Hessens größtes Planetarium ab November 2024 wieder geöffnet

14.11.2024 (pm/red) Mit vielfältig intergalaktischen Programmen samt neuer Musikshow können Besucher in Hessens größtem Planetarium ab  1. November 2024 wieder zu fernen Galaxien reisen. Am 23. Oktober haben Wissenschaftsminister Timon Gremmels und Direktor Martin Eberle …

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Holzschnitte von Jacob Pins im Haus der Romantik – Die deutsche Romantik als Fluchtpunkt der Seele

Ausstellungsbesucher der Präsentation Jacob Pins im Marburger Haus der Romantik am Eröffnungsabend am 29. April. Sternbald-Foto Hartwig Bambey

Ausstellungsbesucher der Präsentation Jacob Pins im Marburger Haus der Romantik am Eröffnungsabend am 29. April. Sternbald-Foto Hartwig Bambey

Marburg 1.5.2016 Diese besondere Ausstellung im Marburger Haus der Romantik präsentiert Holzdrucke des international renommierten Künstlers Jacob Pins (1917 – 2005). Der Titel ‚Die deutsche Romantik als Fluchtpunkt der Seele‘ mag Fragen aufwerfen. In spannender Art und Weise wußte dazu Dr. Dieter Schuler, Vorsitzender der Jacob-Pins-Geselllschaft in Höxter, Einblicke in das schicksalhafte Leben und Werk von Jacob Pins am Eröffnungsabend zu vermitteln. Der in Höxter als Sohn einer  jüdischen Familie geborene und aufgewachsene Jacob Pins konnte Nazi-Deutschland verlassen und lebte in Palästina, später dann in Israel.
So kann es nicht überraschen, dass im Lebenslauf von Jacob Pins selbst das Familienschicksal – die Eltern wurden im Konzentrationslager ermordet – im künstlerischen Schaffen virulent blieben und wurden. Seine erneute Hinwendung nach Deutschland im hohen Alter offenbarte Prägungen und erwies sich für seine Heimatstadt Höxter, der er seinen Nachlass vermachte, als großzügige und im besten Sinne folgenreiche Stiftung. Der Sohn eines Tierarztes, die Mutter führte ein Bekleidungsgeschäft in Höxter, absolvierte nach Mittlerer Reife einen Kurs der Hatschara in Stettin, um sich auf die Auswanderung nach Palästina vorzubereiten. 1936 floh er aus Deutschland und lebt zunächst in einem Kibbuz. Mit kargem Stipendium studierte er ab 1941 bei dem Expressionisten Jacob Steinhardt, der ebenfalls aus Deutschland emigriert war.

Sonnenuntergang und Selbstbildnis von Jacob Pins in der Ausstellung. Sternbald-Foto Hartwig Bambey

Sonnenuntergang und Selbstbildnis von Jacob Pins in der Ausstellung. Sternbald-Foto Hartwig Bambey

Jacob Pins wurde Maler, doch vor allem Holzschneider und Grafiker, dem eine erste Ausstellung seiner Holzschnitte 1945 bereits Erfolg brachte. Gemälde und Holzschnitte von ihm wurden in vielen Orten weltweit gezeigt. Er unterrichtete ab 1956 an der Bezalel-Akademie für Kunst und Design in Jerusalem, dort wurde ihm 1978 eine Professur zuteil. Neben dem umfangreichen eigenen künstlerischen Schaffen und der Lehrtätigkeit tat er sich als maßgeblicher Kenner und Sammler ostasiatischer Kunst hervor, wovon sein Werk in hohem Maß beeinflusst wurde. Das 1982 erschienene Handbuch „The Japanese Pillarprint“ gilt bis heute als grundlegendes Werk über die japanischen Pfostenbilder.

Holzschnitt aus dem Jahr 1964

Holzschnitt aus dem Jahr 1964

Trotz lastender Erinnerungen und trotz der Ermordung der Eltern im Holocaust nahm er Kontakt zu seiner Geburtsstadt Höxter auf, worauf nach dorthin auch Freundschaften entstanden sind. Im Jahr 2002 stiftete er seinen umfangreichen Nachlass mit Holzschnitten, Druckstöcken, Gemälde, Aquarelle, Skizzen, Entwürfe und Dokumente den Bürgern der Stadt. 2003 Wurde er (nach Jerusalem im Jahr 1994) Ehrenbürger der Stadt Höxter, wo eine Jacob Pins Gesellschaft ins Leben gerufen wurde.

2002 wurde in Höxter die Jacob Pins Gesellschaft – Kunstverein Höxter e.V. gegründet. Diese machte es sich zur Aufgabe den künstlerischen Nachlass zu verwalten öffentlich zugänglich zu machen. Im April 2008 konnte im baulich zuvor heruntergekommenen ehemaligen Adelshof Heisterman von Ziehlberg, ein Bauzeugnis der Weserrenaissance, das Forum Jacob Pins im Adelshof eröffnet werden. Dort wird gleichermaßen an die in der Shoah ermordeten Eltern und die Schicksale andere Juden aus Höxter erinnert. Neben einer Dauerausstellung des Werkes von Jacob Pins wirkt das Forum Jacob Pins als Kunstverein und fördert junge KünstlerInnen.

Dr. Diter Schuler von der Jacob-Pins-Gesellschaft Höxter und Sabine Harder vom Marburger Haus der Romantik. Sternbald-Foto Hartwig Bambey

Dr. Dieter Schuler von der Jacob-Pins-Gesellschaft Höxter und Sabine Harder vom Marburger Haus der Romantik vor der Ausstellungseröffnung. Sternbald-Foto Hartwig Bambey

Die Ausstellung im Haus der Romantik gibt einen Einblick zum Schaffen des Künstlers in Gestalt von Holzschnitten. Sie wurde kuratiert von Sabine Harter und lässt anschaulich werden, wie weit es Pins in der traditionellen Künstlertechnik des Holzschneidens und farbigen Druckens gebracht hat. „deutsche Romantik als Fluchtpunkt der Seele“ mag als metaphorisches Bild eine allgemeine Geläufigkeit erheischen wollen. Angesichts des künstlerischen Werkes von Jacob Pins und seinem großzügigen Vermächtnis an seine Geburtsstadt erscheint das Wort ‚Fluchtpunkt‘ doch recht unscharf. Die großzügige und großmütige Stiftung von Jacob Pins wurde als Vermächtnis verstanden und mittels nachhaltigem, klugen Bürgerengagement mit besten Leben erfüllt, das Lebensschicksale von Juden, den Kultur- und Zivilisationsbruch von Nazideutschland mit kulturellem Wirken in unserer Zeit zu verbinden weiß.

Bis zum 4. September 2016 präsentiert das Marburger Haus der Romantik die Ausstellung 'Die deutsche Romantik als Fluchtpunkt der Seele – Holzschnitte von Jacob Prins (1917 – 2005). Sternbald-Foto Hartwig Bambey

Bis zum 4. September 2016 präsentiert das Marburger Haus der Romantik die Ausstellung ‚Die deutsche Romantik als Fluchtpunkt der Seele – Holzschnitte von Jacob Prins (1917 – 2005). Sternbald-Foto Hartwig Bambey

So kann Versöhnung produktiv werden, den Menschen ständigen Anstoß geben und sehr konkret wirken. Vom Haus der Romantik wird demnächst eine Fahrt nach Höxter angeboten, womit Interessierte eine weiterführende Gelegenheit zur Beschäftigung mit dem Werk und Wirken von Jacob Pins eröffnet wird. Die sehenswerte Ausstellung ist damit zugleich Katalysator für viele Aneignungen. Dieter Schuler hat in seiner Geschichte über Jacob Pins darüber anschaulich zu erzählen gewusst. Hingehen und hinschauen. Hartwig Bambey

—>Ein Bilder-Kiosk Jacob Pins zur Ausstellung im Marburger Haus der Romantik

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