppe besteht aus fünf Vertretungen von Schulleitungen, zwei Vertretungen des Stadtelternbeirates, zwei Vertretungen des Gesamtpersonalrates, zwei Vertretungen des Kinder-und Jugendparlaments, einer Vertretung des Behindertenbeirates, dem Oberbürgermeister, dem Bürgermeister, der Stadträtin sowie aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Fachdienstes Schule und des Fachdienstes Planen, Bauen, Umwelt.
„Das ist wichtig, damit wir an der Stelle über die Prioritätensetzung einen größtmöglichen Konsens erreichen“, machte Oberbürgermeister Spies deutlich. An vielen Stellen sei nicht frei zu verhandeln, da viele Dinge nötig seien. Man müsse prüfen, in welcher Reihenfolge man vorgehe, erläuterte Spies. „Legt man sich auf fünf Jahre fest, ist es zudem wichtig, dass sich alle fair behandelt fühlen. Nur so kann man eine größtmögliche Akzeptanz erreichen“, betonte der Oberbürgermeister. Das Ergebnis wird schließlich in der Septembersitzung der Stadtverordnetenversammlung zur Entscheidung vorgelegt.
Schwerpunktsetzungen für das Programm
Die Investitionsmittel sollen eingesetzt werden, um notwendige Sanierungen und Ergänzungen umzusetzen und den Raumbedarf auf dem Weg zur Ganztagsschule zu decken. Inklusion soll konsequent gesichert und in Fachräume für moderne Unterrichtsmethoden investiert werden. Darüber hinaus sollen Schulsporthallen modernisiert und Arbeitsbedingungen der LehrerInnen und sollen verbessert werden. Wichtig dabei sei, dass in das fünfjährige Programm nur Maßnahmen über 100.000 Euro aufgenommen werden. Kleinere oder unvorhersehbare Vorhaben, aber auch der Brandschutz, werden getrennt davon behandelt. „Deshalb wird mit großer Disziplin vorgegangen werden müssen“, machten die Dezernenten deutlich.
Einig waren sie sich auch darin, dass die Teilhabe an Kultur ein wichtiger Baustein für Bildung ist. Kunst und Kultur würden die Denkfähigkeit für andere Lebensbereiche bestimmen. Zugleich bestimmen kulturelle Besitztümer den sozialen Status. Daher sei die Förderung für Kinder und Jugendliche in diesem Bereich elementar, wenn man Chancengleichheit einerseits und Teilhabe am Genuss kultureller Schätze andererseits für alle ermöglichen will.
Aus diesem Grund wird die Stadt Marburg mit einem kleinen Teil von etwa einem bis zwei Prozent in Kunst am Bau investieren – sei es bei der Museumsmeile oder an Schulen und anderen wichtigen neuen oder sanierten Gebäuden. „Das kann beispielsweise eine Plastik zum Anfassen für Schülerinnen und Schüler sein, auf der geklettert und die kindgerecht erlebt werden kann“, erläuterte das Stadtoberhaupt. Kunst am Bau sei ein Vermittlungsweg, um über die Alltäglichkeit den Zugang zu Kunst und Kultur zu erleichtern. „Das wollen wir an dieser Stelle integrieren. Die Gestaltung von Schulen ist auch eine bildungspolitische Frage, jenseits der Frage von Räumen und Technik“, so Spies weiter.
Bürgermeister und Baudezernent Dr. Franz Kahle betonte: „Letztlich betreiben wir mit der Investition auch nachhaltige Haushaltspolitik und soziale Zukunftssicherung.“ Die Stadt Marburg sei bestrebt, bei jedem Neubau die energetischen Verbräuche und Betriebskosten erheblich zu senken. „Darüber hinaus hängen viele Probleme im Jugend- und Integrationsbereich ursächlich damit zusammen, wie viel Städte in Bildungs- und Fortbildungseinrichtungen investieren und somit räumlich und sächlich in der Lage dazu sind, zentrale Aufgabenstellungen zu erfüllen.“