viva piazza fridericianum – Stricken, Stricken, Stricken bis zum 8. März

22.12.2024 (yb) Viele, sehr viele 50 x 50 cm große gestrickte oder gehäkelte Decken sollen den Friedrichsplatz am 8. und 9. März bedecken und werden anschließend zu Gunsten des Autonomen Frauenhauses Kassel versteigert.

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Stadtmauerreste, Mühle und eine altes Schloss – Steine als gelebte Geschichte

Ulrich Klein vom Institut für Bauforschung und Dokumentation informierte bis zurück ins 12. Jahrhundert über die Geschichte der Marburger Stadtbefestigung. Foto Nadja Schwarzwäller

Ulrich Klein vom Institut für Bauforschung und Dokumentation informierte bis zurück ins 12. Jahrhundert über die Geschichte der Marburger Stadtbefestigung. Foto Nadja Schwarzwäller

Marburg 14.9.2016 (pm/red) Wer kennt das Schloss Elnhausen und weiss welches Denkmal in Marburg die größte Fläche hat? Diese Informationen und viele mehr wurden jetzt zusammengetragen. In der Stadt Marburg und im Landkreis konnten Interessierte beim Tag des offenen Denkmals 30 besondere Orte besuchen – darunter solche, die sonst für Gäste nicht zugänglich sind. Rund 8.000 Gebäude und Orte hatten am „Tag offenen Denkmals“ in ganz Deutschland geöffnet.

Die Stadt Marburg lud zu Führungen und Vorträgen zu sechs Denkmal-Bauwerken im Stadtgebiet ein. „Zusammen sind wir weniger allein – gemeinsam Denkmale erhalten“ lautete in diesem Jahr das gemeinsame Motto der Veranstaltungen. „Eine fast schon philosophische Betrachtung“, so Marburgs Bürgermeister Dr. Franz Kahle bei seiner Eröffnungsrede im Sitzungssaal des Bauamtes. Erinnerungsbewahrung und Kulturerhaltung sei eine gesellschaftliche Aufgabe, die in der Tat nur gemeinsam bewältigt werden könne, sagte Kahle. Er freue sich immer, wenn er durch die Stadt gehe und eines der vielen Details entdecke, die in ihrer Gesamtheit das Stadtbild ausmachen und ein Wohlgefühl erzeugen.

Die Bedeutung des Denkmalschutzes betonte auch Ulrich Althaus vom Ortskuratorium der Deutschen Stiftung Denkmalschutz: „Alte Steine? Nein, lebendige Geschichte“, beschrieb er die Denkmale. Die Stein gewordenen Zeugnisse der Geschichte stifteten Identität und prägten das Werteempfinden, erklärte Althaus. Sie seien Wahrzeichen, Mahnmale oder Zufluchtsorte – und repräsentieren die bauliche Vielfalt einer Region. Seit 1985 habe die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit 200.0000 Förderern und einer Summe von gut 500 Millionen Euro über 5.000 Projekte fördern können, „damit künftige Generationen authentisch erfahren können, wie ihre Vorfahren lebten“.

Von der Bedeutung der Stadtmauern
Etwas über das Leben der MarburgerInnen bis zurück ins 12. Jahrhundert konnten die BesucherInnen des Vortrags zur Geschichte der Stadtmauern und der anschließenden Führungen erfahren. Ulrich Klein vom Institut für Bauforschung und Dokumentation (IBD) gab zunächst einen Überblick über die Historie der Stadtbefestigungen und folgte dann den Spuren dieser Historie auf zwei Routen durch die Stadt – einmal vom Stadtbauamt zum Bettinaturm und einmal entlang der Nordflanke des Landgrafenschlosses. Elmar Altwasser vom IBD leitete eine barrierefreie Tour an der südlichen Stadtmauer in der Universitätsstraße.

Flächenmäßig sind die Überreste der Stadtbefestigungen laut Ulrich Klein das größte Denkmal in Marburg. Zum Teil sind aufrecht stehende Abschnitte, sogar noch mit einzelnen Toren und Türmen, bis heute erhalten; zum Beispiel an der Westseite der Altstadt oder im Süden oberhalb der Universitätsstraße. In vielen anderen Bereichen konnte die Stadtmauer nur noch archäologisch nachgewiesen werden. Zum Einführungsvortrag und der anschließenden ersten Führung waren bereits rund 80 Gäste gekommen – bei strahlendem Sonnenschein und schweißtreibenden Temperaturen.

Elisabethmühle um 1250 erbaut
Im Turnergarten gab es eine Schülerpräsentation und Michaela Haas von der Emil-von-Behring-Schule informierte zur Geschichte dieses Denkmals – 1860 erstmals erwähnt und nach dem Abschluss der Sanierung 2011 als Mediathek der benachbarten  Grund-, Haupt- und Realschule genutzt. Eine bereits deutlich längere Historie hat die Marburger Elisabethmühle. Sie ist eines der ältesten historischen Gebäude der Stadt und wurde um 1250 unter Sophie von Brabant erbaut, 1944 von Bomben zerstört, kurze Zeit später wieder aufgebaut und von Neuem in Betrieb genommen. Von 1846 an bis ins 20. Jahrhundert hinein wurde der Mühlgraben unterhalb des Vorderwehrs zum Baden genutzt. Nina und Wilhelm Lotz, in deren Familienbesitz die Mühle nun schon seit mehreren Generationen ist, boten eine Führung durch die Mühle an.

Wehrda und Elnhausen blicken zurück
Auch das Schloss Elnhausen – von dem viele Menschen gar nicht wissen, dass es existiert– zog fast 100 BesucherInnen an. 1717 von Herrmann von Vultée gebaut, hat es eine wechselvolle Geschichte hinter sich, so Dr. Jutta Schuchard. 1815 ist es nach seinem Verkauf fast ausgeplündert worden und knapp 150 Jahre später wurde es von Karl-Heinrich Rexrodt erworben. Er hat es mit seiner Familie unter enormem Arbeitsaufwand wieder in Stand gesetzt und zu einem Kulturzentrum ausgebaut, wie Schuchard erläuterte.

Spannender Durchblick im Treppenhaus. Sternbald-Foto Hartwig Bambey © 2016

Spannender Durchblick im Treppenhaus. Sternbald-Foto Hartwig Bambey © 2016

Pfarrer Armin Wehrmann bot in Wehrda eine Führung durch die dortige Martinskirche an – eine barocke Kirche mit gotischem Wehrturm, die in ihrer heutigen Gestalt im 18. Jahrhundert erbaut wurde. Und wie Denkmalschutz ganz aktuell von statten geht, konnte man angesichts der Sanierung der Remisen in der Universitätsstraße 2 ½ erfahren. Die denkmalgeschützten Remisen, deren Bau ins 17. Jahrhundert datiert wird, wurden von 2014 bis 2016 energetisch saniert. Christof Irgang vom Architekturbüro Oesterle stellte das Konzept vor.

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