viva piazza fridericianum – Stricken, Stricken, Stricken bis zum 8. März

22.12.2024 (yb) Viele, sehr viele 50 x 50 cm große gestrickte oder gehäkelte Decken sollen den Friedrichsplatz am 8. und 9. März bedecken und werden anschließend zu Gunsten des Autonomen Frauenhauses Kassel versteigert.

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Nein zu Atomwaffen – Heute wie vor 60 Jahren

Marburg 24.3.2017 Gastbeitrag von Ursula Wöll  Wie viele Jahre wird nun schon gegen die auf dem Fliegerhorst Büchel lagernden amerikanischen Atomsprengköpfe demonstriert! Am 26. März beginnen die diesjährigen Proteste, die 20 Wochen lang dauern sollen. Am 6. April dann diskutiert man auf einem Kongress in der Humboldt-Universität Berlin, wie virulent die Gefahr ist, dass Deutschland oder die EU insgesamt doch noch zu einem Atomstaat wird. Anlass ist das Manifest der „Göttinger 18“ vor genau 60 Jahren, das Adenauers Träume von taktischen Atomwaffen zunichte machte.

Büchel liegt in der Eifel, nordwestlich von Cochem. In dieser reizenden Moselstadt, an der Alten Moselbrücke, beginnen am 26. März um 10 Uhr die Proteste mit einer Mahnwache. Der Tag endet mit einem Besuch des etwa 20 km entfernten Fliegerhorstes der Bundeswehr, in dem die atomaren Sprengköpfe lagern. Den ganzen Sommer über werden Friedensgruppen vor dessen Toren erscheinen, um auf friedliche Weise einen Abzug der amerikanischen Mordwaffen zu fordern. Der Stand der Dinge rechtfertigt das. Anstatt eines Abzugs sollen die Atomwaffen nämlich modernisiert werden. Sie stellen für meine Begriffe einen atomwaffenfreien deutschen Staat bereits infrage. Denn im Ernstfall werden die atomaren Bomben von deutschen Tornados geworfen, die im Fliegerhorst stationiert und trainiert sind. Die deutsche Unterschrift unter den Atomwaffen-Sperrvertrag wäre dann Makulatur.

Hellhörig macht auch, dass unsere Regierung nicht an den UN-Verhandlungen über ein Verbot von Atomwaffen teilnehmen wird, die am 27. März beginnen. Hinzu kommt die Aufblähung unseres Wehretats, der für 2017 bereits 37 Milliarden Euro beträgt. Nicht nur Frau von der Leyen, auch Frau Merkel haben signalisiert, dass sie die Wünsche der USA nach einer weiteren Erhöhung erfüllen wollen. Die USA selbst gehen mit schlechtem Beispiel voran. Sie werden ihren jährlichen Rüstungsetat von unvorstellbaren 600 Milliarden um etwa 10 Pozent erhöhen. Zum Vergleich: Russland gibt bislang „nur“ etwa 100 Milliarden jährlich aus.

Ob diese Militarisierung uns am Ende auch eigene Atombomben bescheren könnte, wird die Veranstaltung in der Humboldt-Uni Berlin diskutieren. Sie beginnt am 6. April um 17.30 Uhr. Eingeladen haben mehrere Organisationen, etwa die Internationalen Ärzte gegen den Atomtod IPPNW, die Internationalen Rechtsanwälte gegen den Atomtod IALANA und die Vereinigung deutscher Wissenschaftler VDW. Der Kongress will an das 60jährige „Jubiläum“ der Erklärung der „Göttinger 18“ gegen die atomare Aufrüstung der Bundesrepublik erinnern. Denn bereits vor 60 Jahren, 1957, wollte Adenauer taktische Atomwaffen anschaffen, die er verharmlosend „fast normale Waffen“ nannte.

Die „Göttinger 18“ stellten richtig, dass eine jede dieser Waffen die Sprengkraft der Hiroshima-Bombe hätte.  Mit ihrer Erklärung erreichten sie, dass die Bundesrepublik atomwaffenfrei blieb. Schließlich waren alle 18 unterzeichneten Professoren bekannte Physiker, vier von ihnen sogar Nobelpreisträger. Ihr Manifest, veröffentlicht u. a. in der FAZ und der Süddeutschen Zeitung, setzte eine intensive öffentliche Diskussion in Gang, vor der Adenauer kapitulieren musste. Einen Schönheitsfehler hatte dieser nun 60 Jahre alte Text von Heisenberg, Carl Friedrich von Weizsäcker, Otto Hahn, Max Born und 14 weiteren Koryphäen: Es unterschied zwischen Atomwaffen und friedlicher Nutzung der Atomenergie, für deren Ausbau die Unterzeichner warben. Nach Tschernobyl und Fukushima wissen wir, dass auch die sogenannte friedliche Nutzung absolut tödlich sein kann.

Trotz dieser Kurzsichtigkeit war die Erklärung der „Göttinger 18“ ein Akt der Zivilcourage, denn zum erstenmal kümmerten sich Wissenschaftler um die Anwendung ihrer Forschung und mischten sich in die Politik ein. Sie hatten in den „Göttinger 7“ historische Vorbilder, die bereits im Jahr 1837 Zivilcourage bewiesen. Damals protestierten 7 Göttinger Professoren gegen die Aufhebung der Verfassung des Königreichs Hannover, zu dem Göttingen gehörte. Sie verloren alle ihre Professur, drei von ihnen wurden sogar des Landes verwiesen, unter ihnen Jacob Grimm. Ihr Mut übertrug sich auf die Studenten. Etwa 200 der damals 900 Studierenden liefen bei Eis und Schnee bis zur Landesgrenze in Witzenhausen, um ihre Professoren an der Werrabrücke zu verabschieden und damit auch gegen die Willkür des Landesherrn zu protestieren.

Gut, dass die Proteste von 2017 im Frühling stattfinden!

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