Hessens größtes Planetarium ab November 2024 wieder geöffnet

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Historischer Schwanhof in der Fachwerktriennale

Außen wirkt der verputzte Schwanhof unscheinbarer. Die Eigentümer wünschen sich langfristig auch hier noch eine Sanierung, wenngleich die finanziellen Möglichkeiten begrenzt seien. Foto Heiko Krause

Außen wirkt der verputzte Schwanhof unscheinbarer. Die Eigentümer wünschen sich langfristig auch hier noch eine Sanierung, wenngleich die finanziellen Möglichkeiten begrenzt seien. Foto Heiko Krause

Marburg 23.02.2016 (pm/red) Zum dritten Mal hat Marburg an der Fachwerktriennale unter Federführung der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Fachwerkstädte teilgenommen, diesmal mit dem historischen Schwanhof. Die Marburger Präsentation im Rathaus war zugleich die Abschlussveranstaltung der Fachwerktriennale 15, zu der Bürgermeister Franz Kahle eingeladen hatte. Die seit 2009 alle drei Jahre stattfindende Fachwerktriennale versteht sich als Forum für Stadtentwicklung in den historischen Fachwerkstädten Deutschlands. Durch die Entwicklung neuer oder die Präsentation bereits bewährter innovativer Konzepte und Maßnahmen soll ein Beitrag für die Zukunftsfähigkeit der Fachwerkstädte und den Erhalt ihres kulturellen Erbes geleistet werden. 18 Städte haben bei der Fachwerktriennale 15 ihre Projekte unter dem Motto „Impulse der Wirtschaft“ präsentiert.

Bürgermeister Franz Kahle empfing die Organisatoren sowie VertreterInnen der anderen Städte zunächst im Historischen Saal des Rathauses. Denkmalschutz werde in der Universitätsstadt „mit Herz und Seele“ betrieben, hob Kahle hervor. „Wir fühlen uns ganz unbescheiden als Denkmalhauptstadt Hessens“, fügte er hinzu. Seit etwa zehn Jahren unterstütze die Stadt Eigentümer freiwillig finanziell, wenn sie ihre Häuser etwa mit neuen Fenstern ausstatteten oder ein Dach sanierten, und zwar mit bis zu 50 Prozent. Das koste sicher viel Geld, betonte er, „aber der Effekt ist letztlich ungleich höher. Die Stadt bleibt so lebens- und erhaltenswert.“

Trotzdem sei es in den ländlich geprägten Stadtteilen nicht immer einfach, den Erhalt historischer Bausubstanz zu gewährleisten, sagte Kahle. Auch wenn mit dem hessischen Landesprogramm zur dörflichen Entwicklung ein guter Weg zur Erhaltung der alten Ortskerne eingeschlagen worden sei, reichten die Mittel daraus bei weitem noch nicht aus. Auch die Anstrengungen zur energetischen Sanierung und der solaren Dachnutzung im Fachwerkbereich müssten verstärkt werden.

Bevor der Schwanhof als Marburger Beispiel gelungenen Denkmalerhalts präsentiert wurde, ging Professor Manfred Gerner von der Fachwerkarbeitsgemeinschaft zusammen mit Dr. Uwe Ferner zusammenfassend auf alle anderen Städtebeiträge der Fachwerktriennale ein. Es wurde deutlich, dass es sehr unterschiedliche Ansätze sind, die gewählt werden können, Fachwerkgebäude zu erhalten und zu nutzen. Gerner betonte, dass es sicher Missstände gebe, auch hätten Eigentümer oft kein Bewusstsein, das dem Erhalt zuträglich ist. Die vorgestellten Projekte drehten sich unter anderem um die Aufwertung von Tourismus, energetische Sanierung oder das Thema Verkehr. Mögliche Kooperationsformen zum Erhalt seien unter anderem Unterstützung durch Unternehmen, bürgerschaftliche Initiativen durch Vereine oder Genossenschaften sowie Zusammenarbeit kommunaler Gesellschaften zum Nutzen aller.

„Investor und Kommune“ war das Thema des Marburger Beitrags. Stadtplaner Reinhold Kulle, der den Schwanhof und seine Entwicklung zusammen mit Eigentümervertreter Rolf Niderehe präsentierte, hob hervor, dass „Investor“ im Gegensatz zur derzeitigen Diskussion in Marburg hier keinesfalls negativ belegt sei, denn es gebe schließlich keine Erhaltung, würden die Eigentümer nicht investieren.

Der Schwanhof in der heutigen Schwanallee kann auf eine 500-jährige Geschichte zurückblicken. Damals habe ihn der reiche Marburger Bürger Hermann Schwan außerhalb der Stadt errichtet. Zu den frühneuzeitlichen Fachwerkgebäuden seien Mitte des 19. Jahrhunderts die heute noch prägenden Sandsteingebäude der stattlichen Vierflügelanlage hinzugekommen. Sein Urgroßvater Peter Niderehe habe das Gelände in den 1870er Jahren erworben, so Niderehe, und fortan bis 1956 sei dort eine Tabakfabrik gewesen, die sein Vorfahr Stefan Niderehe 1817 in Weidenhausen gegründet hatte.

Nachdem die Fabrik mangels Nachfrage still gelegt wurde, diente nur noch als vermietetes Lager. Der Familie sei aber schnell bewusst geworden, dass so nur wenig Miete zu erzielen war. Ein heute noch dort ansässiger Orgelbauer sei der erste gewesen, der mehrere Geschosse mietete. Vor etwa 20 Jahren sei das Geburtshaus eingezogen. Heute gebe es eine Vielzahl an gewerblichen Mietern, so Niderehe.

Wie Niderehe und Kulle berichteten, sei im Jahr 2004 das heutige Erscheinungsbild des Schwanhofs mit seinem großen Platz auch als Begegnungsstätte entstanden. Anfang des Jahrtausends wurde ein Studierendenwettbewerb ausgeschrieben, dessen Siegerentwurf umgesetzt wurde. Zubauten im Innengelände der 1950er Jahre wurden abgetragen. Erhalten wurde ein Fachwerkbau aus dem 19. Jahrhundert, wenn auch in großen Teilen modern umgebaut, der heute unter anderem ein Café beherbergt.

Hofbereich des Schwanhof. Foto Heiko Krause

Hofbereich des Schwanhof. Foto Heiko Krause

Bereits seit 2008 seien Renovierungsarbeiten getätigt worden, sagte Niderehe. Insgesamt hätten die Eigentümer etwa zwei Millionen Euro investiert. Er bedauerte, dass die Außenfassade zur Schwanallee noch nicht grundlegend saniert sei. Leider seien die finanziellen Möglichkeiten begrenzt, zumal derzeit viel in den Brandschutz investiert werden müsse. Der unteren Denkmalschutzbehörde, so Niederehe, sei er für die gute Zusammenarbeit dankbar. Genehmigt worden seien etwa Gauben für das Geburtshaus, damit es dort unter dem Dach genug Licht gibt.

Das Ergebnis bis jetzt bezeichnete Kulle als „Riesenleistung“. Er sagte in Richtung Landesamt für Denkmalpflege, dass das Projekt durchaus für den Denkmalschutzpreis des Landes Hessen in Frage käme. Zwar sei nicht alles „schön und fertig“, aber die städtischen Zuschüsse der vergangenen 15 Jahre in Höhe von etwa 56.000 Euro seien besser angelegt als bei einem kleinen Projekt. Denn der wichtigste Verdienst der Eigentümer sei der Erhalt durch nachhaltige Nutzung.

Nach dem offiziellen Teil im Rathaus hatten die Besucherinnen und Besucher Gelegenheit, sich vor Ort ein Bild zu machen. Bei einer Führung durch den Schwanhof durch Geschäftsführer Klaus-Peter Mülln erfuhren sie, dass Hermann Schwan dort gebaut hat, nachdem er sich mit dem Landgrafen überworfen hatte. Angegliedert seien Ländereien bis an die Lahn und bis Ockershausen gewesen. Das älteste Gebäude stehe seit etwa 1530. Nachdem der Besitz später an die Landgrafen gefallen war, seien im 16. Jahrhundert weitere Fachwerkgebäude entstanden, so Mülln.

Eine ganze Zeit lang sei der Schwanhof Poststation gewesen, erfuhren die Gäste. Neben den unterschiedlichen Gewerbebetrieben und Vereinen auf dem heutigen Gelände gebe es ein Studentinnenwohnheim auf dem Schwanhof, berichtete der Geschäftsführer.

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