Entwurf für Neubau Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg ausgewählt
Marburg 6.7.2016 (pm/red) Der Architektenwettbewerb für den Neubau des Forschungszentrums Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg (DDK) und eines Seminarhauses ist entschieden, wird von der Philipps-Universität mitgeteilt. Eine dreizehnköpfige Jury unter Vorsitz des Stuttgarter Architekten Prof. Jörg Aldinger habe den Entwurf des Berliner Büros Dichter in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsplaner Studio RW mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Der Wettbewerb fand unter der Regie des Landesbetriebes Bau und Immobilien Hessen (LBIH) statt.
Die Basis für die Wettbewerbsentwürfe bildete ein Vorentwurf für das DDK des Frankfurter Architekten Ferdinand Heide, informiert die Universität. Dieser definierte die Lage und Größe der beiden Neubauten, die am Fuße der Marburger Oberstadt entstehen sollen – in unmittelbarerer Nachbarschaft zu dem im Mai eingeweihten Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas. Ziel des Wettbewerbs sei es gewesen, unter Berücksichtigung des Vorentwurfs „eine überzeugende Gestaltung für den Forschungsbau des DDK zu finden“ und den Entwurf eines Seminargebäudes und des Außenraums zu entwickeln. Die im Bebauungsplan vorgegebenen Baugrenzen seien von allen prämierten Arbeiten eingehalten worden.
Der erstplatzierte Entwurf des Büros Dichter fasst die beiden unterschiedlichen Gebäude – Forschungsbau und Seminarhaus – zu einem Ensemble mit Innenhof zusammen. Im Süden, an der Schnittstelle zur Stadt, soll eine Piazza den Eingangsbereich zum DDK und zum Deutschen Sprachatlas definieren. Die Jury lobte beim Seminargebäude besonders die attraktiven Außenraumbezüge der Seminarräume und die Gestaltung des getreppten Innenhofs, der zu sehr guten Belichtungsverhältnissen in allen Gebäudebereichen führe. Eine barrierefreie Querung des Komplexes sei noch zu gewinnen.
Sowohl innenräumlich als auch in seiner Außenwirkung artikuliere sich ein hoher architektonischer Anspruch, heißt es in der Pressemitteilung. „Die drei Gebäude Sprachatlas, DDK und Seminargebäude erhalten durch ihre Fassaden jeweils einen eigenständigen Ausdruck und bilden trotzdem ein stimmiges Ensemble“, befand der Juryvorsitzende Jörg Aldinger. „Beeindruckend ist die präzise Fassadenausbildung des Seminargebäudes – das Mauerwerk als Hülle, Sicht- und Sonnenschutz.“ Insgesamt überzeuge der prämierte Entwurf „mit hoher funktionaler und höchster architektonischer Qualität“, lautete das Fazit der Jury.
Insgesamt beteiligten sich 22 Büros an dem Wettbewerb. Die Jury vergab vier Preise und zwei Anerkennungen:
- 1. Preis (38.000 Euro): Dichter Architektur, Berlin (Landschaftsarchitektur: Studio RW, Berlin)
- 2. Preis (31.000 Euro): H. Gies Architekt GmbH, Mainz (Landschaftsarchitektur: Adler & Olesch, Landschaftsarchitekten BDLA)
- 3. Preis (21.000 Euro): Ackermann + Renner Architekten GmbH, Berlin / ERNST ARCHITEKTEN AG, Stuttgart (Landschaftsarchitektur: w+p Landschaften, Hans-Jörg Wöhrle, Freie Landschaftsarchitekten BDLA, Berlin)
- 4. Preis (15.000 Euro): o5 architekten bda – raab hafke lang, Frankfurt am Main (Landschaftsarchitektur: Planungsbüro STEFAN LAPORT, Battweiler)
- Anerkennung (5.000 Euro): schmidtploecker planungsgesellschaft mbh, Frankfurt am Main (Landschaftsarchitektur: HKK Landschaftsarchitektur GmbH, Frankfurt am Main)
- Anerkennung (5.000 Euro): brethdelacalle & Partner, Berlin (Landschaftsarchitektur: METTLER Landschaftsarchitektur, Berlin)
„Der erste Preisträger bietet für die städtebauliche Situation eine architektonisch und funktional ansprechende Lösung“, erklärt Friedhelm Dorndorf, Projektmanager des Landesbetriebes Bau und Immobilien Hessen (LBIH). „Gut sichtbar entsteht eine neue Adresse, deren Gebäude eine eigene Identität aufweisen und sich zugleich gut in die heterogene Nachbarschaft einfügen.“
„Für ihre engagierte Arbeit danke ich allen Mitgliedern der Jury des Architektenwettbewerbs ganz herzlich“, sagte Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause. „Der geplante Neubau für das DDK bezeugt den wissenschaftlichen Erfolg der Philipps-Universität. Er ist einer von vier Forschungsbauten, für die wir in den letzten Jahren Fördermittel eingeworben haben.“
Investitionsvolumen 18,7 Millionen Euro
Der Wissenschaftsrat, das wichtigste Beratungsgremium der Bundesregierung und der Landesregierungen zur Wissenschaftspolitik, hatte den Neubau für das DDK im Frühjahr 2015 empfohlen. Das Investitionsvolumen für Bau und Ausstattung beläuft sich auf 18,7 Millionen Euro. Die Kosten tragen der Bund und das Land Hessen (Hochschulbauprogramm HEUREKA) jeweils zur Hälfte. Das Gebäude soll insgesamt rund 2.500 Quadratmeter Nutzfläche umfassen, allein 821 Quadratmeter sind für Archive vorgesehen. Im Jahr 2020 soll das Gebäude bezugsfertig sein.
Seminargebäude für 7,2 Millionen Euro
Das Seminargebäude mit acht Räumen für 60 bis 100 Personen soll dem steigenden Bedarf an großen Seminarräumen Rechnung tragen. Die Gesamtbaukosten von rund 7,2 Millionen Euro werden durch die dritte Phase des Baumaßnahmenprogramms Hochschulpakt 2020 Invest finanziert.
Die planerische Grundlage für die Bebauung des Areals, einem ehemaligen Brauereigelände, bildet die städtebauliche Studie aus dem Wettbewerb um den Campus Firmanei (2009). Die nahe gelegene neue zentrale Universitätsbibliothek – das Herzstück des geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Campus Firmanei, soll Mitte nächsten Jahres fertig gestellt sein.
Ausstellung der Entwürfe bis 22. Juli im Hörsaalgebäude
Die Modelle aller Wettbewerbsbeiträge werden bis zum 22. Juli im Foyer des Hörsaalgebäudes der Philipps-Universität Marburg in der Biegenstraße 14 ausgestellt. Im nächsten Schritt sieht das Land Hessen ein Verhandlungsverfahren mit den Preisträgern vor, in dessen Verlauf die Entwürfe für die Umsetzung überarbeitet und optimiert werden. Vorgesehen ist ein Baubeginn spätestens Anfang 2018.
In der Vergangenheit hatte es verschiedene kritische Stimmen zu den jetzt vor Vollzug stehenden Plänen zur weiteren und vollständigen Bebauung des vormaligen Brauereigeländes gegeben. Die Kritiker befürchten eine zu starke Verdichtung und Schluchentwirkung der Gebäude mit dem direkt gegenüber liegenden Parkhaus. Doch alle Kritik verhallte ungehört.