Bildung und Gleichberechtigung für Mädchen im ländlichen Afghanistan
Marburg 13.02.2018 (pm/red) „Der Dank, der mir von den Dorfbewohnern entgegengebracht wird, ist unbezahlbar. Nach diesem Austausch sehe ich mich erneut darin bestärkt: Ich bin, wo ich gebraucht werde“, berichtet Shaima Ghafury von ihrer kürzlich abgeschlossenen Fahrt nach Afghanistan. Westlich von Kabul, in der Region Wardak, wird bald die neue erdbebensichere Grundschule stehen. Die Eröffnung wird schon jetzt von 600 Mädchen und Jungen herbeigewünscht. Bislang konnten einige von ihnen in behelfsmäßigen Räumlichkeiten unterrichtet werden, jedoch ohne Platz für beispielsweise sportliche Aktivitäten. Dies ist jedoch ein wichtiger Aspekt, um ein angemessenes Lernumfeld bieten zu können. Mit der Unterstützung TERRA TECHs und der Initiative Afghanisches Handwerk (IAH) wird ihnen all dies in Zukunft zur Verfügung stehen.
„Vor allem für die Mädchen stellt die neue Schule eine enorme Chance dar. Die Alphabetisierungsquote liegt für sie bei lediglich 5-10 Prozent“, so Ghafury. In den ländlichen Gebieten Afghanistans spielt das Thema Bildung von Mädchen nach wie vor nur eine untergeordnete Rolle. Hinzu kommt, dass die Regierung die Stadtentwicklung als Priorität sieht, und die Dorfbevölkerung weniger unterstützt. „Mädchen sind in dieser Hinsicht doppelt diskriminiert und brauchen dringend unsere Unterstützung,“ so die gebürtige Afghanin.
Die neue Schule ermöglicht ihnen eine Grundbildung bis zur sechsten Klasse, sowie den Zugang zu Weiterbildung. Als Lehrerinnen können sie beispielsweise später an der Wardaker Grundschule arbeiten und ihr Wissen an die Kinder der nächsten Generation weitergeben. So haben die jungen Frauen einerseits eine berufliche Perspektive und auf der anderen Seite ist der Unterricht durchgängig gesichert.
Es sind die Einwohner selbst, die nach Gleichberechtigung für Mädchen streben. Bereits seit 2008 bietet die IAH sogenannte Home Schooling für Kinder in vier Dörfern im Distrikt Chake Wardak an. Dabei handelt es sich um Hausunterricht für über 200 Kinder, für den die Dorfbewohner Lehrer und Räumlichkeiten organisieren. In diesen zehn Jahren hat sich die Mentalität der Bevölkerung deutlich gewandelt und es entstand der konkrete Wunsch nach Bildung für Mädchen. Stolz erzählen Väter von der erfolgreichen Integration ihrer ausgebildeten Töchter ins Familiengeschäft. Hier helfen sie beispielsweise dabei, die Erträge der väterlichen Obstfarmen nach Pakistan zu exportieren. Das gibt dem Projekt Rückhalt und steigert die Hoffnung der Menschen auf Fortschritt im Land.
„Wenn es um zukunftsorientiertes Handeln geht, so ist Bildung das höchste Gut und passt optimal zu unserem Leitmotiv „Hilfe zur Selbsthilfe“. Wir möchten den Kindern Wardaks die Chance geben, in ihrem eigenen Land zu finden, was viele momentan anderswo suchen – den Weg aus der Armut und einen Zugang zu gesellschaftlicher Teilhabe“, versichert Andreas Schönemann, Geschäftsführer von TERRA TECH.