Mehr Menschen müssen im Ruhestand arbeiten
Marburg 14.6.2016 (pm/red) Ältere Menschen sind immer länger erwerbstätig und arbeiten häufiger über den Rentenbeginn hinaus. Die neuesten Ergebnisse des Deutschen Alterssurveys (DEAS) wurden Anfang Juni 2016 von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig und Prof. Dr. Clemens Tesch-Römer (Deutsches Zentrum für Altersfragen) vorgestellt. Im DEAS werden seit 1996 Menschen zu ihrer Lebenssituation in der zweiten Lebenshälfte befragt, er ist die wichtigste Langzeitstudie über das Altern in Deutschland.
Vor 20 Jahren waren 5 Prozent der Menschen im Ruhestand erwerbstätig, heute sind es 12 Prozent. Projektleiterin Dr. Katharina Mahne erläutert: „Dabei sind es selten nur materielle Gründe, die die Älteren dazu bewegen zu arbeiten. Gleichzeitig ist bedenklich, dass immer mehr Menschen kein direkter Übergang vom Erwerbsleben in die Rente gelingt, sondern sie vor dem Ruhestand eine Phase der Arbeitslosigkeit erleben.“
Bei der Aufteilung der Hausarbeit hat sich wenig geändert
Obwohl die Erwerbsbeteiligung der Frauen steigt, hat sich wenig bei der Aufteilung der Hausarbeit getan. Für Frauen steigt somit auch die Mehrfachbelastung durch Erwerbsarbeit, Kindererziehung, Pflege von Angehörigen und Hausarbeit. Frauen sind selbst dann, wenn beide Partner in Vollzeit erwerbstätig sind, in fast der Hälfte der Fälle für die Hausarbeit zuständig.
Verbesserungen im Alter und problematische Entwicklungen
Ältere Menschen sind heute aktiver als vor 20 Jahren: Sie engagieren sich häufiger ehrenamtlich, sie treiben mehr Sport und sind mehrheitlich sozial gut eingebunden. Trotz wachsender Wohnentfernungen zwischen Eltern und erwachsenen Kindern zeichnen sich die Beziehungen durch häufigen Kontakt aus und werden als eng beschrieben. Zudem wird das soziale Netzwerk zunehmend um Freundinnen und Freunde erweitert, die ebenfalls Rat und Trost spenden können. Kein Wunder also, dass die Vorstellungen über das eigene Älterwerden positiver geworden sind und ältere Menschen sich nicht einsamer fühlen als jüngere.
Bedenklich dagegen ist, neben den weiterhin bestehen Unterschieden zwischen den Geschlechtern, der Einfluss der Bildungsniveaus: „Menschen mit niedriger Bildung sind weniger gesund, neigen eher zu Depressionen und sind materiell schlechter gestellt als Menschen mit hoher Bildung. Die Bildungsungleichheit zieht sich bis ins hohe Alter: seit 1996 gibt es eine starke Zunahme der Einkommensarmut bei Personen mit niedrigem Bildungsniveau“, sagt Prof. Dr. Clemens Tesch-Römer, Leiter des Deutschen Zentrums für Altersfragen.
Zukünftige Alten mit neuen Stärken vor neuen Herausforderungen
Für die jüngeren Altersgruppen gilt: Sie sind höher gebildet als die Vorgängergenerationen und ihre Bereitschaft zur beruflichen Mobilität ist hoch. Jedoch sind ihre Erwerbsverläufe vielfältiger und brüchiger im Vergleich zu denen der Älteren – auch aufgrund des veränderten Arbeitsmarktes. Dies wird sich auch auf ihre Rentenhöhe im Alter auswirken.
Auch nimmt in den jüngeren Altersgruppen der Anteil der Menschen ohne Partnerin oder Partner zu, Partnerschaften sind weniger stabil und es gibt mehr Kinderlose. Inwieweit Freundschaften im Alter den Bedarf an Rat, Trost und Unterstützung auffangen können, bleibt abzuwarten.
Der Bericht ‚Altern im Wandel – Zwei Jahrzehnte Deutscher Alterssurvey (DEAS)‘ wurde vom Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) erstellt.