Informationsveranstaltung „Die Marburger Jäger schießen auf Demonstrierende“
Einen Rückblick auf das Blutbad in Oberschlesien vor einhundert Jahren bietet eine Informationsabend Die Linke Marburg mit Dr. Klaus-Peter Friedrich (Historiker).
Nach der Novemberrevolution 1918 war für die Überlebenden des Marburger Reserve-Jäger-Bataillon Nr. 11 der Krieg noch nicht zu Ende. Bereits am 14. November wurden sie in Marsch gesetzt zur „Rettung Oberschlesiens vor den Spartakisten und den Polen für das Deutschtum“. Am 3. Januar 1919 schossen sie in Königshütte auf protestierende Bergarbeiter, von denen mindestens 16 tödlich verletzt wurden.
Acht Tage nach dem Blutbad teilte die Beuthener polnische Zeitung „Katolik“ die Namen des Großteils der am 3. Januar 1919 Erschossenen mit:
– Karl Czech, 26 Jahre, Hilfsschrankenwärter aus Neu Heiduk
– Anton Fuchs, 18 Jahre Hüttenarbeiter
– Franz Georg Gawlitzek 32 Jahr, Grubenarbeiter
– Herrmenn Grychtol, 19 Jahre, Elektriker aus Schwientochlowitz
– Maria Gryszczyk, 28 Jahre, Arbeiterin
– Johann Kandzia, 24 Jahre, Grubenarbeiter aus Neu Heiduk
– Andreas Franz Kania, 55 Jahre, Grubenarbeiter aus Neu Heiduk
– Franz Martin Klis, 52 Jahre, Hauer
– Anton Paul Lakota, 41 Jahre, Grubenarbeiter
– Wilhelm Lipp, 18 Jahre, Grubenarbeiter
– Peter Matthussek,41 Jahre, Zimmerhauer aus Bismarkhütte
– Franz Michael Olszycka, 50 Jahre, Hauer
– Alfons Arthur Zuber, 16 Jahre, Arbeiter
Allzu wenig ist in Marburg nicht nur über die oberschlesischen Opfer „der Jäger“ bekannt, sondern auch über jene Marburger, die sich in den ersten Monaten nach dem Waffenstillstand dem Militarismus und der Anpreisung eines unbeugsamen „Jägergeists“ nach Kräften widersetzten.
Wir fragen: Warum verpflichteten sich Ende November 1918 wieder 616 Soldaten des Marburger Reserve-Jäger-Batallions Nr. 11 mit 23 Offizieren nach der Novemberrevolution die östlichen Reichsgrenzen vor angeblichen polnischen Annexionsabsichten und die Oberschlesien vor der „bolschewistischen Gefahr“ zu schützen.
Was trieb sie an? Warum waren sie nicht kampfesmüde nach den Einsätzen in Palästina, wo sie an der Seite der Türken gegen die Briten kämpften und viele Opfer zu beklagen hatten?
Mittwoch, 21. November 2018, 19.00 Uhr
Käte-Dinnebier-Saal, DGB-Haus, Bahnhofstr. 6