viva piazza fridericianum – Stricken, Stricken, Stricken bis zum 8. März

22.12.2024 (yb) Viele, sehr viele 50 x 50 cm große gestrickte oder gehäkelte Decken sollen den Friedrichsplatz am 8. und 9. März bedecken und werden anschließend zu Gunsten des Autonomen Frauenhauses Kassel versteigert.

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Wohnen, das man sich leisten kann

HausMarburg 1.6.2016 (pm/red) International ging es Ende April in der Peter-Behrens-Halle im Wedding zu. Indische Handwerker und deutsche Studierende mischten Zement, spachtelten und diskutierten über Ferrozement, Wohnarchitektur, Bauen und Biennale. Mit Feuereifer waren sie dabei, sechs große Kasten-Module für die 15. Architekturbiennale 2016 in Venedig herzustellen, die Ende Mai begonnen hat und bis zum 27. November 2016 Bauten und Veranstaltungen, Vorträge und Workshops zum Thema „Reporting from the Front” bietet.

Worauf das Biennale-Motto abhebt, nämlich was es bedeutet, die Lebensqualität zu verbessern, wenn man ohnehin unter harten Bedingungen am Existenzminimum lebt und täglich vor drängenden existenziellen Herausforderungen steht – das war auch Thema bei dieser interkulturellen Begegnung „auf dem Bau“ in der Peter-Behrens-Halle der TU Berlin. Angeleitet wurden die Studierenden von Prof. Dr.-Ing. Mike Schlaich und Dr.-Ing. Arndt Goldack vom Fachgebiet Entwerfen und Konstruieren – Massivbau der TU Berlin und von der indischen Architektin Anupama Kundoo, die das „Full Fill Home Design“, ein Baukastensystem aus vorfabrizierten Ferrozementblöcken, für die Biennale entworfen hat. Dieses Lowtech-System ist preiswert, erlaubt einen schnellen Aufbau und belastet die Umwelt nur minimal.

Die indische Architektin Anupama Kundoo, die an der TU Berlin bei Prof. Peter Herrle promoviert hat und heute das Fachgebiet Affordable Habitat an der UCJC School of Architecture in Madrid vertritt, ist international anerkannt für ihre experimentelle Arbeit mit nachhaltigen, niedrigpreisigen Wohnkonstruktionen, die die Menschen sich leisten können. Besonders bekannt wurde ihr „Wall House“, ein Ziegel-Terrakotta-Haus, das sie für die Biennale 2012 kreiert hatte.

„Der Schlüssel zur Errichtung einer erschwinglichen Zukunft muss Bildung und Ausbildung sein“, sagt Anupama Kundoo. „Ich möchte die Kenntnisse über diese Baumethode bei Künstlern, Ingenieuren, Designern, Studierenden, Handwerkern und Nutzern verbreiten. Nur so können sie Wohnraum bekommen, den sie benötigen und den sie sich auch leisten können.“

Eine wesentliche Rolle bei dem diesjährigen Biennale-Projekt der Architektin spielt die Zusammenarbeit mit der TU Berlin. Sie brachte ausgebildete Maurer und Betonbauer aus Indien mit den Forschern und Bauingenieurstudierenden zusammen – das Hightech-Denken mit der Lowtech-Ferrozement-Praxis. Zwei Wochen lang arbeiteten die indischen Handwerker mit den TU-Studierenden in der Peter-Behrens-Halle, um dem „Full Fill Home Design“ für die Biennale den letzten Schliff zu geben. In Berlin wurden einige Module außerdem auf ihre Standfestigkeit getestet. Ein weiterer Vorteil der Biennale-Häuser: Um Abfall und Materialverschwendung zu vermeiden, hat das Bauteam auch Material vom Deutschen Pavillon der-Art-Biennale 2015 wiederverwendet und ist in Kontakt mit lokalen Aktivisten in Italien, die den „Full Fill Home“-Prototyp nach der Ausstellung aufbereiten wollen, um ihn für Obdachlose im venezianischen Stadtteil Marghera verfügbar zu machen.

„Wir freuen uns sehr über diese Zusammenarbeit, die für uns sowohl in der Forschung als auch in der Lehre sehr fruchtbar ist.“, sagt Dr. Arndt Goldack. „Die Bauteile sind Anfang Mai wohlbehalten in Venedig angekommen. Die Biennale kann beginnen.“

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