Internationale Streitbeilegung praktisch lernen
Marburg 01.03.2016 (pm/red) Am 3. März 2016 richtet der Fachbereich Rechtswissenschaften der Philipps-Universität den Marburg Mini Moot aus. Teams von drei Universitäten, darunter auch vier Marburger Studierende, messen dort ihre Kräfte. Wer wird die Interessen ihrer fiktiven Mandanten in einer internationalen Streitigkeit am besten vertreten? Die Veranstaltung ist öffentlich und soll Besuchern die Gelegenheit geben, Einblicke in diesen faszinierenden Wettbewerb zu erlangen. Sie wird in Englisch durchgeführt, der Sprache der internationalen Wirtschaft.
Verhandelt wird eine Streitigkeit zwischen einem exquisiten Weingut und einem Unternehmen, das mit hochwertigen Weinen handelt. Mehrere Jahre lang arbeiteten beide gut zusammen. Im letzten Jahr allerdings hat widriges Wetter viele Trauben verdorben – doch der erzeugte Wein verspricht ein Spitzenjahrgang zu werden. Der Händler ordert deshalb mehr Flaschen als üblich, zumal das Weingut zuletzt zahlreiche Auszeichnungen gewonnen hatte. Als der etwas exzentrische Winzer meint, dass der Händler zu fordernd auftrete, verkauft er seinen Wein schlicht an den größten Konkurrenten des Händlers, der neu auf den Markt drängt, und lässt sich dafür mit einer Extrazahlung belohnen. Kann der Händler, der einen langfristigen Vertrag mit dem Winzer geschlossen hatte, nun den Gewinn des Winzers herausverlangen? Über diese und andere Fragen werden Studierende der Universitäten Frankfurt, Göttingen und Marburg am 3. März verhandeln.
Um 9 Uhr begrüßen Uni-Vizepräsident Professor Dr. Joachim Schachtner und der Dekan des Fachbereichs Rechtswissenschaften, Professor Dr. Sebastian Müller-Franken, die Teilnehmer in der Aula der Alten Universität. Die Schiedsverhandlungen finden um 9.30 Uhr, 11.45 Uhr und 15.00 Uhr in der Aula und an anderen Orten in der Alten Universität statt.
Wenn Winzer und Händler deutsche Unternehmen sind, würde der Streit vermutlich vor einem Landgericht landen. „In einem internationalen Rechtsstreit will aber keine Partei vor die Gerichte der anderen“, erklärt der Jurist Dr. Reinmar Wolff, der das Marburger Team betreut. Deshalb wählen Unternehmen meist eine neutrale Stelle, wenn grenzüberschreitende Streitigkeiten zu entscheiden sind, nämlich ein Schiedsgericht. „Schiedsgerichte sind im internationalen Handel heute der Regelfall“, so Wolff.
Die Verhandlung vor genau so einem internationalen Schiedsgericht simulieren die Studierenden beim Marburg Mini Moot. Die Veranstaltung ist eingebettet in den Vis Moot Court, ein prestigeträchtiger internationaler Wettbewerb, in dem studentische Teams aus der ganzen Welt ihre Kräfte messen und so spielerisch berufliche Fähigkeiten erwerben, die das Studium sonst nicht vermittelt. So können die Studierenden praktisch ausprobieren, wie sie am besten vortragen und welche Art von Argumenten am Ende überzeugt. Einen besonderen Reiz macht hier das Internationale aus: Wie überzeugt man ein Schiedsgericht, das mit Juristen aus ganz unterschiedlichen Rechtstraditionen besetzt ist? Wie geht man in eine Verhandlung, wenn auf der anderen Seite Teams aus Belgien, Indien, den Vereinigten Staaten oder Frankreich sitzen? Gegen diese Gegner wird das Marburger Team im Vis Moot im März antreten.
Der Marburg Mini Moot bietet ein Training für diesen Wettbewerb. Hier ist das „Schiedsgericht“ mit Marburger Hochschullehrern und Rechtsanwälten besetzt, die in der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit tätig sind. Anders als im richtigen Leben entscheidet das Schiedsgericht am Ende übrigens den Streit nicht, gibt den studentischen Teams aber jede Menge Feedback.
Donnerstag, 3. März 2016, ab 9 Uhr
Aula der Alten Universität, Lahntor 3