Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit werden unterstützt
Marburg 18.03.2016 (pm/red) Die Koordinierungsstelle für Flüchtlingswesen und die Projektgruppe der ehrenamtlichen Psychologinnen und Psychologen bieten zukünftig Hilfestellungen an, um alle Ehrenamtliche in der Marburger Flüchtlingsarbeit bei ihrer Arbeit unterstützend zu begleiten. Zur Auftaktveranstaltung mit dem Thema „Das Fremde in mir entdecken – Mich selbst im Fremden erkennen“ folgten am Freitagabend mehr als 70 Engagierte der Einladung der Leiterin der Koordinierungsstelle Gudrun Fleck-Delnavaz ins Bürgerhaus von Cappel, wie die Stadt mitteilt.
Flüchtlinge bestimmten seit langem die Nachrichten, so Fleck-Delnavaz zur Begrüßung. Und seit es in Marburg die Erstaufnahmeeinrichtung in Cappel gibt, gebe es ein herausragendes ehrenamtliches Engagement. „Mehr als 1.000 Menschen wollen helfen, das ist überwältigend“, so die Flüchtlingskoordinatorin. Lobende Worte fand auch Cappels Ortsvorsteher Heinz Wahlers, der daran erinnerte, dass das Bürgerhaus im Sommer bis auf den letzten Platz gefüllt war, als viele Menschen ihre Hilfe anboten. Die gute Beteiligung an der Veranstaltung jetzt zeige deutlich, dass sich die Marburgerinnen und Marburger immer noch engagierten.
Und obwohl das Hauptamt in der Flüchtlingsarbeit in der Universitätsstadt aufgestockt wurde und sie viel Unterstützung erhalte, seien sie es, die die vielen Angebote aufrechterhielten, hob Fleck-Delnavaz hervor. Ein Großteil der Flüchtlingsarbeit liege immer noch auf den Schultern von Ehrenamtlichen, die bereitwillig und belastbar die gesellschaftliche Verantwortung tragen. Über 12.000 Stunden hätten sie bereits investiert. Mit vielen Fragen seien sie jedoch auf sich allein gestellt. Das solle sich mit dieser Veranstaltung ändern.
Aus ihrer Supervisionsgruppe berichtete die Diplompsychologin Sarah Kaluza. Jeden ersten Mittwoch im Monat trifft sich der Gesprächskreis für ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Flüchtlingshilfe Marburg von 18 bis 19.30 Uhr im „Portal Gisselberg“, dem Zentrum für Flüchtlinge. Der Kontakt mit Flüchtlingen bedeute immer auch Begegnung mit dem Fremden in sozialer, kultureller und religiöser Hinsicht, machte Kaluza klar. In der Gruppe gehe es darum, eigene Fragen und Ängste zu klären, damit ein guter Kontakt gelingen kann.
Kaluza nannte als beispielhafte Fragen, die besprochen werden, „wie weit kann ich nach persönlichen Erlebnissen fragen? Wie kann, darf oder sollte ich Grenzen setzen? Wie erlebe ich als Frau den Kontakt mit den muslimischen Männern? Welche (Vor-)Urteile habe ich gegenüber bestimmten Flüchtlingsgruppen? Wie fühlen sich die Flüchtlinge überhaupt bei uns?“ Heimweh, Hass und Verzweiflung der Menschen spielten ebenfalls eine Rolle und wie die Ehrenamtlichen helfen können, Erlebtes zu verarbeiten.
In den Arbeitsgruppen gab es anschließend einen intensiven Austausch. Als Motive für ihr ehrenamtliches Engagement nannten die Teilnehmenden etwa Neugierde, andere Kulturen oder Religionen kennenzulernen und vor allem Not zu lindern. Gewünscht wurden mehr Hintergrundinformationen über Lebensgeschichten der Geflüchteten. Generell besteht ein großer Bedarf nach mehr Austausch. Gudrun Fleck-Delnavaz kündigte daher auch an, dass es weitere Veranstaltungen geben wird. Etwa 25 Anwesende meldeten sich zudem bereits für den Gesprächskreis an. Ziel einiger ist es, eigene Flexibilität und Grenzen besser zu erkennen.