Carlo Strenger hält die Christian Wolff-Vorlesung 2016
Marburg 16.10.2016 (pm/red) Die diesjährige Christian Wolff-Vorlesung an der Philipps-Universität wird von Carlo Strenger gehalten. Der israelische Psychologe und Philosoph spricht am 27. Oktober in der Aula der Alten Universität über das Thema „Der populistische Angriff auf die Aufklärung und die Krise Europas“. Carlo Strenger gilt als einer der originellsten gegenwärtigen Theoretiker der Psychoanalyse. In seiner wissenschaftlichen Arbeit hat er sich unter anderem mit den Auswirkungen der Globalisierung auf die individuelle Psyche und deren kulturelles und politisches Umfeld beschäftigt.
Als Publizist setzte er sich immer wieder kritisch mit der israelischen Politik wie auch mit einseitigen Israelkritikern auseinander. In seinem im vergangenen Jahr erschienenen Essay „Zivilisierte Verachtung – Eine Anleitung zur Verteidigung unserer Freiheit“ konstatiert Strenger, dass die freiheitlichen Werte der europäischen Aufklärung gegenwärtig sowohl durch ihre relativistische Infragestellung von Links wie auch durch ihre ideologische Indienstnahme von rechten autoritären Bestrebungen bedroht seien.
Dagegen setzt er die Haltung der „zivilisierten Verachtung“, die sich an zwei Prinzipien orientiert: dem Prinzip der Menschlichkeit, nach dem man Meinungen, aber nicht Menschen verachten darf, und dem Prinzip der verantwortlichen Meinungsbildung, nach dem Meinungen möglichst gut zu begründen sind. Carlo Strenger lehrt Psychologie und Philosophie an der Universität Tel Aviv.
Die nach dem Philosophen Christian Wolff benannte Vorlesungsreihe wurde 1999 ins Leben gerufen. Die Vorträge richten sich in einer verständlichen Sprache an die philosophisch interessierte Öffentlichkeit; sie sind ideenreich und streitbar. Rednerinnen und Redner der Christian Wolff-Vorlesung sind den Ideen der Aufklärung und ihrer Fortführung in der aktuellen philosophischen Diskussion verpflichtet. Zu den Vortragenden gehörten unter anderem Helmut Schmidt (†), Jürgen Habermas, Axel Honneth, Agnes Heller und Kurt Flasch.
Donnerstag, 27. Oktober – 20 Uhr
Aula der Alten Universität, Lahntor 3