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22.12.2024 (yb) Viele, sehr viele 50 x 50 cm große gestrickte oder gehäkelte Decken sollen den Friedrichsplatz am 8. und 9. März bedecken und werden anschließend zu Gunsten des Autonomen Frauenhauses Kassel versteigert.

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Vollständige Erfassung deutscher Handschriften des Mittelalters in Online-Datenbank

Untersuchung einer Handschrift – ein Blatt des ‚Lantsloot vander Haghedochte‘ (LHB) aus dem Staatsarchiv Marburg. Foto Rolf. K. Wegst

Marburg 8.12.2016 (wm/red) Langzeitförderung für geisteswissenschaftliche Spitzenforschung an der Philipps-Universität Marburg: In den kommenden 20 Jahren wird im Rahmen des von Bund und Ländern getragenen Akademien-Programms das Projekt Handschriftencensus (HSC) zur vollständigen Erfassung der deutschsprachigen Handschriften des Mittelalters finanziert. Ziel ist es, der internationalen Forschungsgemeinschaft einen Bestand von rund 26.000 Manuskripten und Fragmenten, die sich weltweit in mehr als 1.500 Bibliotheken, Archiven, Museen und in Privatbesitz befinden, in einer kostenlos abrufbaren Online-Fachdatenbank zugänglich zu machen. Das Fördervolumen beträgt insgesamt 6,5 Millionen Euro.
Das Projekt, das unlängst von der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) bewilligt wurde, wird von der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz getragen. An der Philipps-Universität werden im Rahmen des Akademienprogramms inzwischen sechs Langzeitvorhaben gefördert. Damit nimmt die Philipps-Universität unter den hessischen Hochschulen einen Spitzenplatz ein.
Projektverantwortliche im Handschriftencensus sind die Mittelalter-Philologen Prof. Dr. Jürgen Wolf, Institut für Deutsche Philologie des Mittelalters der Philipps-Universität, und Dr. Nathanael Busch von der Universität Siegen. Umgesetzt wird das Vorhaben in Marburg.
„Die nunmehr sechs erfolgreichen Förderanträge im Rahmen des Akademieprogramms zeugen von der herausragenden geisteswissenschaftlichen Forschungsstärke der Philipps-Universität Marburg“, zeigte sich Prof. Dr. Michael Bölker, Vizepräsident für Forschung, Nachwuchsförderung und Internationales, anlässlich dieses Erfolges erfreut. Zudem verspreche die Aufnahme des Handschriftencensus in dieses Exzellenz-Programm und die damit verbundene internationale und interdisziplinäre Zusammenarbeit neue Erkenntnisse bezüglich Tradition, Normen und Wissen im gesellschaftlichen Wandel.

Wichtige Grundlage zum Verständnis der Moderne
Bisher gibt es noch keine Gesamtübersicht der weltweit aufbewahrten deutschsprachigen Handschriften des Mittelalters. Ein Desiderat. Denn vor allem die schriftliche Überlieferung aus dem 8. bis 15. Jahrhundert stellt ein bedeutendes Fundament zum Verständnis der Entwicklung von Kultur, Religion, Politik und Wissenschaft in der Moderne dar: „Die Aufnahme des Handschriftencensus in das Akademienprogramm sichert einen bedeutenden Schatz unseres kulturellen Erbes“, zeigt sich Prof. Dr. Jürgen Wolf erfreut.
Zudem setze das Projekt den bereits begonnenen Aufbau eines internationalen Kompetenzzentrums Deutschsprachiger Handschriften des Mittelalters fort. Die Forscher aus Marburg und Siegen versprechen sich von dem Projekt neben einer vollständigen und weltweiten Erfassung des handschriftlichen Bestandes auch eine Erschließung bisher noch unbekannter Textzeugen.
Dazu gehört die regionale Zuordnung einer Handschrift, die Datierung, die Ermittlung des Verfassers, die Identifikation des Textes, aber auch eine inhaltliche Erschließung sowie Formalia wie Sprachstand, Schriftart und das Vorhandensein von Wasserzeichen und Illustrationen.
Enge internationale Vernetzung
Für den größten Teil der Handschriften und Werke müssen grundlegende Daten erst noch erhoben werden. Das betrifft insbesondere Manuskripte in Sammlungen Ostmittel- und Osteuropas sowie in außereuropäischen Institutionen und in Privatbesitz. Um diese gewaltige Materialfülle bewältigen zu können, erfolgt die Arbeit des HSC in Absprache mit den deutschen Handschriftenzentren und anderen besitzenden Institutionen sowie in enger Vernetzung mit internationalen Forschungs- und Datenbankprojekten zu mittelalterlichen Handschriften.
„Am Projekt Handschriftencensus zeigt sich, wie erfolgreich die Philipps-Universität Marburg in der Digitalisierung der Forschung und bei der Veröffentlichung von Forschungsdaten im Sinne von Open Data vorangeht“, so Prof. Dr. Joachim Schachtner, Vizepräsident für Informations- und Qualitätsmanagement. „Unser Kompetenzzentrum Forschungsdaten-Management hat dem Projekt schon bei der Antragstellung beratend zur Seite gestanden. Die Universitätsbibliothek und das Hochschulrechenzentrum der Philipps-Universität unterstützen den Handschriftencensus mit digitaler Forschungsdaten-Infrastruktur und Expertise für den Aufbau und die Weiterentwicklung der Datenbank. Das Akademieprojekt kooperiert mit der Universitätsbibliothek außerdem im Bereich Normdaten, um für die mittelalterlichen Handschriften einen einheitlichen Standard zur Erfassung und Vernetzung der Daten zu etablieren“, erklärt Prof. Schachtner.
Die durch die digitale Infrastruktur hergestellte Offenheit des Marburger HSC kommt durch die länder- und institutionenübergreifenden Kooperation besonders zum Tragen: „Mit unserer Online-Plattform stellen wir nicht nur eine Fachdatenbank zur Handschriften-Überlieferung zur Verfügung. Wir stellen auch eine technische Infrastruktur für Nutzerinnen und Nutzer bereit, die so selbstständig Informationen über oder Hinweise zu Handschriften hinterlegen können. Insofern verstehen wir uns auch als Dienstleister an der Schnittstelle zwischen Forschung und Gesellschaft.“ Ein weiterer wichtiger Grund für die Aufnahme des HSC in das Akademienprogramm, weiß Wolf.

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