Tagung über Herrschaft, Recht und Alltag in Verwaltungskarten
Marburg 29.8.2016 (pm/red) Die Restaurierung einer der frühesten und bedeutendsten Landesaufnahmen im heute bayerisch-hessischen Raum, der sogenannten Spessartkarte von 1584, nimmt das Staatsarchiv Marburg zum Anlass für eine Tagung am 8. und 9. September zu frühen handgezeichneten Karten. Die Spessartkarte ist typisch für ihre Zeit, denn seit dem 16. Jahrhundert gewannen Karten als Informationsmedium und Arbeitsinstrument in Politik, Verwaltung und Justiz zunehmend an Bedeutung. Landesherren kartierten ihr Territorium, um einen Überblick ihres Herrschaftsbereichs als Grundlage des Verwaltungsausbaus zu gewinnen. Bei „Grenzirrungen“ und Prozessen ersetzten Augenscheinkarten den Ortstermin. Die Katasterkarten entstehen seit dem Ende des 17. Jahrhunderts im Zuge einer regelmäßigen Steuererhebung auf Grund und Boden.
Im Verwaltungszusammenhang entstanden, werden diese Karten heute meist in Archiven als unikale Quellen aufbewahrt. Die Tagung „Pragmatische Visualisierung“ beleuchtet diese handgezeichneten Karten, denn sie sind bislang weitaus weniger erforscht als die gedruckten. Da sie eng in Beziehung stehen zu zeitgleich angelegten Akten und Amtsbüchern, wird besonderes Augenmerk auf die gegenseitige Interdependenz dieser beiden Archivaliengattungen gelegt.
Damit knüpft die Tagung an die Ausstellung „Auf einen Blick. Karten als Instrumente von Herrschaft und Verwaltung“ an, die noch bis 30. September 2016 im Staatsarchiv Marburg zu sehen ist. Ausstellung und Tagung zielen darauf ab, die Bedeutung der frühen handgezeichneten Kartentypen für die rechts-, verwaltungs- und ortsgeschichtliche Forschung herauszuarbeiten, sowie die Entstehungszusammenhänge und Funktionen im Kommunikationsprozess und für die Verwaltung zu thematisieren.
Der Kartenmaler bei der Arbeit – Ausschnitt aus der „Spessartkarte“ des Jahres KORN
(HStAM Best. A 11), aufbewahrt unter Signatur HStAM Best. Slg. 7 Nr. c657