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Deutscher Sprachatlas: Neubau für Dialektforschung und Kognitionswissenschaft eingeweiht

Deutscher SprachatlasMarburg 13.5.2016 (pm/red) In Anwesenheit von Wissenschaftsminister Boris Rhein und Finanzminister Dr. Thomas Schäfer hat die Philipps-Universität Marburg am 13. Mai 2016 die Einweihung des neu errichteten Forschungszentrums Deutscher Sprachatlas gefeiert. Der 10,5 Millionen Euro teure Forschungsbau wurde aus Mitteln des Hessischen Hochschulbauprogramms „HEUREKA“ und des Bundes finanziert. Erstmals hat die Philipps-Universität im Rahmen der Teil-Bauautonomie die Bauherreneigenschaft für ein Projekt dieser Größenordnung übernommen.

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„Ich freue mich sehr, dass wir heute die Einweihung des Forschungszentrums Deutscher Sprachatlas feiern können. Als ältestes sprachwissenschaftliches Forschungszentrum weltweit genießt der Deutsche Sprachatlas der Universität Marburg einen exzellenten Ruf für seine sprachgeographische Forschung. Ihr Ausbau ist daher für die Hochschule von zentraler Bedeutung und trägt wesentlich zu ihrer nationalen und internationalen Profilbildung bei. Mit den 6,9 Millionen Euro aus unserem landeseigenen Hochschulbauprogramm HEUREKA haben wir nicht nur maßgeblich mitgeholfen, den Neubau zu finanzieren, wir stärken damit gleichzeitig auch die Spitzenforschung und damit den Wissenschaftsstandort Hessen“, sagte Wissenschaftsminister Boris Rhein zur Festversammlung.

Auch Finanzminister Dr. Thomas Schäfer gratulierte und würdigte die Arbeit des Deutschen Sprachatlas: „Aich schwätze platt, weil doas vo Herze kimmt. Unn aich schwätze platt, weil mer so e schiene Sproch erhale muss. So reden wir im Hennerlaand, dem Hinterland, ganz in der Nähe von Marburg. Wer mich jetzt nicht verstanden hat, dem kann vielleicht im Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas geholfen werden. Hier werden Dialekte erforscht. Im neuen Haus, alle Wissenschaftler vereint unter einem Dach, kann dies nun noch besser geschehen. Schon jetzt aber ist der Sprachatlas ein bundesweit herausragendes Forschungsinstitut. Dialekt ist Heimat und dass die Erforschung der Dialekte nun mit dem Neubau eine Heimat mitten in Marburg bekommen hat, freut mich sehr. Der Sprachatlas ist ein Aushängeschild für die Universität, für Marburg und für das Forschungs- und Wissenschaftsland Hessen.“

„Mit diesem Forschungsbau, den wir heute einweihen, schreibt der Deutsche Sprachatlas seine 140jährige Erfolgsgeschichte fort“, sagte Uni-Präsidentin Professorin Dr. Katharina Krause. „Aufbauend auf der großen Tradition der Marburger Dialektforschung haben die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Deutschen Sprachatlas zu einem modernen sprachwissenschaftlichen Forschungszentrum mit weit überregionaler Ausstrahlung weiterentwickelt. Dass dieser Forschungsbau vom Wissenschaftsrat empfohlen wurde, belegt eindrücklich die Forschungsstärke der Marburger Sprachdynamik- und Sprachkognitionsforschung“, fuhr die Präsidentin fort.

„Ich freue mich sehr, dass nun ein weiterer Leuchtturm der breiten wissenschaftlichen Forschung in unserer Stadt neue Wurzeln schlagen kann“, so Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies zur Einweihung des Forschungszentrums Deutscher Sprachatlas. An diesem Ort werde ein wahrer Schatz gehütet, der deutsche Wortschatz, mit seiner reichen Vielfalt an Dialekten, erklärte das Stadtoberhaupt. „Mit dem Deutschen Sprachatlas blicken wir auf die weltweit älteste Einrichtung ihrer Art und zugleich auf die wohl größte und vollständigste Sammlung für das Forschungsgebiet“, betonte Oberbürgermeister Spies.

Kennzeichnend für die Arbeit des Forschungszentrums ist dessen Interdisziplinarität. Mit dem Neubau erhalten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ideale Voraussetzungen für eine fächerübergreifende Zusammenarbeit. Forscherinnen und Forscher der Dialektologie, der Variations- und Neurolinguistik arbeiten Tür an Tür mit Kolleginnen und Kollegen der Bereiche Psycholinguistik und Sprachgeschichte. Zuvor waren die Arbeitsgruppen auf mehrere Standorte über die Stadt verteilt. „Hier liegt die Einmaligkeit des Marburger Forschungsansatzes. Nirgendwo sonst gibt es die Verbindung von exakter Sprachwandelforschung mit Neurolinguistik, Spracherwerbsforschung und Sprachtheorie“, betonte der Direktor des Forschungszentrums Professor Dr. Jürgen Erich Schmidt.

„Die Forschungsbedingungen könnten besser nicht sein. Nutzen wir die Chance, die sich daraus ergibt, dass sich hier der Forschungsertrag von vielen Generationen von Kulturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern sich mit den avancierten Methoden der Kognitionswissenschaften verbindet.“
In zentraler Lage, zwischen historischer Oberstadt, Botanischem Garten und Hörsaalgebäude, entstanden in knapp zweijähriger Bauzeit auf drei Geschossen Büro-, Labor- und Besprechungsräume sowie ein Vortragssaal, eine Bibliothek und Archive. Insgesamt 2.000 Quadratmeter stehen den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern seit ihrem Einzug zum Sommerssemester 2016 zur Verfügung.

Auch baulich steht die Sprache im Mittelpunkt: Sowohl der Vortragssaal als auch die Besprechungsräume verfügen über eine hervorragende Raumakustik und Medientechnik. Labore mit EEG-Messgeräten und schalldichten Kabinen ermöglichen es, Gehirnströme während der Sprachverarbeitung zu messen. Im Erdgeschoss befindet sich ein transmediales Forschungs- und Dokumentationszentrum Regionalsprache, das nicht nur ca. 30.000 Bände Forschungsliteratur zu den Regionalsprachen enthält, sondern auch eine Sammlung unschätzbarer Sprachkartenoriginale, ein weltweit einzigartiges Konvolut von Sprachatlanten, Tondokumente seit Beginn der Schallaufzeichnung von Dialekten sowie ein Archiv, das Materialien aus 140 Jahren dialektologischer Forschung aufbewahrt. Alle diese Bestände stehen der Forschung zur Verfügung und sind in klimatisierten Räumen perfekt für die Nachwelt bewahrt.

Inserat Unterstuetzung das Marburger 560x90Hintergrund
Der am Fachbereich Germanistik und Kunstwissenschaften angesiedelte, 1876 gegründete Deutsche Sprachatlas ist das älteste sprachwissenschaftliche Forschungsinstitut weltweit und gilt als die Wiege der Sprachgeographie. Heute steht das Zentrum für fächerübergreifende Sprachdynamik- und Sprachkognitionsforschung. Mehrere von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekte, der LOEWE-Schwerpunkt „Fundierung Linguistischer Basiskategorien“ sowie das von der Mainzer Akademie der Wissenschaften und Literatur bis 2027 mit rund 15 Millionen Euro geförderte Projekt „Regionalsprache.de“ (REDE) belegen den wissenschaftlichen Rang des Zentrums.

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