Otto-Ubbelohde-Preis geht 2016 an Elisabeth Sabo, Harald Pausch und die Hinterländer Mountainbiker
Marburg 29.4.2016 (pm/red) „Aus insgesamt 54 Bewerberinnen und Bewerbern hat sich die Jury für den Otto-Ubbelohde-Preis auf die diesjährigen Preisträger geeinigt und der Kreisausschuss hat in seiner heutigen Sitzung die Preisträger bestätigt. Die Künstlerin Elisabeth Sabo aus Marburg, der heimatgeschichtlich vielseitig aktive Harald Pausch aus Kirchhain sowie die Hinterländer Mountainbiker erhalten den begehrten Preis, der Anfang Juli im Schloss in Biedenkopf verliehen wird“, teilte Landrätin Kirsten Fründt mit. Der Landkreis Marburg-Biedenkopf will mit der Auszeichnung die ungewöhnliche und interessante Herangehensweise an historische Inhalte mit regionalem Bezug würdigen.
Elisabeth Sabo ist eine Künstlerin mit Migrationshintergrund, die seit vielen Jahren auf hohem Niveau künstlerisch arbeitet. Die künstlerischen Arbeiten der gebürtigen Ungarin mit deutscher und ungarischer Staatsangehörigkeit wurden in vielen Ausstellungen in Deutschland, aber auch beispielsweise in Italien und Südkorea gezeigt. Seit 1987 lebt die Bildhauerin im Landkreis. Ihr waren Projekte mit regionalem Bezug immer sehr wichtig. So hat sie sich in den verschiedensten regionalen Projekten mit eingebracht. Hier kann beispielsweise auf die beeindruckenden Arbeiten im Rahmen der Veranstaltung „Die innere Sicht – Werke zum Holocaust“ im Dokumentations- und Informationszentrum Stadtallendorf (2013/2014) verwiesen werden. Dazu zählen aber auch die Beteiligung an der von der Universitätsstadt Marburg durchgeführten Veranstaltung zum 200-jährigen Jubiläum der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm im Jahr 2012 oder das Mitwirken beim Projekt „Kunst und Barmherzigkeit in fünf Marburger Kirchen im Elisabethjahr 2007.
Im Zusammenhang mit dem Themenfeld Otto Ubbelohde beteiligte sich Frau Sabo in der Zeit von 2005 bis 2011 an verschiedenen Ausstellungen, wie etwa im Garten des Otto-Ubbelohde-Hauses im Jahr im 2011 und den Ausstellungen im Botanischen Garten oder als eine der künstlerischen Beraterinen der Otto-Ubbelohde-Schule in Marburg beim Projekt „Märchenhaftes Marburg“.
Sie ist Mitglied der Künstlervereinigung Marburg-Biedenkopf und der Künstlergruppe „Das dritte Auge“. Sehr oft hat sie sich auch an den Kunsttagen Marburg-Biedenkopf des Landkreises beteiligt. Der erstmals 2013 ausgelobte Publikumspreis der Kunsttage ging an Elisabeth Sabo.
Der Landkreis Marburg-Biedenkopf zeichnet die künstlerische Leistung von Elisabeth Sabo dem Otto-Ubbelohde-Preis aus.
Harald Pausch ist seit vielen Jahren einer der führenden Köpfe in der Heimat- und Stadtgeschichte der Stadt Kirchhain. Mit enorm viel Eigenleistung hat Herr Pausch mitten in Kirchhain im Obergeschoss seines Geschäftshauses das kleine Dachmuseum konzipiert und aufgebaut, das nach Rücksprache mit ihm auch kurzfristig aufgesucht werden kann. Besonders Schulklassen und hier vor allem von der Alfred-Wegener-Schule nutzen dieses Angebot rege. In insgesamt fünf Räumen werden hier Objekte zur Stadtgeschichte von der Stadtgründung bis zur Zeit des Nationalsozialismus gezeigt.
Darüber hinaus ist Herr Pausch seit vielen Jahren als Stadtführer in Kirchhain tätig. In diesem Zusammenhang hat er spezielle Themenführungen erarbeitet, wie etwa zum jüdischen Leben in Kirchhain, eine Stadtmauerführung oder auch spezielle Stadtführungen für Kinder bzw. Schulklassen.
2014 hatte er als treibende Kraft die Ausstellung „Der Krieg – ein Kinderspiel“ konzipiert, eine Ausstellung zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Schon 2004 hatte er das umfangreiche Buch „Kirchhain im Ersten Weltkrieg – Kriegsalltag in einer oberhessischen Kleinstadt“ mit vielfältigem Bildmaterial und Zeitzeugenberichten veröffentlicht.
Seit über zehn Jahren organsiert er als Mitglied des Verkehrsvereins Kirchhain den jährlich im Bürgerhaus stattfindenden Brauchtumsmarkt.
Schließlich bleibt festzuhalten, dass sich Herr Pausch seit vielen Jahren im Vorstand des Heimat- und Geschichtsvereins einbringt und Gründungsmitglied sowie Vorsitzender der Kurhessischen Bürgergarde Kirchhain ist.
Der Landkreis erkennt mit diesem Preis das besondere Engagement von Harald Pausch für die Aufarbeitung der Stadtgeschichte Kirchhains an.
Die Hinterländer Mountainbiker haben, wenn man so will, eine neue Sparte geschaffen: die erfahrbare Geschichte. Die fünf aktiven Mountainbiker aus dem Hinterland beschreiben ihre selbst gesteckte Aufgabe wie folgt: „Unsere Mission lautet: Heimatnahe Geschichte in allgemeinverständlicher Form mit ihren Spuren in Nah und Fern für jedermann interessant und er’fahrbar‘ zu machen.“ Harald Becker (Angelburg), Jörg Krug (Steffenberg), Siegfried Pitzer (Wallau), Matthias Schmidt (Angelburg) und Ulrich Weigel (Eschenburg-Roth, in Oberhörlen geboren) stellen die Gruppe dar, die seit über 20 Jahren aktiv ist.
In mühevoller Kleinarbeit erstellen sie mit wissenschaftlicher Unterstützung Wegebeschreibungen in Wort und Bild. Was sie machen, lässt sich am besten anhand eines Beispiels verdeutlichen. So starteten sie 1998 zu einer dreitägigen Reise ins Hochmittelalter auf der Brabanter Straße von Siegen durch den Landkreis Marburg-Biedenkopf bis nach Thüringen und berichteten im Anschluss an die Tour in Form eines Tagebuchs in Wort und Bild. Zuerst verbringt die Gruppe mehrere Wochen in diversen Bibliotheken, um die historischen Inhalte aufzuarbeiten und dann fährt die Gruppe die Routen ab. Versehen mit Höhenmessern können auch Höhenprofile der Routen erstellt und durch die Satelliten gesteuerte Navigation können auch die Wegeverläufe nachvollzogen werden. Ergänzt durch die Möglichkeiten der Luftarchäologie werden dann CD-ROM und teilweise auch Videos zu den jeweiligen Touren angeboten, die die historisch interessanten Routen nachvollziehbar werden lassen. Nicht nur in Deutschland und Europa war die Gruppe unterwegs, sondern sie haben auch die Spuren hinterländer Auswanderer in den USA oder Brasilien verfolgt. Hinzu kommen Recherchen zu deutschen Soldaten aus dem Hinterland, die etwa im ersten Weltkrieg mit der Marine in Japan waren oder die Recherche in Amerika nach dem einzig Überlebenden des Postraubes in der Subach. Die Gruppe reiste zudem nach Namibia und China, in die Alpen, auf den Spuren Kaiser Friedrichs oder des Landgrafen Philipp und anderes mehr.
Es gab bei allen Touren immer einen regionalen Bezug. Dank der Hilfe vieler geschichtsbewanderter Personen und Institutionen ist es gelungen, das Hinterland weit über die hessischen Grenzen hinaus bekannt zu machen. Fernsehberichte im HR und WDR sowie diverse Radioberichte bezeugen das große Interesse an dieser ungewöhnlichen Form der geschichtlichen Aufarbeitung. Kurzum: Der Gruppe ist es ihrem eigenen Ziel gemäß gelungen, Geschichte auf ihre Art er“fahrbar“ und nachvollziehbar zu machen.