Nach Geldeingang wird Ware verschickt
Marburg 24.5.2016 (pm/red) Wer als Privatkäufer schon einmal bei Ebay ein Produkt ersteigert hat, kennt das Problem: Eine Vorabüberweisung erscheint risikoreich. Der Verkäufer fordert aber eine Bezahlung der Ware, bevor sie versendet wird. Für diese Form der Kaufabwicklung steht den Vertragsparteien etwa Paypal zur Verfügung, ein Abrechnungssystem, das die Zahlung des Käufers erst an den Verkäufer weiterleitet, wenn die Ware auch wirklich verschickt worden ist.
Ähnlich verhält es sich auch im Außenhandel, wenn Waren über Ländergrenzen hinweg verkauft werden. Zu diesem Thema, das auch Bestandteil von Abschlussprüfungen für die Auszubildenden ist, hielt Hans-Jörg Docter, Teamleiter im Außenhandel bei der Volksbank Mittelhessen, zusammen mit Michael Strieder einen Vortrag für die Auszubildenden im Außenhandel an den Kaufmännischen Schulen Marburg (KSM). Eingeladen wurde er von Sören Widdrus, der das Lernfeld „Finanzierungsinstrumente im Außenhandel“ unterrichtet und seine Schüler mit diesem Stoff fit für die anstehende Abschlussprüfung macht.
Ähnlich wie Paypal funktioniert das Inkasso-Verfahren. Die Bank tritt hierbei als Mittler auf. Sie leitet dem Käufer die Dokumente zu, die er benötigt, um die Ware zu erhalten. Gleichzeitig sorgt sie dafür, dass im Gegenzug Geld fließt und übernimmt die Zahlung der Ware an den Verkäufer, nachdem dieser sie versendet hat. Eine Steigerung in puncto Sicherheit stellt das Akkreditiv dar.
Zusammen mit dem Inkasso-Verfahren stellte Docter diese beiden Zahlungsmethoden im dokumentären Außenhandelsgeschäft in den Mittelpunkt seines Vortrages. In beiden Fällen übernimmt die Bank die Garantie für den Geschäftsabschluss und wickelt im Namen des Käufers die Zahlung ab.
Im Unterschied zu Paypal oder Inkasso ist das Akkreditiv jedoch ein gesichertes Verfahren, denn die Bank haftet für die einbezahlten Beträge. Deshalb prüfe die Bank im Vorfeld auch die Kreditwürdigkeit des Kunden, so Docter, denn sie übernehme beim Akkreditiv die Funktion eines Bürgen, der dafür garantiert, dass der Importeur das Geld wirklich bekommt. Im Gegenzug erhält die Bank alle erforderlichen Dokumente, mit denen sich die Besitzansprüche des Käufers nachweisen lassen.
„Probleme bereitet der Lernstoff meist erst in der Praxis oder durch Hinzunahme konkreter Beispiele“, begründet Widdrus seine Entscheidung, Experten in den Unterricht einzuladen. Denn bei einem Verlust der Ware, wie dies in der Regel bei rund zehn Prozent der Fracht aus Übersee passiert, oder durch technokratische Hürden entstünden meist erst unvorhergesehene Probleme, welche die Schüler besser lösen können, wenn sie sich anhand von verschiedenen Beispielen intensiv in der Ausbildung mit der Thematik auseinandergesetzt haben.