Roboter als Förderer frühkindlicher Bildung?
Marburg 7.2.2018 (pm/red) Während Prominente wie der Apple-Chef Tim Cook darüber informieren, dass sie ihre Kinder von Computern und insbesondere den sogenannten Social Media gerne fern halten, befleißigen sich deutsche Wissenschaftler das Lernen selbst zu „computerisieren“ bzw. Lernroboter einzubeziehen. Digitalisierung 4.0 auf dem Vormarsch:
Ein auf drei Jahre angelegtes Forschungsvorhaben, an dem die Universität Paderborn beteiligt ist, nimmt die Kind-Roboter-Interaktion und deren Nutzen für die frühkindliche Sprachbildung in den Blick. Ziel ist es, den Umgang mit sogenannten sozialen Robotern für bildungsrelevante Erfahrungen durch digitale Technologien zu ermöglichen, wird von der Uni Paderborn vermeldet.
Letztendlich könnten Roboter dann als neue Wissensträger, Interaktionspartner oder Förderer frühkindlicher Bildung eingesetzt werden. Das Vorhaben ist beim neuen NRW Graduiertenkolleg „Digitale Gesellschaft“ angesiedelt. Bei der standortübergreifenden Einrichtung arbeiten Promovierende an unterschiedlichen NRW-Hochschulen zusammen.
Kann ein Roboter ein sinnvoller Spielpartner für ein Kindergartenkind sein? Mit dieser Frage beschäftigen sich verschiedene beteiligte Wissenschaftler!
„Was bisher gefehlt hat, sind verlässliche Aussagen darüber, ob Kinder mit einem sozialen Roboter ihre Sprachfähigkeiten langfristig vertiefen können“, erklärt Promotionsbetreuerin Rohlfing und ergänzt: „Selbst, wenn dies der Fall sein sollte, fehlen genauere Vorstellungen, wie ein Roboter in einem Kindergarten sowohl auf die Kinder als auch auf die Erzieher wirken könnte“. Bei dem Forschungsvorhaben „merits“ arbeiten die Medienwissenschaftlerin Scarlet Siebert von der TH Köln und Linguist Nils Tolksdorf von der Universität Paderborn zusammen. Die Wissenschaftler untersuchen den Einsatz von Robotern aus medienpädagogischer und psycholinguistischer Perspektive.
Siebert erkundet, ob der Umgang mit sozialen Robotern bildungsrelevante Erfahrungen ermöglicht. Vielversprechende Ergebnisse gebe es bereits bei dem Projekt „Inklusion und sprachliche Bildung mit digitalen Medien im Kindergarten“ an der TH Köln, bei dem Siebert eine sprach- und interaktionsförderliche Gestaltung von Spiel- und Lernsituationen unter dem Einsatz von Tablets untersucht hatte. Tolksdorf, der sich im Rahmen seiner Masterarbeit schon mit kindlichen Antworten in einer Lernaufgabe beschäftigt hatte, will einen Dialog für eine Kind-Roboter-Interaktion entwickeln, der die kommunikativen Besonderheiten von Kindern stärker berücksichtigt.
„Kinder füllen zum Beispiel die Gesprächspausen mit Gesten und bestimmtem Blickverhalten aus – anders als Erwachsene, die meistens verbal antworten“, erklärt Tolksdorf. Ob Kinder ihre Sprachfähigkeiten mit einem Roboter vertiefen können, sollen sowohl Laborstudien als auch Untersuchungen im Alltag des Kindergartens zeigen.
Ob die Zielstellung des Forschungsvorhaben vor dem Hintergrund von Eziehermangel und Lehrermangel stattfindet, oder ob man der Digitalisierung der Gesellschaft schlechthin Vorschub leisten will, wird nicht mitgeteilt. Schöne, neue digitale Welt…