Land Hessen will Erstaufnahme in Marburg kommende Woche räumen
Marburg 17.9.2016 (pm/red) Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies hat am Freitagmittag das Camp in Marburg-Cappel besucht, um persönlich mit rund 60 geflüchteten Menschen zu sprechen, die sich angesichts der durch die Landesregierung für Dienstag/Mittwoch angekündigten, kurzfristigen Räumung und Schließung der hessischen Erstaufnahme-einrichtung für Flüchtlinge in den Hungerstreik begeben haben, wurde von der Stadtverwaltung mitgeteilt.
„Diese Menschen verstehen nicht, warum sie so plötzlich das Camp verlassen sollen. Das sind Menschen, die Schreckliches hinter sich haben. Sie würden sehr gerne hierbleiben“, erklärte Spies. Die Fassungslosigkeit unter den verbliebenen 160 Frauen, Männern und Familien im Cappeler Camp sei angesichts der so kurzfristigen Räumung groß, schildert der Oberbürgermeister.
„Und wir in Marburg – die Stadt und hunderte von Ehrenamtlichen – wollen geflüchteten Menschen hier weiter offen und freundlich das Ankommen ermöglichen“, betont der Oberbürgermeister. „Ich kann deshalb die Entscheidung des Landes nicht nachvollziehen und habe kein Verständnis dafür, ein Camp in Marburg zu schließen, das mit dem Engagement der ganzen Stadt, mit unabhängigen Ombudsleuten und mit einem städtischen Zentrum für Flüchtlinge die besten Voraussetzungen bietet“, so der Oberbürgermeister. Er hatte bereits Anfang vergangener Woche an den hessischen Ministerpräsidenten geschrieben und gebeten, die Entscheidung der Camp-Schließung zu überdenken und zurückzunehmen.
Am vergangenen Freitag hatte Spies die Ehrenamtlichen der Flüchtlingsarbeit in Marburg eingeladen. Gut 100 Bürgerinnen und Bürger kamen zum Informationsaustausch in den Stadtverordnetensitzungssaal. Am Freitag war nun der Zeitpunkt der geplanten Verlegung bekannt geworden.