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Runder Tisch resümiert: Wohnungsbau in Marburg kommt voran

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Marburg 14.02.2016 (yb) In Sachen Wohnungsbau ist einiges in Marburg passiert, und einiges ist im Vollzug und in Planung. So lässt sich knapp beschreiben, was am Freitagabend in einer Plenumssitzung des Runden Tisch „Preiswerter Wohnraum“ als Zwischenbilanz resümiert wurde. Rund 70 Anwesende, darunter einige Stadtverordnete und mehrere Amtsleiter der Stadt, saßen zwei Stunden auf Einladung von Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies mit Sozialplanerin Monique Meier, Stadtplaner Reinhold Kulle und Wirtschaftsförderungsreferent Wolfgang Liprecht zusammen. Zunächst versuchte Reinhold Kulle eine Zwischenbilanz vorzustellen. Seit 2013, als dieser Runde Tisch angesichts drängender Wohnungsnot in Marburg von Oberbürgermeister Egon Vaupel einberufen wurde, sei einiges in Gang gekommen. So gibt es inzwischen 24 neu gebaute Sozialwohnungen „Am Rain“ im Waldtal, zudem wurden zwei Projekte von der GWH als Quartierverdichtung im Damaschkeweg bereits abgeschlossen. 

94 Wohneinheiten befinden sich derzeit im Bau, erläuterte Kulle, und 133 Sozialwohnungen seien in planerischer Vorbereitung. „Wir müssen das Grundstück mitbringen“ lautete seine Aussage mit Blick auf die enormen Quadratmeterpreise für Bauland in Marburg. Bei 230 bis 300 Euro pro Quadratmeter für Bauland sei es ansonsten trotz öffentlicher Förderung vom Land Hessen und seitens der Stadt Marburg nicht möglich Mietpreise deutlich unter 7,00 Euro zu ermöglichen. Damit war das Thema Baulandreserven angesprochen, wo derzeit von der Stadt in Kernstadtbereichen deutlicher Mangel beschrieben wird, allerdings erhebliche Flächen in Cappel (mit Baurecht) außen vor bleiben.

Es gibt geplante Bauvorhaben für Sozialwohnungen in den kommenden Jahren in dreistelliger Anzahl. Dazu wird nunmehr auch die städtische GeWoBau in einer Größenordnung von 50 Wohneinheiten schwerpunktmäßig im Bereich von Weidenhausen tätig werden. Ergänzend erläuterte Wolfgang Liprecht wohnungsbaubezogene Steuerungsinstrumente wie eine Fehlbelegungsabgabe, die derzeit in Marburg nicht in Anwendung kommt. In Vorbereitung ist eine verpflichtende Sozialquote für private Bauherren, dies wurde als eine Anregung aus dem Kreis der Bürger aufgenommen. Nach der Konstituierung des neuen Stadtparlaments im Lauf des Frühjahrs, steht laut Liprecht ein entsprechender Satzungsbeschluss an, der eine 20- oder 30-prozentige Sozialquote in Marburg für Bauherren festlegen soll. Eine solche Sozialquote soll Gültigkeit erlangen bei Projekten ab 20 Wohneinheiten.

In der Aussprache teilte Oberbürgermeister Spies auf Befragen mit, dass die Stadt Marburg inzwischen 670 zugeteilte Flüchtlinge untergebracht habe. Im Flüchtlingscamp in Cappel seien derzeit 120 Personen untergebracht. Die hohe Zahl von Flüchtlingen, die dauerhaft in Marburg mit angemessenem Wohnraum zu versorgen sind, führen nach seiner Einschätzung zu einer höheren Bedarfsplanung: Zusätzlicher Wohnraum für 200 – 300 Flüchtlingen pro Jahr benennt das Wohnraumversorgungskonzept. Diesbezüglich sind die Zahlen der von der Stadt beauftragten Wohnungsmarktstudie von der Wirklichkeit überholt worden. Insoweit sind die Planzahlen des Ende 2015 von der Stadtverordnetenversammlung beschlossenen Wohnraumversorgungskonzept bedarfsorientiert fortzuschreiben.

OB Spies wurde nach seiner Einschätzung zur Möglichkeit langfristig auf den Lahnbergen Wohnraum für Studenten zu schaffen befragt. „Darüber kann man nachdenken“ sagte Spies, um dann jedoch erhebliche Bedenken zu artikulieren. Wenn etwa, wie in einem Szenario beschrieben, im denkmalgeschützten Gebäude der Chemie mitten im Campus Lahnberge Studentenwohnungen geschaffen würden, schaffe man dort eine Art von Ghetto. Isoliert und umzingelt von naturwissenchaftlichen Instituten sollten Studierende nach seiner Einschätzung in Marburg nicht fernab der Stadt und ihrer Angebote untergebracht werden.

Zum nächsten Plenum des Runden Tisches will das Stadtoberhaupt in einem halben Jahr einladen, wobei bis dahin das Instrument der Sozialquote bereits in Marburg verwirklicht sein kann.

In Sachen Wohnungsbau ist einiges in Marburg passiert. Es bleibt zugleich noch viel zu tun. Dabei sind für die nächsten Jahre die Weichen gestellt. Insofern könnten viele zufrieden sein. Der neue Oberbürgermeister hat sich des Themas und der Anliegen angenommen und führt den Runden Tisch als integrierendes Instrument weiter. Ein wichtiger Aspekt wurde bisher dort nicht diskutiert. In den nächsten Jahren werden immer mehr Rentner mit geringen Ruhestandsbezügen kommen. Niedrige und prekäre Einkommen bringen wachsende Altersarmut hervor, was sich auch in Marburg bemerkbar machen wird. Dann braucht es im Zug des demographischen Wandels einen höheren Anteil von Sozialwohnungen. Auch wenn sich dies derzeit noch kaum quantifizieren lässt, wird daraus zusätzlicher Bedarf erwachsen.

Sternbald-Fotografien von Hartwig Bambey © 2016

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