viva piazza fridericianum – Stricken, Stricken, Stricken bis zum 8. März

22.12.2024 (yb) Viele, sehr viele 50 x 50 cm große gestrickte oder gehäkelte Decken sollen den Friedrichsplatz am 8. und 9. März bedecken und werden anschließend zu Gunsten des Autonomen Frauenhauses Kassel versteigert.

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Biografie Tom Mutters – Kampf für Menschen mit Behinderung

Marburg 19.1.2017 (pm/red) „Man muss das Leben leben. Man darf es nicht an sich vorbei gleiten lassen“, so das Motto von Tom Mutters, der am 23. Januar 100 Jahre alt geworden wäre. Im Februar 2016 verstarb er im Alter von 99 Jahren. Seine lange Lebensspanne hat er in der Tat genutzt. Im November 1958 gründete er im hessischen Marburg gemeinsam mit betroffenen Eltern die Lebenshilfe, die heute die größte deutsche Selbsthilfeorganisation von Menschen mit geistiger Behinderung und ihrer Angehörigen und Freunde ist.

Jahrzehntelang kämpfte Mutters als Bundesgeschäftsführer des Verbands für die Gleichberechtigung behinderter Menschen, setzte sich für die Förderung behinderter Kinder ein, erfand menschenwürdige Betreuungskonzepte und warb unnachgiebig für ein respektvolles öffentliches Bild von Menschen mit Behinderung. Der Impuls für das Engagement des Niederländers stammte noch aus der unmittelbaren Nachkriegszeit: Als UNO-Beauftragter für „displaced persons“ war er direkt mit den elenden Verhältnissen, in denen Menschen mit Behinderung damals in Deutschland lebten, konfrontiert – und ebenso mit einer Menschenverachtung ihnen gegenüber, die auch nach dem Ende der Nazi-Zeit und der systematischen „Euthanasie“-Morde noch greifbar war.

„Tom Mutters hatte als junger Mensch erlebt, wie so genannte Fachleute behinderte Kinder ‚Idioten‘ oder ‚Schwachsinnige‘ nannten. Fortan war das sein Motor: die Menschenrechte auch für Menschen mit Behinderung durchzusetzen“, so Ulla Schmidt, Bundestags-Vizepräsidentin und heutige Bundesvorsitzende der Lebenshilfe. „Er war ein Held – und zwar einer von der sympathischen und effektiven Sorte: ohne Pomp und Gloria, aber mit Zähigkeit, Humor und Leidenschaft für die Sache und für die Menschen. Inklusion heute wäre ohne ihn nie möglich geworden.“

All das kann man nun auch nachlesen: Die Gießener Journalisten Markus Becker und Klaus Kächler haben eine Biografie des Lebenshilfe-Gründers geschrieben, die im Oktober 2016 im Daedalus Verlag Münster und im Lebenshilfe-Verlag Marburg erschienen ist. Über zwei Jahre haben die beiden Autoren recherchiert, zahlreiche Interviews mit Tom Mutters, mit seiner Frau Ursula und mit vielen Weggefährten geführt. Daraus ist ein „Thriller“ der besonderen Art geworden: ein fesselndes Buch, das nicht nur Mutters‘ Lebensstationen und seine Arbeit nachzeichnet, sondern ebenso als eine politische Geschichte fortschreitender Inklusion gelesen werden kann – und als Aufforderung, an das Lebenswerk von Tom Mutters anzuknüpfen und weiter dafür zu streiten, dass Menschen mit Behinderung mitten in der Gesellschaft leben können.

Die Lebenshilfe lädt zu Ehren von Tom Mutters zu einer öffentlichen Matinée am Sonntag, 22. Januar – 11 Uhr, in das Cineplex Kino Marburg ein – mit Ulla Schmidt als Festrednerin, einer Autorenlesung aus der Biografie und weiteren Programmpunkten.
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