Fachbereichsrat Biologie kritisiert Absage des Vortrags von Evolutionsbiologen Prof. Kutschera
Marburg 19.4.2016 (pm/red) In einer Stellungnahme des Fachbereichsrates Biologie kritisiert dieser die Absage bzw. Ausladung von Prof. Kutschera und kommentiert die Hintergründe. Diese Positionierung veröffentlicht das Marburger.: Im Sommersemester 2016 findet das Studium generale zum Thema ‚Evolution‘ statt. Von den hierfür vorgesehenen 10 Terminen war ein Termin für Prof. Dr. Ulrich Kutschera vorgesehen. Ulrich Kutschera ist Professor für Pflanzenphysiologie und Evolutionsbiologie an der Universität Kassel. Er ist ein ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Evolutionsbiologie, hat hierzu zahlreiche Bücher publiziert und war auch Gast zu diesem Thema in Radio und Fernsehen, wie z.B. vor einem Jahr in der 3SAT Sendung Scobel. Herr Kutschera ist ein exponierter Kritiker des Kreationismus, einer Ideologie, die grundlegende Erkenntnisse der Evolutionsforschung ignoriert und leugnet. Prof. Kutschera wurde nach Marburg eingeladen, um genau über dieses Thema zu sprechen. Der Titel seines Vortrags war ‚Evolutionstheorien 2016 und der kreationistische Grundtypen-Glaube‘.
Überraschenderweise wurde der Vortrag von Prof. Kutschera abgesagt. Einem Artikel der Oberhessischen Presse vom 23. März 2016 ist zu entnehmen, dass in der Senatssitzung am 16. März 2016 von der Universitäts-Frauenbeauftragten Dr. Silke Lorch-Göllner die Einladung von Prof. Kutschera kritisiert wurde, der durch „seine diffamierenden Äußerungen gegenüber der Genderforschung in die Öffentlichkeit geraten“ sei. Weitere in diesem Artikel wiedergegebene Meinungen, wie die von der Vertreterin des Allgemeinen Studierenden-Ausschusses, zeigen, dass die Kritik an Prof. Kutschera sich aus dessen Äußerungen zur Genderforschung ergibt. Wie bereits ausgeführt, wurde er aber zu diesem Themenkomplex gar nicht eingeladen.
Die Präsidentin der Philipps-Universität hat die Ausladung von Prof. Kutschera empfohlen und begründet dies damit, dass der „Auftaktvortrag von Professor Kutschera nicht der Intention des Studium generale gerecht wird, Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung in einer für die Öffentlichkeit verständlichen Form zu vermitteln“. Hierzu ist festzustellen, dass Professor Kutschera in seinen Büchern und Beiträgen in Medien zum Thema ‚Evolutionsbiologie‘ exakt das Gegenteil bewiesen hat, dass er nämlich genau dazu in der Lage ist. Somit vermutet der Fachbereichsrat Biologie, dass der wahre Grund zur Ausladung von Professor Kutschera in dessen Meinung zur Genderforschung gegründet ist. Diese Vermutung wird durch die auf der Webpage der Philipps-Universität gemachte Information der Präsidentin zusätzlich gestützt, dass „Herr Kutschera in jüngster Zeit vor allem wegen seiner sehr polarisierenden Positionen zur Genderforschung wahrgenommen wird“.
Wir sind sehr besorgt darüber, dass mit dieser Empfehlung der Präsidentin die Philipps-Universität Marburg in der Öffentlichkeit unter den Verdacht der Zensur kritischer Positionen geraten ist, obwohl gerade die Universität ein Ort für offene und kontroverse Diskussion sein muss.