‚breathe‘ von Barbara Ehrmann im Marburger Kunstverein
Ab 26. August stellt Barbara Ehrmann Zeichnungen, Bildobjekte, Video- und Objektinstallatione im Marburger Kunstverein aus. ‚breathe‘ lautet der Titel der Ausstellung, der Bezug auf Apnoe-Tauchen nimmt, bei denen die Künstlerin beim ersten Auftauchen vor lauter Begeisterung ganz atemlos war und von ihrem Lehrer daran erinnert werden musste, einen tiefen Atemzug zu nehmen: „breathe, Barbara, breathe!“. Von ihren Apnoe-Tauchgängen – ohne Atemgerät und Pressluft – gemeinsam mit ihrem Mann Alexander Nelles bringt Barbara Ehrmann bewegte Bilder aus der Unterwasserwelt mit. Sie sind für die Künstlerin eine Versinnbildlichung existenzieller Körpererfahrungen. Die Kurzvideos, die in Marburg in Großprojektionen gezeigt werden, sind mit Experimentalklängen vertont, die das sinnliche Erleben und den hypnotischen Charakter der Bilder verstärken.
In ihren Arbeiten auf Papier finden sich Erfahrungen der Tauchgänge wieder, dazu Eindrücke von Reisen, die sie ins andere Extrem, die Wüste, geführt haben. Figuren, Bojen, Boote und Gefäße schweben in offenen Bildräumen. Dabei experimentiert Ehrmann mit Wachsschichten, mit Schichtungen und Überlagerungen. Wüste wund Wasser finden sich als Thema in verschiedenen Medien und Materialien manifestiert – von der kleinformatigen Tuschezeichnung bis hin zur monumentalen Bildfahne. Speziell für die Marburger Ausstellung und die Räume des Kunstvereins ist eine mehr als sechs Meter breite Zeichnung „Gegenströmung“ entstanden.
Kulturelle Spuren der Vergangenheit, so Felsbilder und Chiffren in der Sahara, inspirieren Barbara Ehrmann. Während sich die prähistorischen Bilder zum Beispiel in der Serie „innere Spur“ als meditative „Energiefelder“ auf Japanpapier wiederfinden, gestaltet die Künstlerin unter dem Eindruck gegenwärtiger Fragen und Realitäten plastische Figuren-Ensembles aus Gips, Draht, Kunststoffschläuchen und Acrylfarbe, die den Titel „Transit – Überleben“ tragen.
Diese sieht sie als Sinnbild der humanitären Frage des Überlebens und der gegenseitigen Verantwortung. Damit spannt die Ausstellung einen Bogen von der Malerei über das Figürliche bis hin zur Videoprojektion ebenso wie von uralten Zeugnissen unserer Kultur über zeitlose Körper- und Sinneserfahrungen bis heute in einer Welt voller Flüchtlinge.
Barbara Ehrmann hat an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart Malerei und intermediales Gestalten studiert. Seit 1991 arbeitet sie im eigenen Atelier, seit 2002 betreibt sie in Ravensburg ein Atelierhaus gemeinsam mit ihrem Mann Alexander Nelles. Zwischen 1996 und 2002 war sie zu mehreren Arbeitsaufenthalten in Paris, Mitte der 1990er Jahre begann sie, Afrika zu bereisen.
Die Ausstellung geht vom 26. August bis 13. Oktober.
Di – So 11 – 17 Uhr, Mi 11 – 20 Uhr
Führungen Samstag 15 Uhr.