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Mit Filmen, Musik und Begegnung dem Rassismus entgegentreten

Marburg 13.3.2018 (pm/red) Seit 1994 finden in der zweiten Märzhälfte deutschlandweit Aktionen zu den „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ statt. Bis zum 11. April beteiligt sich auch die Stadt Marburg wieder an der Kampagne für Dialogkultur. Eine Wanderausstellung führt in die Welt der Sprachen. Darüber hinaus sollen Kindertheater, Filme, Vorträge und Diskussionen für mehr Toleranz und Verständnis füreinander sorgen.

Zu verschiedenen Themen und mit ganz unterschiedlichen Veranstaltungen werben mehrere Gruppen in Marburg bis zum 11. April für Toleranz und Miteinander. Den Auftakt zu der Veranstaltungsreihe bildet die Eröffnung der Wanderausstellung „1000 Bücher – 1000 Sprachen“. Die Ausstellung ist bis zum 23. März im „Grünen Haus“, Karlsbader Weg 5, am Richtsberg zu sehen. Der Ausstellungsraum kann für Kita, Schul- oder weitere Gruppen reserviert werden. Kontakt: Cornelia Brings, (06421) 4875619, cornelia.brings@marburg.de.

Einen Bildvortrag aus Sambia und Gesang des „Chorale Africaine“ gibt es am Dienstag, 13. März, ab 18 Uhr in der Lutherischen Pfarrkirche in Marburg. Im Vortrag berichtet Peter Borchert über seine sechsjährige Arbeit für die Christoffel-Blindenmission in Sambia. Er baute eine Augenklinik auf, seine Frau Kordelia Fischer-Borchert gründete ein Projekt für körperlich behinderte Menschen. Zehn Jahre später reiste Peter Borchert erneut nach Sambia und besuchte die Projekte.

Am Freitag, 16. März, gibt es ein Konzert um 20 Uhr in der Lutherischen Pfarrkirche. Aeham Ahmad spielt mit Edgar Knecht unter dem Titel „Keys to friendship“. Syrischer Gesang trifft hier auf deutsches Volkslied, Jazz und Latin verbinden sich mit arabischen Rhythmen. Der syrische Musiker wurde als „Pianist aus den Trümmern“ berühmt. Im Flüchtlingslager Jarmuk in Damaskus spielte er Klavier, um seinen Mitmenschen einen Moment der Hoffnung zu geben. Für ihr einzigartiges musikalisches Projekt gewannen Ahmad und Knecht 2017 den renommierten Weltmusikpreis „creole“.

Mit Rassismus in und durch J.R.R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“ beschäftigt sich am Samstag, 17. März, von 19 bis 21 Uhr in der Lutherischen Pfarrkirche der Vortrag von Alex Thattamannil-Klug. In dem Vortrag wird exemplarisch dargestellt, welche rassistischen Inhalte in diesem Werk zu finden sind und welche Rolle sie spielen. Der Referent vom Marburger Verein Colloquium beschäftigt sich nicht nur wissenschaftlich, sondern auch als Fan mit der Fantastik.

Rostam Nazari hat in seinem jungen Leben schon viel erlebt. Geboren in Afghanistan, ist er mit seiner Familie mit sieben Jahren in den Iran, als er 15 war nach Deutschland geflohen. Als Analphabet aufgewachsen, wird er nun am Sonntag, 18. März, von 18 bis 20 Uhr im Kerner am Lutherischen Kirchhof aus seiner eigenen Biographie vorlesen.

Der Film „I am not your Negro“ gibt am Mittwoch, 21. März, um 19 Uhr einen Einblick in die Bürgerrechtsbewegung der USA während der 60er-Jahre aus Sicht des afroamerikanischen Schriftstellers James Baldwin. Baldwin musste die Morde der mit ihm befreundeten Bürgerrechtler Malcom X, Martin Luther King und Medgar Evers miterleben. Dies hat bleibenden Eindruck auf seine schriftstellerische Arbeit. Das Ergebnis ist ein eindrücklicher Filmessay aus der Sicht Baldwins, welcher den Rassismus in den USA scharf analysiert und die noch immer hohe Aktualität seiner Thesen bis in die Gegenwart belegt. Veranstalter ist der Verein „Motivés e.V. Globales Schulkino“. Der Film wird gezeigt im Kerner am Lutherischen Kirchhof.

Das Projekt „Misch mit!“ Miteinander Vielfalt (er)leben vom Verein bsj zeigt am Donnerstag, 22. März, um 19 Uhr in der Lutherischen Pfarrkirche den Film „Generation Kundus. Der Krieg der anderen“. Der international preisgekrönte Dokumentarfilm von Regisseur Martin Gerner zeigt den Kriegsalltag in der seit Jahren umkämpften Stadt. 2009 hat dort ein deutscher Luftangriff über 100 Menschen das Leben gekostet. Bis heute lebt die Bevölkerung in Furcht vor Aufständischen. Der Film portraitiert fünf junge Afghanen mit ihren Hoffnungen, Träumen und Nöten. Im Anschluss gibt es Gelegenheit zum Gespräch mit Regisseur Martin Gerner.

Eine Gesprächsrunde mit Diskussion zum Thema „Marburg – Stadt der Zuflucht“ organisiert die Initiative 200 nach Marburg am Freitag, 23. März, von 16 bis 18 Uhr in der Lutherischen Pfarrkirche. Geflüchtete können dort von ihren Fluchterlebnissen berichten und über ihre Erfahrungen mit Integration vor Ort. Personen, die in Hilfsaktionen etwa auf Lesbos oder Chios tätig sind, sind eingeladen, über die Situation dort zu informieren. Im Anschluss daran gibt es ab 19 Uhr in der Lutherischen Pfarrkirche einen Abend der Begegnung mit Mitbringbuffet.

Mit dem Kompetenztraining zur Bewältigung von Diskriminierung (KOBEDI) können Interessierte am Sonntag, 25. März, von 09.30 bis 17 Uhr in der Lutherischen Pfarrkirche lernen und üben, weniger Diskriminierung zuzulassen und Diskriminierung besser zu bewältigen. Für das Training ist eine Voranmeldung bis 20. März erforderlich. Weitere Termine bis Herbst 2018 sind geplant. Information und Anmeldung bei Orgun Özcan, kobedi@uni-marburg.de, www.sozialpsychologie-marburg.de .

Den Abschluss der Veranstaltungsreihe bildet die Podiumsdiskussion „Die Anderen und Wir? Erfahrungen und Mechanismen Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“: Warum haben wir Angst voreinander? Wie entstehen eigentlich Ausgrenzung, Vorurteile und Gewalt? Warum und wofür brauchen Menschen überhaupt soziale Kategorisierung? Und was ist das Problem medial vermittelter Bilder und Stereotype? Mit Erklärungsansätzen für diese Leitfragen des Zusammenlebens wird sich Sozialpsychologieprofessor Ulrich Wagner (Philipps-Universität) zu Beginn der Podiumsdiskussion am Mittwoch, 11. April, um 19 Uhr über gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit auseinandersetzten.

„Bei den Internationalen Wochen geht es uns vor allem um das Zusammenleben vor Ort“, erklärt Pfarrer Ulrich Biskamp von der Lutherischen Pfarrkirche. „Unser gemeinsames Ziel ist das Verständnis über Kultur- und Religionsgrenzen, über Herkunft und Hautfarben hinweg“, ergänzen Adji Gaye und Andrea Fritzsch vom Fachdienst Migration und Flüchtlingshilfe sowie Lydia Koblofsky, die als Fachpromotorin für Globales Lernen im Marburger Weltladen arbeitet. Außerdem müsse das Gegenüber als Mensch und nicht als Vertreter einer Gruppe wahrgenommen werden. Das ginge nur durch Begegnungen auf Augenhöhe, erläutert Johannes Maaser vom Projekt „Einsicht – Marburg gegen Gewalt“.

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