Globaler Wandel und seine Folgen für die biologische Vielfalt
Am 22. Oktober referiert Prof. Dr. Nina Farwig zum Thema „Globaler Wandel und seine Folgen für die biologische Vielfalt“ im Rahmen der Ringvolesung „Konflikte in Gegenwart und Zukunft“. Der Vortrag beginnt um 18:30 Uhr und findet im Raum +1/0010 des Uni-Hörsaalgebäudes in der Biegenstraße 14, 35037 Marburg, statt.
Die weltweit wachsende menschliche Bevölkerung nutzt natürliche Flächen und Ressourcen immer intensiver, beispielsweise durch Land- und Forstwirtschaft oder die Ausdehnung von Siedlungsflächen. Landnutzungsänderungen sind daher neben dem Klimawandel hauptverantwortliche Treiber des globalen Wandels. Derzeit bedecken menschlich dominierte Landschaften bereits über 40 Prozent der Landfläche. Diese Landnutzungsänderungen sowie der Klimawandel bedrohen die Biodiversität.
Der globale Wandel führt allerdings nicht nur zu Veränderungen von natürlichen Artengemeinschaften, sondern hat auch Folgen für essentielle Ökosystemleistungen, wie nachwachsende Rohstoffe, Bestäubung, Krankeits- und Schädlingskontrolle, Nährstoffrecycling sowie Erholung und Tourismus. Der Weltbiodiversitätsrat hat beispielsweise gezeigt, dass für 85 Prozent der wichtigsten Nutzpflanzen ohne Bestäuber der Ertragsverlust zwischen 40 und 90 Prozent liegen würde.
Mehrere Studien konnten zeigen, dass eine “biodiversitätsfreundliche” Bewirtschaftungsweise nicht nur die Bestäubungsleistung erhöht, sondern auch eine natürliche Schädlingskontrolle gewährleistet. Ähnliches gilt für die natürliche Krankheitskontrolle durch Aasfresser oder Nährstoffrecycling. Biodiversität und Ökosystemleistungen haben direkte oder indirekte Konsequenzen für das menschliche Wohlergehen und sind mit vielen Nachhaltigkeitsziele eng verknüpft. Aus diesem Grund müssen wir als Gesellschaft Lösungen finden, Landschaften diversifiziert und nachhaltig zu nutzen und somit auch die Biodiversität und ihre Ökosystemleistungen langfristig zu erhalten.
Prof. Dr. Nina Farwig ist seit März 2015 Universitätsprofessorin für Naturschutz an der Philipps-Universität Marburg, wo sie bereits seit 2008 eine eigene Arbeitsgruppe als Robert Bosch Juniorprofessorin für „Nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen“ geleitet hatte. Davor hat sie in mehreren tropischen und temperaten Gebieten sowie an den Universitäten Mainz und Bern gearbeitet.
Ihr spezielles Forschungsinteresse liegt in der Verknüpfung von ökologischer Grundlagenforschung und anwendungsorientierten Naturschutzfragen. Sie untersucht, inwiefern die biologische Vielfalt zur Stabilität von Ökosystemen beiträgt. Aus diesen Erkenntnissen möchte sie nachhaltige Nutzungskonzepte sowie einfache Indikatorsystem zum Schutz bedrohter Arten und zum Erhalt von Vielfalt und Funktion auf unterschiedlichen räumlichen Skalen entwickeln.