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22.12.2024 (yb) Viele, sehr viele 50 x 50 cm große gestrickte oder gehäkelte Decken sollen den Friedrichsplatz am 8. und 9. März bedecken und werden anschließend zu Gunsten des Autonomen Frauenhauses Kassel versteigert.

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Gesunde Stadt Marburg oben auf die Agenda setzen

Marburg 24.5.2016 (pm/red) „Ich will, dass wir gesundes Leben in Marburg ganz oben auf die Agenda setzen“, betonte Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies vor rund 200 Besucherinnen und Besuchern im voll besetzten Stadtverordnetensitzungssaal. Mit einem Vortrag des Arztes und ehemaligen Präsidenten der Berliner Ärztekammer, Dr. Ellis Huber, gab Spies den Startschuss für das Programm Gesunde Stadt Marburg. Das Thema soll zur Querschnittaufgabe werden, die bei allen Aspekten kommunalen Lebens mitbedacht werde, sagte Spies zur Eröffnung.

„Arme Menschen leben in diesem Land 14 Jahre kürzer als reiche“, kritisierte er. Dies dürfe nicht sein. In Schweden liege der Unterschied bei nur zwei Jahren. Ellis Huber schilderte wie Städte und Gemeinden gesundheitsförderliche Lebensbedingungen schaffen können. Der Arzt ist Kenner regionaler und kommunaler Gesundheitspolitik und gilt als medizinischer Querdenker. Für die Universitätsstadt sei die Aufgabe angesichts von Marburgs Rolle in der Medizingeschichte und den zahlreichen Studierenden eine Herausforderung, erklärte er.

Vorab rechnete Huber vor, wie viel Geld im deutschen Gesundheitssystem steckt: Jedes Jahr nehmen die gesetzlichen Krankenkassen mehr als 200 Milliarden Euro ein. Pro Bürger stehen damit durchschnittlich 2.800 Euro zur Verfügung. Umgerechnet auf Marburg beträgt die Höhe des Kassenbudgets damit 210 Millionen Euro, was in etwa dem Budget des städtischen Marburger Haushalts entspricht.

Ellis Huber plädierte für eine ganzheitliche Medizin, die auf die psychosoziale Gesundheit der Menschen achtet. „Der Weg von der Krankheit zur Gesundheit ist der Weg vom Ich zum Wir“, hob er den sozialen Aspekt hervor. Schließlich verursachten Burnout, Depressionen, Angststörungen und andere psychische Erkrankungen die meisten Krankheitstage. Auch Rückenschmerzen hätten oft psychische Ursachen. Man müsse aufhören, das Heil von Tabletten und Wunderheilern zu erwarten: „Ich kann Schmerzen mit Aspirin oder mit einer Veränderung des individuellen Lebens bekämpfen“, erläuterte er. Die Arztpraxis sei deshalb ein Seismograph für „gesellschaftliche Widersprüche und soziales Fieber“.

Ausgehend von der sogenannten Ottawa-Charta der Weltgesundheitsorganisation solle „Gesundheit für alle“ zur treibenden Kraft in Städten und Dörfern werden. Huber stellte ein Beispiel aus dem Kinzigtal vor, wo sich 73 Ärzte, drei Krankenhäuser und andere Dienstleister zu einer integrierten Versorgung zusammengeschlossen haben, die sich vor allem die soziale Prävention auf die Fahnen geschrieben hat. Bereits nach neun Jahren zeigte sich, dass die Versicherten durchschnittlich 1,4 Jahre länger leben als Menschen aus einer vergleichbaren Kontrollgruppe. Zudem isei das Konzept preiswerter für die Kassen, die deshalb zu Kooperationen mit den Kommunen bereit seien.

Ein Beispiel für eine Erfolgsgeschichte ist auch die kommunale Gesundheitsförderung im baden-württembergischen Michelfeld, wo Kitas, Schulen, Kirchen und Vereine mitarbeiten. Nach zehn Jahren leben dort mehr Kinder und mehr Einwohner. Die Folge sind höhere Steuereinnahmen und mehr Betriebsansiedlungen.

In Marburg gab es bereits ein vorbildliches Modellprojekt für gesunde Kinder und Erwachsene in benachteiligten Stadtteilen, auf das Huber lobend Bezug nahm: Mit knapp 50 Netzwerkpartnern erreichte „Marburg mittendrin“ rund 1.100 Kinder und ihre Eltern in den Stadtteilen Richtsberg, Stadtwald und Waldtal.

Ellis Huber näherte sich dem Thema in Marburg stets von der positiven Seite. So räumte er in seinem Vortrag mit dem Vorurteil auf, dass Alter gleichbedeutend mit Krankheit sei. Bei den 80- bis 85-Jährigen seien mehr als 81 Prozent der Menschen nicht pflegebedürftig, bei den über 90-Jährigen immer noch 41 Prozent. Am günstigsten für alte Menschen sei es, wenn sie eine sinnvolle Aufgabe hätten. „Gesundheit ist weniger ein Zustand als eine Haltung und sie gedeiht mit der Freude am Leben“, zitierte er Thomas von Aquin. Nach Untersuchungen wird die Gesundheit vor allem durch ein stabiles Selbstwertgefühl, gute Bildung, ein positives und aktives Verhältnis zum eigenen Körper, Freundschaften, eine intakte Umwelt sowie eine sinnvolle Arbeit mit guten Arbeitsbedingungen gefördert.

Gesundheit in den Fokus zu stellen, sei in Zeiten knapper Kassen möglich, betonte dabei OB Spies. Marburgs Oberbürgermeister, der selbst Mediziner ist, will dafür das neue Präventionsgesetz nutzen, dessen genaue Ausführungen in den nächsten Wochen veröffentlicht werden sollen. Er sei froh und dankbar über die vielen Denkanstöße, die sein Freund Ellis Huber gegeben habe.

Gemeinsam mit lokalen Akteuren solle die Gesunde Stadt Marburg jetzt weiter entwickelt werden und wachsen. Die Stadt Marburg hat das Thema seit dem Amtsantritt von Spies bereits in den Mittelpunkt gestellt. So wurde in Kooperation mit den Ärzten von PriMa für die Prävention durch Impfen geworben und der Oberbürgermeister holte die Unabhängige Patientenberatung nach Marburg ins BiP. Eine Arbeitsgruppe zum Thema Gesundheit in der Stadtverwaltung besteht bereits.

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