viva piazza fridericianum – Stricken, Stricken, Stricken bis zum 8. März

22.12.2024 (yb) Viele, sehr viele 50 x 50 cm große gestrickte oder gehäkelte Decken sollen den Friedrichsplatz am 8. und 9. März bedecken und werden anschließend zu Gunsten des Autonomen Frauenhauses Kassel versteigert.

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Ausstellung ‘Das Massaker von Mechterstädt 1920‘ im Marburger Rathaus

Titelseite Katalog Das Massaker von Mechterstädt

Marburg 101.2017 (pm/red) “Das Massaker von Mechterstädt 1920″ ist  Titel der Ausstellung, die das erschreckende Kapitel eines Massenmordes an Arbeitern während der Zeit des Kapp-Putsches im vergangenen Jahrhundert aus heutiger Sicht beleuchtet. Konzipiert wurde sie von Prof. Bruno W. Reimann aus Gießen. In Mechterstädt wurden die Männer in der Mehrzahl an der Landstraße nach Gotha erschossen. Bis heute erinnert ein Gedenkstein schräg gegenüber dem Friedhof an die ungesühnte Schandtat. Gegenstand der von Bruno W. Reimann konzipierten Ausstellung ist das nunmehr 97 Jahre zurückliegende Ereignis des Erschießens von 15 gefangen genommenen Arbeitern am 25. März 1920 in Mechterstädt durch Mitglieder des „Studentenkorps Marburg“ (StuKoMa). Im Herbst des Jahres zuvor waren in Marburg wie auch anderswo vom SPD-Reichswehrminister Gustav Noske studentische „Zeitfreiwilligenkompanien“ als Einheiten der Reichswehr gegründet worden. Die SPD-Reichsregierung wollte sich militärisch gegen Arbeiterunruhen wappnen.

Fünfzehn im Kontext der Arbeiterunruhen nach dem Kapp-Putsch gefangen genommene Arbeiter sollten am Morgen des 25. März 1920 von Sättelstedt nach Gotha transportiert werden. Alle 15 wurden erschossen. In der Lesart des “StuKoMa“ und derer, die ihm beisprangen, hieß es: „Auf der Flucht erschossen!“ Angesichts der Umstände gibt es heute keine Zweifel mehr daran, dass es sich um einen kalt kalkulierten Mordakt handelte, der von der Reichswehr, der Universität, dem konservativen Bürgertum, den konservativen Parteien, schließlich auch von der Justiz gedeckt wurde. All dies wirft ein Schlaglicht auf die Gesellschaft, in der dies möglich war.

Erschütternd war und bleibt die Brutalität des „Marburger Studentencorps“. Alle getöteten Arbeiter waren schrecklich verstümmelt worden. Viele wiesen zertrümmerte Schädel auf. Das alles deutet auf gezielte Schüsse, auf ein Massaker hin.

Hintergrund Kapp-Putsch
Im Kapp-Putsch vom März 1920 versuchten Teile der Reichswehr, angeführt vom Vorsitzenden der rechtsextremen Deutschen Vaterlandspartei Wolfgang Kapp (1858-1922) und unterstützt von der politischen Rechten, der jungen deutschen Demokratie den Garaus zu machen. Am 13. März 1920 besetzte die Marinebrigade Ehrhardt das Berliner Regierungsviertel. Auch in Thüringen schlossen sich Teile der Reichswehr den Putschisten an. In der Folge kam es zum Generalstreik der Gewerkschaften, zum bewaffneten Widerstand der Arbeiterschaft und auch zum Aufleben der politisch radikalisierten Arbeiterbewegung besonders im Ruhrgebiet und in Thüringen. Ein Zentrum nicht nur des Widerstands, sondern auch der revolutionären Arbeiterbewegung war Gotha.

Vor diesem Hintergrund entsandte die SPD-Regierung die bereits 1919 gebildete Marburger „Zeitfreiwilligenkompanie“ nach Thüringen, die dort für „Ruhe und Ordnung“ sorgen und insbesondere die Arbeiterunruhen bekämpfen sollte. Sie bediente sich rechter Brigaden, um linke Arbeiteraufstände militärisch niederschlagen zu lassen.

Die Bluttat im Kontext der politischen Ereignisse hat Prof. Bruno W. Reimann auf 28 reich bebilderten Tafeln zusammengefasst und dargestellt. Die Ausstellung ist ein Projekt, das in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen  unter der Schirmherrschaft von Thüringens Ministerpräsidenten Bodo Ramelow entstanden ist.

Die Eröffnung der Wanderausstellung findet statt am Donnerstag, 12. Januar – 18 Uhr im Ausstellungssaal des Rathauses Marburg. Die Wanderausstellung entstand in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten von Thüringen, Bodo Ramelow. Die Ausstellung wurde bereits in Gotha, Eisenach, Mechterstädt und Gießen gezeigt und macht in Marburg bis zum 30. Januar Station. Sie kann zu den Öffnungszeiten des Rathauses besucht werden.

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