viva piazza fridericianum – Stricken, Stricken, Stricken bis zum 8. März

22.12.2024 (yb) Viele, sehr viele 50 x 50 cm große gestrickte oder gehäkelte Decken sollen den Friedrichsplatz am 8. und 9. März bedecken und werden anschließend zu Gunsten des Autonomen Frauenhauses Kassel versteigert.

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700 Jahre Judentum in Marburg – Jubiläum wird mit umfangreichem Programm vergegenwärtigt

Die ehemalige Synygoge in der Universitätsstraße wurde 1938 zerstört

Marburg 13.4. 2017 (pm/red) 2017 jährt sich nicht nur die Lutherische Reformation zum 500. Mal, sondern auch jüdische Geschichte, Kultur und Religion in Marburg erleben ein 700-jähriges Jubiläum. Ein umfangreiches Programm mit Vorträgen, Stadtspaziergang, Sommerfest und vielem mehr sollen das Jubiläum erlebbar machen, wird von der Stadt mitgeteilt.
Jüdisches Leben in Marburg reicht bis ins Mittelalter zurück. Am 15. Mai 1317 wurde die erste Marburger Synagoge in einer Urkunde erstmals erwähnt. „Aber da stand sie schon“, so Monika Bunk von der jüdischen Gemeinde Marburg, die darauf verwies, dass die Synagoge in dem Schriftstück als Ortsbeschreibung für ein gegenüberliegendes Grundstück diente. Sie wurde um 1280 in der Judengasse, heute Schlosssteig/Willy-Sage-Platz, erbaut. Bei Baumaßnahmen zufällig entdeckt, sind ihre Fundamente dort heute unter einem Glaskubus zu sehen. Das Judentum erlebte in den folgenden Jahrhunderten wechselvolle Zeiten.

Unterstützt vom Fachdienst Kultur  und weiteren Kooperationspartnern hat die Jüdische Gemeinde Marburg zum 700-jährigen Jubiläum ein umfangreiches Programm zu Geschichte und zur Gegenwart zusammengestellt. Alle MarburgerInnen sind  eingeladen, die vielfältigen Facetten jüdischer Geschichte, Kultur und Religion zu erleben und sich bei Begegnungen und Gesprächen auszutauschen.
Einen sichtbaren Höhepunkt stellte die Errichtung der repräsentativen Synagoge von 1897 in der Universitätsstraße dar, den Tiefpunkt die Vertreibung und Vernichtung durch den Nationalsozialismus, die mit der Brandstiftung und Sprengung dieser Synagoge begannen. Erst langsam entstand nach 1945 wieder jüdisches Leben in der Stadt, heute prägt es die Stadtkultur erneut in vielfältiger Weise.

Dass der Holocaust im Jubiläumsprogramm nicht explizit vorkommt, begründete Bunk damit, dass die Erinnerung in jedem Jahr einen wichtigen Stellenwert hat und auch 2017 am 9. November der Opfer des Nationalsozialismus gedacht wird. Beim Jubiläum in diesem Jahr sollten jedoch andere Themen im Mittelpunkt stehen. „Das Judentum ist 700 Jahre lebendig gewesen und ist es wieder“, so Bunk. „Und das Gedenken fällt nicht weg, es steht nur nicht im Fokus“, ergänzte Spies.

Das Programm umfasst ganz unterschiedliche Veranstaltungen. „Musik, wissenschaftliche und historische Vorträge und auch Unterhaltsames“, berichtete Bunk. So werde es am 2. Oktober einen großen Neujahrsempfang der Jüdischen Gemeinde im Erwin-Piscator-Haus geben und am 8. Oktober in der neuen Synagoge Begegnungsmöglichkeiten beim Laubhüttenfest.

Wenz-Haubfleisch berichtete, dass das Staatsarchiv im November eine Ausstellung plant, an der sich laut Schaal auch die Universität beteiligt. Es werde vor allem das 19. Jahrhundert in den Mittelpunkt gerückt, als sich Jüdinnen und Juden erstmals emanzipiert zeigten, in dem aber auch der Antisemitismus verstärkt auftrat. Sie hoffe, so Wenz-Haubfleisch, dass dann auch die Ersterwähnungsurkunde der mittelalterlichen Synagoge nach Marburg komme, die sich in einem Privatarchiv befindet.

„Man muss die Feste feiern, wie sie fallen“, sagte Propst Wöllenstein im Hinblick auf das gleichzeitige Reformationsjubiläum. „Denn das ist kein Unfall, sondern ein Glücksfall“. Dass beide Jubiläen in dieses Jahr fallen, eröffne die Gelegenheit zu kritischer Auseinandersetzung, etwa mit dem Antisemitismus Martin Luthers. „Es ist nicht gerade ein Jubelthema“, so Wöllenstein, „aber ein verantwortungsvoller Umgang mit der Geschichte“.

Über das Jubiläumsjahr hinaus wird es einen Themenweg zum Jüdischen Leben in der Universitätsstadt geben, den Laufner präsentierte. Gäste und Marburgerinnen und Marburger könnten auf ihm Geschichte selbst erkunden, zwischen der mittelalterlichen und der neuen Synagoge über den Garten des Gedenkens, auf dem das von den Nationalsozialisten niedergebrannte Gotteshaus stand. Ein Faltblatt mit Karte ist ab sofort bei der Marburg Stadt und Land Touristik GmbH erhältlich oder kann unter www.marburg.de/juden heruntergeladen werden.

Das Jubiläumsprogramm enthält viele Veranstaltungen:
Evangelische Kirche und Judentum, von Luther zum EKD-Beschluss
Dr. Ulrich Oehlschläger, Präses der Ev. Kirche von Hessen-Nassau
Donnerstag, 27. April, 19.30 Uhr, Synagoge, Liebigstraße 21a

War Luther Antisemit? Das deutsch-jüdische Verhältnis als Tragödie der Nähe
Prof. Dietz Bering, Köln
Donnerstag, 4. Mai, 19.30 Uhr, Synagoge, Liebigstraße 21a

Stichtag 15. Mai 1317: Ersterwähnung einer Synagoge in Marburg. Juden in ihrer Stadt im 14. Jahrhundert.
Prof. Dr. Ursula Braasch-Schwersmann, Dr. Annegret Wenz-Haubfleisch, Marburg
Montag, 15. Mai, 19.30 Uhr, Synagoge, Liebigstraße 21a

Leonard-Cohen-Konzertabend
John Kenneth Clark, Schottland
Sonntag, 28. Mai, 19.30 Uhr, Turmcafé Spiegelslustturm

Vom Zinsverbot bis an die Börse. Wirtschaftsethik in Judentum, Christentum und Islam
54. Rother Synagogengespräch: Abraham de Wolf (Frankfurt), Zaid El-Mogadeddi (Frankfurt), Prof. em. Dr. Rainer Kessler (Marburg), Moderation: Prof. Dr. Edith Franke (Marburg)
Donnerstag, 1. Juni, 20 Uhr, Landsynagoge Roth, Lahnstraße 27, Weimar

Sommerfest der jüdischen Gemeinde mit Live-Konzert
Sonntag, 25. Juni, ab 14.30 Uhr, Liebigstraße 21a

3TM Klassik-Open-Air mit Orit Orbach als Solistin (Klarinette) mit dem SSO
Freitag, 7. Juli, Schlosspark-Bühne

Luther, Philipp und die Juden. Zur jüdischen Rechts- und Sozialgeschichte im Reformationsjahrhundert.
55. Rother Synagogengespräch: Prof. Dr. Siegfried Becker (Marburg)
Donnerstag, 17. August, 20 Uhr, Landsynagoge Roth, Lahnstraße 27, Weimar

Hebräische Variationen – Marburger Schlosskonzerte
Oberon Trio und Shirley Brill, Klarinette
Sonntag, 27. August, 18 Uhr, Fürstensaal des Landgrafenschlosses

Tag des offenen Denkmals: Führung in der mittelalterlichen Synagoge und im Garten des Gedenkens
Elmar Altwasser, Marburg
Sonntag, 10. September, 13/14/15/16 Uhr, mittelalterliche Synagoge/Garten des Gedenkens

Tag des offenen Denkmals: Offene Synagoge
Sonntag, 10. September, 13-16 Uhr, Liebigstraße 21a

Psalmen Jonglage
Kurhessische Kantorei, Ltg. Uwe Maibaum, Solistin Ka Young Lee
Samstag, 23. September, 19.30 Uhr, Lutherische Pfarrkirche

Großer Neujahrsempfang der Jüdischen Gemeinde: Begegnungstag, Feierstunde, Konzert und Empfang
Mit Bazar, Blitzschach, Gesprächen, Kennenlernen, Tänzen, Weinprobe und vielem mehr
Konzert mit Sandra Kreisler „Schum Davar“
Montag, 2. Oktober, ab 15 Uhr, Erwin-Piscator-Haus

Offene Sukkah: Begegnung während des Laubhüttenfestes
Sonntag, 8. Oktober, ab 14 Uhr, Liebigstraße 21a

Ausstellungseröffnung:
Auf dem Weg zu emanzipierten Bürgern. Jüdische Lebenswelten in und um Marburg.
Mittwoch, 15. November, 19 Uhr, Hessisches Staatsarchiv, Friedrichplatz

Christlich-Jüdische-Bibelauslegung zum Thema: Gnade
Bischof Dr. Martin Hein, Kassel
Donnerstag, 16. November, 19.30 Uhr, Synagoge, Liebigstraße 21a

Konzert mit Asamblea Medditerranea – Die Musik der Sefardim erinnert an die Zeiten, in denen Juden, Muslime und Christen friedlich Seite an Seite gelebt und damit eine einzigartige Kultur für die Nachwelt geschaffen haben.
Sonntag, 10. Dezember, 18 Uhr, Synagoge, Liebigstraße 2a

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