viva piazza fridericianum – Stricken, Stricken, Stricken bis zum 8. März

22.12.2024 (yb) Viele, sehr viele 50 x 50 cm große gestrickte oder gehäkelte Decken sollen den Friedrichsplatz am 8. und 9. März bedecken und werden anschließend zu Gunsten des Autonomen Frauenhauses Kassel versteigert.

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Kinostart für ‚Toni Erdmann‘

Plakat Toni ErmannMarburg 14.7.2016 (pm/red) Heute ist Kinostart für den mit dem Prädikat ‚besonders wertvoll‘ ausgezeichneten Spielfilm ‚Toni Erdmann’. Ines arbeitet für eine Unternehmensberatung in Bukarest, hat keine Familie, keinen festen Freund, klettert die Karriereleiter nach oben und hat ihr Leben unter Kontrolle. Glaubt sie. Denn eines Tages steht ihr Vater vor der Tür. Ein kurzer Überraschungsbesuch, der bald schon Ines Leben durcheinander bringt.

Denn ihr Vater hat eine Ahnung, dass Ines hinter ihrer Fassade nicht so glücklich ist, wie sie tut. Und so setzt er sich eine wüst frisierte Perücke auf den Kopf, falsche Zähne in den Mund und verwandelt sich in „Toni Erdmann“. Als dieser stellt er sich bei Ines Kollegen und Vorgesetzten als Diplomat, Jet-Setter und Consultant vor und bringt Ines so aus der Fassung. Doch das muss ja nicht immer das Schlechteste sein.

TONI ERDMANN von Maren Ade, verbindet kongenial und leichtfüßig die Skurrilität der Figuren und Situationen mit authentischen Dialogen und einem großartigen natürlichen Spiel der Darsteller. Die Lebenswelt von Ines ist eine Welt, in der Kontakte alles sind und große leere Worthülsen eine ehrliche Auseinandersetzung mit Gefühlen nicht zulassen. Ines Vater wirkt in dieser Welt wie ein Elefant im klinisch reinen und kalten Porzellanladen. Bei allem Humor, der sich aus diesen Konflikten ergibt, lebt der Film auch von seinen stillen melancholischen Momenten, die so intensiv gefühlvoll von Sandra Hüller und Peter Simonischek gespielt werden, dass man als Zuschauer schnell ein Teil dieser fragilen Beziehung zwischen Vater und Tochter wird.

Peter Simonischek ist großartig in der Titelrolle und schafft den Spagat zwischen dem wüsten wirren und häufig übertrieben lustig agierenden Alter Ego Toni und seinem wahren Ich als besorgter Vater, der möchte, dass seine Tochter befreit wird aus ihrem Käfig der Kälte und Emotionslosigkeit. Und Sandra Hüller stellt ihre Klasse als Darstellerin unter Beweis, indem sie in Ines ganz subtil den inneren Konflikt einer Frau zwischen antrainierter Härte und innerer Fragilität spürbar macht. Nie gelingt das besser als in einer der zentralen Schlüsselszenen des Films, in der ein Liedtext alles verrät, was diese Frau nicht laut sagen kann.

Die Dialoge wirken ungekünstelt, authentisch lebensnah, der Humor ist schwarz, beißend, entlarvend, vor allem der Blick auf die harte und oberflächliche Business-Welt wirkt im wahrsten Sinne des Wortes entblößend. Eine große und anhaltende Erzählspannung gelingt auch durch die exzellente Handkameraführung von Patrick Orth. Die Kamera verlässt die Gesichter fast nie, ist nah bei ihnen, fängt auch unangenehme Momente ein und hält den Zuschauer in der Situation fest.

TONI ERDMANN ist ein Film, der die Balance zwischen schreiend komischen Szenen und berührend emotionalen Sequenzen meisterlich hält und austariert. Ein Film, der nicht nur Ines auffordert, das Leben wieder zu lieben und zu spüren. Mit allem, was gut- und wehtut. Mehr als ein Glücksfall für das deutsche Kino. Ein Meisterwerk.

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