Forum soll interreligiösen Dialog fördern
Marburg 26.9.2016 (pm/red).Der Runde Tisch der Religionen und Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies möchten den Dialog zwischen den zahlreichen Religionsgemeinschaften in der Universitätsstadt Marburg intensivieren. Dazu fand ein erstes Interreligiöses Forum im Marburger Stadtverordnetensitzungssaal statt. Oberbürgermeister Spies erinnerte in seiner Begrüßung an die lange Tradition, die der Dialog in Marburg habe, etwa mit dem Religionsgespräch der Reformatoren Zwingli und Luther im Jahr 1529, das mit zur heutigen Bedeutung der Stadt beigetragen habe.
„Gespräche zwischen Vertreterinnen und Vertretern unterschiedlicher Glaubensrichtungen sind wichtig um Werte und Wertauffassungen anderer kennen zu lernen und zu verstehen“, so Spies. Streit und unterschiedliche Meinungen seien im Gespräch nicht zu vermeiden, aber sinnvoll, wenn sie mit dem Ziel eines besseres Verständnisses und des Ausgleichs geführt werden. „Dieses Ziel verfolgen wir mit dem Interreligiösen Dialog: Brücken bauen und einander vertrauen lernen“, so das Stadtoberhaupt.
Für den Runden Tisch der Religionen, der vor zehn Jahren ins Leben gerufen wurde, betonte die stellvertretende Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Monika Bunk, dass es gelungen sei, den Dialog für die Stadtgesellschaft unter anderem mit zahlreichen Veranstaltungen für die Bürgerinnen und Bürger zu öffnen. „Es hat sich ein kleiner Kreis etabliert“, der sich intensiv austauscht. „Wir haben viele Dinge erfahren, die ähnlich sind, aber auch Unterschiede, von denen wir jeweils nichts wussten.“ In Marburg gebe es erheblich mehr Religionsgemeinschaften, als die bislang am Runden Tisch beteiligten. Bunk sprach von einer Liste von fünf Seiten mit Menschen 178 verschiedener Nationalitäten, die sich ebenfalls einbringen wollten. Dies sei durch den Runden Tisch nicht mehr zu leisten. Daher sei die Idee des Forums geboren, um den Austausch zu erweitern. „Wo wollen wir als Vertreter religiöser Gemeinschaften etwas tun? Und wo ist Gesprächsbedarf?“.
Alle Anwesenden hatten im Folgenden die Gelegenheit, ihre Wünsche und Themenanregungen zu formulieren. Besseres Kennenlernen und Verstehen war dabei ein häufig genanntes Ziel. Friedliches Zusammenleben müsse bei allen Unterschieden gesichert sein. Kontakte knüpfen zu wollen, wurde ebenfalls oft gewünscht. „Hier kann ganz viel angestoßen werden, für mehr Toleranz“, waren sich alle Anwesenden einig.
Dass derzeit so viele Menschen auf der Flucht sind, habe auch mit religiösen Konflikten zu tun, so eine Teilnehmerin. Deswegen interessiere sie in diesem Zusammenhang die Geschichte der Geflüchteten. Interessant seien auch unterschiedliche Richtungen des Islam, die es in Marburg gebe, so ein anderer. Monika Bunk regte an, konkrete Gesprächsthemen für zukünftige Veranstaltungen zu benennen. So sei ihr beispielsweise aufgefallen, dass jüdische und muslimische Bestattungsriten sich nicht weit unterscheident. Aus dem Plenum kam der Hinweis, dass es angesichts der religiösen Vielfalt schwer sei, eigene Veranstaltungsräume zu finden. Das Forum könne Meinungen bilden und in die Stadtpolitik tragen. Generell, so der Wunsch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, kann das Interreligiöse Forum „als fester Akteur“ von der Stadtpolitik wahrgenommen werden, jede Religionsgemeinschaft solle von der Stadt eingeladen werden und könne in unterschiedlichen Bereichen ihre Meinungen und Erfahrungen beitragen.