Leuchtturm für Lehrerbildung – Projekt „ProPraxis“ zur Weiterentwicklung der gymnasialen Lehrerbildung
Marburg 16.02.2016 (pm/red) Bei der Auftaktveranstaltung zum Projekt „ProPraxis“ in der vergangenen Woche beschrieb der Präsident der Hessischen Lehrkräfteakademie, Andreas Lenz, die besondere Förderung der Lehrerbildung an der Philipps-Universität als großen Erfolg. In „ProPraxis“ bündelt die Marburger Universität ihre Aktivitäten zur Weiterentwicklung und Verbesserung der gymnasialen Lehrerbildung. Koordiniert wird das Projekt von der Stabsstelle „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“. In dem gleichnamigen Programm des Ministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) war „ProPraxis“ in der ersten Bewilligungsphase erfolgreich und wird zunächst bis 2018 gefördert. Ziel ist vorrangig die Förderung einer praxisorientierten Lehramtsausbildung.
Auch Uni-Präsidentin Prof. Katharina Krause betonte die besondere Bedeutung der gymnasialen Lehrerbildung in Marburg. „Mit rund 3.000 Studierenden ist die Lehrerbildung für Gymnasien der größte Studiengang an der Philipps-Universität. Eine große Herausforderung ist die Ausbildung von Generalisten – im positiven Sinne“, betonte die Präsidentin. Es gehe darum, Menschen auf den Schuldienst vorzubereiten, die auf der einen Seite umfassend gebildet seien, sowohl fachlich als auch persönlich. Die auf der anderen Seite diese Bildung aber auch praktisch im Unterricht umsetzten könnten – didaktisch wie pädagogisch.
Im Anschluss gratulierte der Pädagogik-Professor Dr. Ewald Terhart von der Universität Münster zum Marburger Erfolg von „ProPraxis“ bei der Qualitätsoffensive Lehrerbildung. Er sprach im Rahmen des Festaktes über aktuelle Entwicklungen in der Lehrerbildung und Perspektiven. Als wichtige Themen sprach er die „Verknüpfung von wissens- und erfahrungsbezogenen Angeboten“ an. Aber auch die „stetige berufsbegleitende Weiterbildung von Lehrkräften“.
Beides sind zentrale „ProPraxis“-Themen: „Unter dem Motto ‚professionell – praktisch – gut‘ wird Marburg seine Lehrerbildung im Rahmen von ‚ProPraxis‘ durch drei eng verzahnte Maßnahmen weiterentwickeln“, sagte Prof. Dr. Harald Lachnit, Vizepräsident für Studium und Lehre der Philipps-Universität.
Der Weg zum Marburger Modell
Ein Kernelement seien die sogenannten Marburger Praxismodule (MPM). Das meine die „Verknüpfung von der Theorie der fachwissenschaftlichen Disziplinen, Fachdidaktiken und Schulpädagogik mit der Praxis des konkreten Schulunterrichts“, so Prof. Lachnit. Diese Praxis solle – und das ist ein neuer Ansatz beim Marburger Modell – nicht erst im Klassenzimmer beginnen, sondern bereits in der Auseinandersetzung mit den Kernideen des jeweiligen Faches. Die Didaktik, also die schulunterrichtliche Umsetzung der oft abstrakten und komplexen Inhalte der Fachdisziplin, werde „von Anfang an mitgedacht“.
Hinzu komme der Ausbau eines flächendeckenden Angebotes zur Eignungsberatung im Lehramtsstudium. Zur Profilierung und Optimierung der Strukturen der Lehrerbildung initiiert die Philipps-Universität einen Organisationsentwicklungsprozess, der das Zentrum für Lehrerbildung (ZfL) nachhaltig stärkt und die Entwicklungen in der Lehrerbildung trägt. Die Verantwortung und die Aufgaben werden intern und im Zusammenwirken mit allen Akteurinnen und Akteure in der akademischen Lehrerbildung in Marburg neu geordnet.
Unter anderem vernetzen sich die Fachwissenschaften, Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften im Rahmen eines Professionalisierungsforums – das sogenannte ProfiForum. Dieses bildet den wissenschaftlichen Kern von „ProPraxis“, aus dem heraus auch die Doktorandinnen- und Doktorandenbetreuung, die Zusammenarbeit der pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und mittelfristig die Zusammenarbeit mit den externen Partnerinnen und Partnern in der Lehrerbildung gestaltet wird.
Erste Arbeitsergebnisse
„Wir haben seit Projektstart die Studienordnung geändert und erste neue Studienangebote entwickelt. Diese werden seit diesem Wintersemester umgesetzt. Die Eignungsberatung hat in Kooperation mit den Dozentinnen und Dozenten der MPM erste Angebote erarbeitet und umgesetzt“, schilderten Prof. Lachnit und der Marburger Umweltinformatik-Professor Thomas Nauss, der als Fachwissenschaftler an der MPM-Entwicklung mitwirkt. Darüber hinaus seien zehn Qualifikationsstellen zur Unterstützung weiterer Projekte besetzt. Der Aufbau weiterer Referate durch das ZfL habe begonnen.
Lehramtsstudium in Marburg
Rund 3.000 angehende Lehrerinnen und Lehrer an Gymnasien (L3) studieren an der Philipps-Universität Marburg. Damit ist er der größte Studiengang an der Philipps-Universität. Zwölf von 16 Fachbereichen beteiligen sich an der Ausbildung. Studierende können aus 22 Fächern ihre Fachschwerpunkte wählen.